Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die wunderbahre Flucht unterschiedner Vögel. Sie sammlen sich zu Hauff und ziehn mit grossenHeere, Jm Fluge durch die Lufft, und über Erd und Meere, Jn andre Gegend hin. Sie ziehen schleunig fort, Jn andre Länder hin, an einem warmen Ort; Sie kommen bei dem Schein der warmen Frühlings Blikke, Aus ihren Auffenthalt der Winterszeit zurükke. Zwar einge finden sich, die das in Zweiffel ziehn, Daß Schwalben ganz hinweg in fremde Gegend fliehn, Sie meinen, daß sie sich in tieffen Grund verstek- ten, Bis sie sich durch den Strahl der Sonnen aufer- wekten. Dem sey nun, wie ihm sey; gnug zu der Herbstes Zeit, Sind sie wie Kraniche zu ihrer Flucht bereit; Sie werden durch den Reiz in der Natur bewogen, Sie sind uns dem Gesicht im trüben Herbst entflo- gen. Bei Wachteln, Kranichen ists gänzlich ausgemacht, Daß wenn der Jahreskreis, die Herbstzeit herge- bracht, Sie nach dem warmen Strich, zu denen Südens Theilen, Gleichsam, als Truppenweis mit schnellen Flügeln eilen. Der Führer fliegt vorher, durchstreicht die dünne Bahn, Und zeigt den rechten Weg in fremde Länder an, Die andern folgen nach, in wollgeorndten Zügen, Da sie wie Linien, als leichte Heere fliegen. Ob ihnen gleich die Welt im Abris nicht bekannt; So
Die wunderbahre Flucht unterſchiedner Voͤgel. Sie ſammlen ſich zu Hauff und ziehn mit groſſenHeere, Jm Fluge durch die Lufft, und uͤber Erd und Meere, Jn andre Gegend hin. Sie ziehen ſchleunig fort, Jn andre Laͤnder hin, an einem warmen Ort; Sie kommen bei dem Schein der warmen Fruͤhlings Blikke, Aus ihren Auffenthalt der Winterszeit zuruͤkke. Zwar einge finden ſich, die das in Zweiffel ziehn, Daß Schwalben ganz hinweg in fremde Gegend fliehn, Sie meinen, daß ſie ſich in tieffen Grund verſtek- ten, Bis ſie ſich durch den Strahl der Sonnen aufer- wekten. Dem ſey nun, wie ihm ſey; gnug zu der Herbſtes Zeit, Sind ſie wie Kraniche zu ihrer Flucht bereit; Sie werden durch den Reiz in der Natur bewogen, Sie ſind uns dem Geſicht im truͤben Herbſt entflo- gen. Bei Wachteln, Kranichen iſts gaͤnzlich ausgemacht, Daß wenn der Jahreskreis, die Herbſtzeit herge- bracht, Sie nach dem warmen Strich, zu denen Suͤdens Theilen, Gleichſam, als Truppenweis mit ſchnellen Fluͤgeln eilen. Der Fuͤhrer fliegt vorher, durchſtreicht die duͤnne Bahn, Und zeigt den rechten Weg in fremde Laͤnder an, Die andern folgen nach, in wollgeorndten Zuͤgen, Da ſie wie Linien, als leichte Heere fliegen. Ob ihnen gleich die Welt im Abris nicht bekannt; So
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Die wunderbahre Flucht unterſchiedner Voͤgel.
Sie ſammlen ſich zu Hauff und ziehn mit groſſen
Heere,
Jm Fluge durch die Lufft, und uͤber Erd und Meere,
Jn andre Gegend hin. Sie ziehen ſchleunig fort,
Jn andre Laͤnder hin, an einem warmen Ort;
Sie kommen bei dem Schein der warmen Fruͤhlings
Blikke,
Aus ihren Auffenthalt der Winterszeit zuruͤkke.
Zwar einge finden ſich, die das in Zweiffel ziehn,
Daß Schwalben ganz hinweg in fremde Gegend
fliehn,
Sie meinen, daß ſie ſich in tieffen Grund verſtek-
ten,
Bis ſie ſich durch den Strahl der Sonnen aufer-
wekten.
Dem ſey nun, wie ihm ſey; gnug zu der Herbſtes
Zeit,
Sind ſie wie Kraniche zu ihrer Flucht bereit;
Sie werden durch den Reiz in der Natur bewogen,
Sie ſind uns dem Geſicht im truͤben Herbſt entflo-
gen.
Bei Wachteln, Kranichen iſts gaͤnzlich ausgemacht,
Daß wenn der Jahreskreis, die Herbſtzeit herge-
bracht,
Sie nach dem warmen Strich, zu denen Suͤdens
Theilen,
Gleichſam, als Truppenweis mit ſchnellen Fluͤgeln
eilen.
Der Fuͤhrer fliegt vorher, durchſtreicht die duͤnne
Bahn,
Und zeigt den rechten Weg in fremde Laͤnder an,
Die andern folgen nach, in wollgeorndten Zuͤgen,
Da ſie wie Linien, als leichte Heere fliegen.
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