Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der merkwürdige Baum Moos.
Der wie ein Fenchel ausgekeimmt, mit einem art-
gen langen Haar.

Die Farben sind auch mannigfalt, braungrünlich,
Aschenfarbig, weis,

Grün weislich-Asch-grau und was mehr, zu un-
sers weisen Schöpfers Preis,

Vor Farben noch am Moos zu sehn. Fürnemlich
kan man an den Buchen,

Den Moos der gleichsam Kohlenschwarz in denen
dichten Wäldern suchen:

Der wenn man auch von ferne steht, uns in die
Augen lieblich strahlt,

Als wär der Baum mit schwarzer Farb von zarten
Pinseln übermahlt.

Will man auf ihren Ursprung sehn; so wächset ein-
ges aus dem Baume,

Jn einen dürr und steinigten, das andre in den
feuchten Raume,

Allwo die fette Feuchtigkeit, als wie ein Oel im
Baum aufzieht,

Da aus den gröbsten Erden-Saft hernach der Moos
herkeimmt und blüht.

Ob zwar derselbe schädlich ist den Bäumen die in
Gärten stehn,

Weil wir so viele hie und da, die durch den Moos
erstikket sehn;

So ist er doch nicht minder nüz, dieweil der Vor-
sicht sorgend Walten,

Dadurch auch manche Pflanz und Baum vor ihren
Untergang erhalten.

Der Moos bedekt den Stamm beim Frost, vorm
Nordwind, vor das kalte Eis,

Beschüzt ihn vor der kalten Luft, wie man aus der
Erfahrung weis,

Er
Der merkwuͤrdige Baum Moos.
Der wie ein Fenchel ausgekeimmt, mit einem art-
gen langen Haar.

Die Farben ſind auch mannigfalt, braungruͤnlich,
Aſchenfarbig, weis,

Gruͤn weislich-Aſch-grau und was mehr, zu un-
ſers weiſen Schoͤpfers Preis,

Vor Farben noch am Moos zu ſehn. Fuͤrnemlich
kan man an den Buchen,

Den Moos der gleichſam Kohlenſchwarz in denen
dichten Waͤldern ſuchen:

Der wenn man auch von ferne ſteht, uns in die
Augen lieblich ſtrahlt,

Als waͤr der Baum mit ſchwarzer Farb von zarten
Pinſeln uͤbermahlt.

Will man auf ihren Urſprung ſehn; ſo waͤchſet ein-
ges aus dem Baume,

Jn einen duͤrr und ſteinigten, das andre in den
feuchten Raume,

Allwo die fette Feuchtigkeit, als wie ein Oel im
Baum aufzieht,

Da aus den groͤbſten Erden-Saft hernach der Moos
herkeimmt und bluͤht.

Ob zwar derſelbe ſchaͤdlich iſt den Baͤumen die in
Gaͤrten ſtehn,

Weil wir ſo viele hie und da, die durch den Moos
erſtikket ſehn;

So iſt er doch nicht minder nuͤz, dieweil der Vor-
ſicht ſorgend Walten,

Dadurch auch manche Pflanz und Baum vor ihren
Untergang erhalten.

