Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die wunderbahre Flucht unterschiedner Vögel.
Du hast zwar die Vernunfft, die weise Führerin,
Die unsre Thaten lenkt, und einem klugen Sinn,
Den Thieren nicht geschenkt; doch aber dahingegen,
Mit solchen Trieb versehn, den wir mit Lust erwe-
gen.

Es handelt nach dem Trieb, den du ihm einge-
drükt,

Und daher kommt es auch, das man so viel erblikt,
Was weise, klug und wohl. Man sieht dein weises
Walten,

Anbetenswürdger GOtt! in allen den Anstalten
Die in dem Thierreich sind. Es fehlt dem Thier
Verstand;

Wenn man sein Thun ansieht; so merkt man deine
Hand,

Die alles weislich lenkt, so daß ohn eignes Tichten,
Sie alles wunderbahr zum guten Zwekke richten.
Und weil der Handlung Grund nicht in denselben
ist;

So lernen wir daran die Warheit: GOtt du
bist,

Ein grosser Zebaoth, der über alles wachet,
Sich in der Kreatur vor Menschen herrlich machet.
Laß uns allweiser GOtt! darauf das Herze drehn,
Wenn wir, was wunderbahr, an denen Vögeln
sehn!

Der Schöpfer zeiget uns, bei ihren weisen Werken,
Daß unsre Schuldigkeit die Weisheit zu bemerken,
Die sie geschikt gemacht. Wer sich nur dran ver-
gnügt,

Wenn eine Schwalben Schaar, in schönster Ord-
nung fliegt;

Und weiter nicht gedenkt, der sieht die Kreaturen,
Und sieht dabei doch nicht des weisen Schöpfers
Spuren:

Wer
Die wunderbahre Flucht unterſchiedner Voͤgel.
Du haſt zwar die Vernunfft, die weiſe Fuͤhrerin,
Die unſre Thaten lenkt, und einem klugen Sinn,
Den Thieren nicht geſchenkt; doch aber dahingegen,
Mit ſolchen Trieb verſehn, den wir mit Luſt erwe-
gen.

Es handelt nach dem Trieb, den du ihm einge-
druͤkt,

Und daher kommt es auch, das man ſo viel erblikt,
Was weiſe, klug und wohl. Man ſieht dein weiſes
Walten,

Anbetenswuͤrdger GOtt! in allen den Anſtalten
Die in dem Thierreich ſind. Es fehlt dem Thier
Verſtand;

Wenn man ſein Thun anſieht; ſo merkt man deine
Hand,

Die alles weislich lenkt, ſo daß ohn eignes Tichten,
Sie alles wunderbahr zum guten Zwekke richten.
Und weil der Handlung Grund nicht in denſelben
iſt;

So lernen wir daran die Warheit: GOtt du
biſt,

Ein groſſer Zebaoth, der uͤber alles wachet,
Sich in der Kreatur vor Menſchen herrlich machet.
Laß uns allweiſer GOtt! darauf das Herze drehn,
Wenn wir, was wunderbahr, an denen Voͤgeln
ſehn!

Der Schoͤpfer zeiget uns, bei ihren weiſen Werken,
Daß unſre Schuldigkeit die Weisheit zu bemerken,
Die ſie geſchikt gemacht. Wer ſich nur dran ver-
gnuͤgt,

Wenn eine Schwalben Schaar, in ſchoͤnſter Ord-
nung fliegt;

Und weiter nicht gedenkt, der ſieht die Kreaturen,
Und ſieht dabei doch nicht des weiſen Schoͤpfers
Spuren:

Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0184" n="172"/>
          <fw place="top" type="header">Die wunderbahre Flucht unter&#x017F;chiedner Vo&#x0364;gel.</fw><lb/>
          <l>Du ha&#x017F;t zwar die Vernunfft, die wei&#x017F;e Fu&#x0364;hrerin,</l><lb/>
          <l>Die un&#x017F;re Thaten lenkt, und einem klugen Sinn,</l><lb/>
          <l>Den Thieren nicht ge&#x017F;chenkt; doch aber dahingegen,</l><lb/>
          <l>Mit &#x017F;olchen Trieb ver&#x017F;ehn, den wir mit Lu&#x017F;t erwe-<lb/><hi rendition="#et">gen.</hi></l><lb/>
          <l>Es handelt nach dem Trieb, den du ihm einge-<lb/><hi rendition="#et">dru&#x0364;kt,</hi></l><lb/>
          <l>Und daher kommt es auch, das man &#x017F;o viel erblikt,</l><lb/>
          <l>Was wei&#x017F;e, klug und wohl. Man &#x017F;ieht dein wei&#x017F;es<lb/><hi rendition="#et">Walten,</hi></l><lb/>
          <l>Anbetenswu&#x0364;rdger <hi rendition="#fr">GOtt!</hi> in allen den An&#x017F;talten</l><lb/>
          <l>Die in dem Thierreich &#x017F;ind. Es fehlt dem Thier<lb/><hi rendition="#et">Ver&#x017F;tand;</hi></l><lb/>
          <l>Wenn man &#x017F;ein Thun an&#x017F;ieht; &#x017F;o merkt man deine<lb/><hi rendition="#et">Hand,</hi></l><lb/>
          <l>Die alles weislich lenkt, &#x017F;o daß ohn eignes Tichten,</l><lb/>
          <l>Sie alles wunderbahr zum guten Zwekke richten.</l><lb/>
          <l>Und weil der Handlung Grund nicht in den&#x017F;elben<lb/><hi rendition="#et">i&#x017F;t;</hi></l><lb/>
          <l>So lernen wir daran die Warheit: <hi rendition="#fr">GOtt</hi> du<lb/><hi rendition="#et">bi&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Ein gro&#x017F;&#x017F;er Zebaoth, der u&#x0364;ber alles wachet,</l><lb/>
          <l>Sich in der Kreatur vor Men&#x017F;chen herrlich machet.</l><lb/>
          <l>Laß uns allwei&#x017F;er <hi rendition="#fr">GOtt!</hi> darauf das Herze drehn,</l><lb/>
          <l>Wenn wir, was wunderbahr, an denen Vo&#x0364;geln<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ehn!</hi></l><lb/>
          <l>Der Scho&#x0364;pfer zeiget uns, bei ihren wei&#x017F;en Werken,</l><lb/>
          <l>Daß un&#x017F;re Schuldigkeit die Weisheit zu bemerken,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ie ge&#x017F;chikt gemacht. Wer &#x017F;ich nur dran ver-<lb/><hi rendition="#et">gnu&#x0364;gt,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn eine Schwalben Schaar, in &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter Ord-<lb/><hi rendition="#et">nung fliegt;</hi></l><lb/>
          <l>Und weiter nicht gedenkt, der &#x017F;ieht die Kreaturen,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ieht dabei doch nicht des wei&#x017F;en Scho&#x0364;pfers<lb/><hi rendition="#et">Spuren:</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0184] Die wunderbahre Flucht unterſchiedner Voͤgel. Du haſt zwar die Vernunfft, die weiſe Fuͤhrerin, Die unſre Thaten lenkt, und einem klugen Sinn, Den Thieren nicht geſchenkt; doch aber dahingegen, Mit ſolchen Trieb verſehn, den wir mit Luſt erwe- gen. Es handelt nach dem Trieb, den du ihm einge- druͤkt, Und daher kommt es auch, das man ſo viel erblikt, Was weiſe, klug und wohl. Man ſieht dein weiſes Walten, Anbetenswuͤrdger GOtt! in allen den Anſtalten Die in dem Thierreich ſind. Es fehlt dem Thier Verſtand; Wenn man ſein Thun anſieht; ſo merkt man deine Hand, Die alles weislich lenkt, ſo daß ohn eignes Tichten, Sie alles wunderbahr zum guten Zwekke richten. Und weil der Handlung Grund nicht in denſelben iſt; So lernen wir daran die Warheit: GOtt du biſt, Ein groſſer Zebaoth, der uͤber alles wachet, Sich in der Kreatur vor Menſchen herrlich machet. Laß uns allweiſer GOtt! darauf das Herze drehn, Wenn wir, was wunderbahr, an denen Voͤgeln ſehn! Der Schoͤpfer zeiget uns, bei ihren weiſen Werken, Daß unſre Schuldigkeit die Weisheit zu bemerken, Die ſie geſchikt gemacht. Wer ſich nur dran ver- gnuͤgt, Wenn eine Schwalben Schaar, in ſchoͤnſter Ord- nung fliegt; Und weiter nicht gedenkt, der ſieht die Kreaturen, Und ſieht dabei doch nicht des weiſen Schoͤpfers Spuren: Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/184
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/184>, abgerufen am 22.12.2024.