Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Gedanken über einem Weinstock. Wie herrlich sind sie ausgezieret, Wenn man die Trauben recht erblikt, Die wie Cristallen klar poliret, Gefüllten Perlen gleich geschmükt; Der Nectarsafft der darin schwimmet, Darin als hellen Bechern glimmet, Erregt des Gaumes Lüsternheit, Man saugt den Safft, den Trank der Reben, Der bei den Kummer-vollen Leben, Der Menschen banges Herz erfreut. O! lieblich wachsendes Vergnügen, Womit der Schöpfer uns begabt, Womit sein waltend weises Fügen, Das Aug ergözt, die Zunge labt! Die Sinnen starren bei dem Seegen, Wenn wir mit stiller Lust erwegen, Wie wunderbar der Weinstok sprießt; Das Herze wallt, wenn wir bedenken, Wie gütig GOtt in den Geschenken, Woraus ein süß Erquikken fließt. Der Allmacht wundervolle Gänge, Sind an dem Weinstok gnug zu sehn, Und in der Trauben süsse Menge, An jeder Beere zu erhöhn. Ein dürrer Stok wird zu Canälen Wodurch zur Lindrung bei dem Quälen Der Kummerwelt, ein Labsal läufft; Ein Labsal das recht feurreich quillet, Das Blut mit Lebens-Geistern füllet; Die matt gewordnen Glieder steift. Wie Dritter Theil. M
Gedanken uͤber einem Weinſtock. Wie herrlich ſind ſie ausgezieret, Wenn man die Trauben recht erblikt, Die wie Criſtallen klar poliret, Gefuͤllten Perlen gleich geſchmuͤkt; Der Nectarſafft der darin ſchwimmet, Darin als hellen Bechern glimmet, Erregt des Gaumes Luͤſternheit, Man ſaugt den Safft, den Trank der Reben, Der bei den Kummer-vollen Leben, Der Menſchen banges Herz erfreut. O! lieblich wachſendes Vergnuͤgen, Womit der Schoͤpfer uns begabt, Womit ſein waltend weiſes Fuͤgen, Das Aug ergoͤzt, die Zunge labt! Die Sinnen ſtarren bei dem Seegen, Wenn wir mit ſtiller Luſt erwegen, Wie wunderbar der Weinſtok ſprießt; Das Herze wallt, wenn wir bedenken, Wie guͤtig GOtt in den Geſchenken, Woraus ein ſuͤß Erquikken fließt. Der Allmacht wundervolle Gaͤnge, Sind an dem Weinſtok gnug zu ſehn, Und in der Trauben ſuͤſſe Menge, An jeder Beere zu erhoͤhn. Ein duͤrrer Stok wird zu Canaͤlen Wodurch zur Lindrung bei dem Quaͤlen Der Kummerwelt, ein Labſal laͤufft; Ein Labſal das recht feurreich quillet, Das Blut mit Lebens-Geiſtern fuͤllet; Die matt gewordnen Glieder ſteift. Wie Dritter Theil. M
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Gedanken uͤber einem Weinſtock.
Wie herrlich ſind ſie ausgezieret,
Wenn man die Trauben recht erblikt,
Die wie Criſtallen klar poliret,
Gefuͤllten Perlen gleich geſchmuͤkt;
Der Nectarſafft der darin ſchwimmet,
Darin als hellen Bechern glimmet,
Erregt des Gaumes Luͤſternheit,
Man ſaugt den Safft, den Trank der Reben,
Der bei den Kummer-vollen Leben,
Der Menſchen banges Herz erfreut.
O! lieblich wachſendes Vergnuͤgen,
Womit der Schoͤpfer uns begabt,
Womit ſein waltend weiſes Fuͤgen,
Das Aug ergoͤzt, die Zunge labt!
Die Sinnen ſtarren bei dem Seegen,
Wenn wir mit ſtiller Luſt erwegen,
Wie wunderbar der Weinſtok ſprießt;
Das Herze wallt, wenn wir bedenken,
Wie guͤtig GOtt in den Geſchenken,
Woraus ein ſuͤß Erquikken fließt.
Der Allmacht wundervolle Gaͤnge,
Sind an dem Weinſtok gnug zu ſehn,
Und in der Trauben ſuͤſſe Menge,
An jeder Beere zu erhoͤhn.
Ein duͤrrer Stok wird zu Canaͤlen
Wodurch zur Lindrung bei dem Quaͤlen
Der Kummerwelt, ein Labſal laͤufft;
Ein Labſal das recht feurreich quillet,
Das Blut mit Lebens-Geiſtern fuͤllet;
Die matt gewordnen Glieder ſteift.
Wie
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