Der Moos bedekt den Stamm beim Froſt, vorm
Nordwind, vor das kalte Eis,

Beſchuͤzt ihn vor der kalten Luft, wie man aus der
Erfahrung weis,

Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0176" n="164"/>
          <fw place="top" type="header">Der merkwu&#x0364;rdige Baum Moos.</fw><lb/>
          <l>Der wie ein Fenchel ausgekeimmt, mit einem art-<lb/><hi rendition="#et">gen langen Haar.</hi></l><lb/>
          <l>Die Farben &#x017F;ind auch mannigfalt, braungru&#x0364;nlich,<lb/><hi rendition="#et">A&#x017F;chenfarbig, weis,</hi></l><lb/>
          <l>Gru&#x0364;n weislich-A&#x017F;ch-grau und was mehr, zu un-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ers wei&#x017F;en Scho&#x0364;pfers Preis,</hi></l><lb/>
          <l>Vor Farben noch am Moos zu &#x017F;ehn. Fu&#x0364;rnemlich<lb/><hi rendition="#et">kan man an den Buchen,</hi></l><lb/>
          <l>Den Moos der gleich&#x017F;am Kohlen&#x017F;chwarz in denen<lb/><hi rendition="#et">dichten Wa&#x0364;ldern &#x017F;uchen:</hi></l><lb/>
          <l>Der wenn man auch von ferne &#x017F;teht, uns in die<lb/><hi rendition="#et">Augen lieblich &#x017F;trahlt,</hi></l><lb/>
          <l>Als wa&#x0364;r der Baum mit &#x017F;chwarzer Farb von zarten<lb/><hi rendition="#et">Pin&#x017F;eln u&#x0364;bermahlt.</hi></l><lb/>
          <l>Will man auf ihren Ur&#x017F;prung &#x017F;ehn; &#x017F;o wa&#x0364;ch&#x017F;et ein-<lb/><hi rendition="#et">ges aus dem Baume,</hi></l><lb/>
          <l>Jn einen du&#x0364;rr und &#x017F;teinigten, das andre in den<lb/><hi rendition="#et">feuchten Raume,</hi></l><lb/>
          <l>Allwo die fette Feuchtigkeit, als wie ein Oel im<lb/><hi rendition="#et">Baum aufzieht,</hi></l><lb/>
          <l>Da aus den gro&#x0364;b&#x017F;ten Erden-Saft hernach der Moos<lb/><hi rendition="#et">herkeimmt und blu&#x0364;ht.</hi></l><lb/>
          <l>Ob zwar der&#x017F;elbe &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t den Ba&#x0364;umen die in<lb/><hi rendition="#et">Ga&#x0364;rten &#x017F;tehn,</hi></l><lb/>
          <l>Weil wir &#x017F;o viele hie und da, die durch den Moos<lb/><hi rendition="#et">er&#x017F;tikket &#x017F;ehn;</hi></l><lb/>
          <l>So i&#x017F;t er doch nicht minder nu&#x0364;z, dieweil der Vor-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;icht &#x017F;orgend Walten,</hi></l><lb/>
          <l>Dadurch auch manche Pflanz und Baum vor ihren<lb/><hi rendition="#et">Untergang erhalten.</hi></l><lb/>
          <l>Der Moos bedekt den Stamm beim Fro&#x017F;t, vorm<lb/><hi rendition="#et">Nordwind, vor das kalte Eis,</hi></l><lb/>
          <l>Be&#x017F;chu&#x0364;zt ihn vor der kalten Luft, wie man aus der<lb/><hi rendition="#et">Erfahrung weis,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0176] Der merkwuͤrdige Baum Moos. Der wie ein Fenchel ausgekeimmt, mit einem art- gen langen Haar. Die Farben ſind auch mannigfalt, braungruͤnlich, Aſchenfarbig, weis, Gruͤn weislich-Aſch-grau und was mehr, zu un- ſers weiſen Schoͤpfers Preis, Vor Farben noch am Moos zu ſehn. Fuͤrnemlich kan man an den Buchen, Den Moos der gleichſam Kohlenſchwarz in denen dichten Waͤldern ſuchen: Der wenn man auch von ferne ſteht, uns in die Augen lieblich ſtrahlt, Als waͤr der Baum mit ſchwarzer Farb von zarten Pinſeln uͤbermahlt. Will man auf ihren Urſprung ſehn; ſo waͤchſet ein- ges aus dem Baume, Jn einen duͤrr und ſteinigten, das andre in den feuchten Raume, Allwo die fette Feuchtigkeit, als wie ein Oel im Baum aufzieht, Da aus den groͤbſten Erden-Saft hernach der Moos herkeimmt und bluͤht. Ob zwar derſelbe ſchaͤdlich iſt den Baͤumen die in Gaͤrten ſtehn, Weil wir ſo viele hie und da, die durch den Moos erſtikket ſehn; So iſt er doch nicht minder nuͤz, dieweil der Vor- ſicht ſorgend Walten, Dadurch auch manche Pflanz und Baum vor ihren Untergang erhalten. Der Moos bedekt den Stamm beim Froſt, vorm Nordwind, vor das kalte Eis, Beſchuͤzt ihn vor der kalten Luft, wie man aus der Erfahrung weis, Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/176
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/176>, abgerufen am 22.12.2024.