Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der Krieg. Sie flehen um ein Freundschafts-Zeichen, Den halb entseelten Nachbahr an, Und dieser bittet sie imgleichen, Da keiner andern helfen kan, Sie wünschen bei dem heissen Schmerze, Und was denn? Einen Stich ins Herze. Erbärmlich Schauspiel! der da lechzet, Nach einem kühlen Labetrank, Wird durch den Pferdetrap zerquetschet, Bei des Getümmels wilden Drang: Er will ein kaltes Wasser haben, Muß sich in heissen Blute laben. Jedoch noch nicht genug gestritten, Obgleich der Wahlvlaz überschwimmt, Und schon viel tausende gelitten Den ein recht kläglich End bestimmt, Kaum ist das Donnern erst zum Ende, So blizzen schon die starken Hände. Kaum ist der schwarze Staub verstoben, Das Pulver und der Schuß vorbei, Sind Bajonetter aufgeschroben, Und was noch lebt, vom Tod nicht frei; Die Säbel werden auch gezükket, Es wird noch näher angerükket. Da geht es an ein Mezzeln, Stechen, Als wenn das Vieh zur Schlachtbank geht, An Würgen, Hauen, Hälsebrechen, Als wenn man reiffes Korn abmäht, Da
Der Krieg. Sie flehen um ein Freundſchafts-Zeichen, Den halb entſeelten Nachbahr an, Und dieſer bittet ſie imgleichen, Da keiner andern helfen kan, Sie wuͤnſchen bei dem heiſſen Schmerze, Und was denn? Einen Stich ins Herze. Erbaͤrmlich Schauſpiel! der da lechzet, Nach einem kuͤhlen Labetrank, Wird durch den Pferdetrap zerquetſchet, Bei des Getuͤmmels wilden Drang: Er will ein kaltes Waſſer haben, Muß ſich in heiſſen Blute laben. Jedoch noch nicht genug geſtritten, Obgleich der Wahlvlaz uͤberſchwimmt, Und ſchon viel tauſende gelitten Den ein recht klaͤglich End beſtimmt, Kaum iſt das Donnern erſt zum Ende, So blizzen ſchon die ſtarken Haͤnde. Kaum iſt der ſchwarze Staub verſtoben, Das Pulver und der Schuß vorbei, Sind Bajonetter aufgeſchroben, Und was noch lebt, vom Tod nicht frei; Die Saͤbel werden auch gezuͤkket, Es wird noch naͤher angeruͤkket. Da geht es an ein Mezzeln, Stechen, Als wenn das Vieh zur Schlachtbank geht, An Wuͤrgen, Hauen, Haͤlſebrechen, Als wenn man reiffes Korn abmaͤht, Da
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Der Krieg.
Sie flehen um ein Freundſchafts-Zeichen,
Den halb entſeelten Nachbahr an,
Und dieſer bittet ſie imgleichen,
Da keiner andern helfen kan,
Sie wuͤnſchen bei dem heiſſen Schmerze,
Und was denn? Einen Stich ins Herze.
Erbaͤrmlich Schauſpiel! der da lechzet,
Nach einem kuͤhlen Labetrank,
Wird durch den Pferdetrap zerquetſchet,
Bei des Getuͤmmels wilden Drang:
Er will ein kaltes Waſſer haben,
Muß ſich in heiſſen Blute laben.
Jedoch noch nicht genug geſtritten,
Obgleich der Wahlvlaz uͤberſchwimmt,
Und ſchon viel tauſende gelitten
Den ein recht klaͤglich End beſtimmt,
Kaum iſt das Donnern erſt zum Ende,
So blizzen ſchon die ſtarken Haͤnde.
Kaum iſt der ſchwarze Staub verſtoben,
Das Pulver und der Schuß vorbei,
Sind Bajonetter aufgeſchroben,
Und was noch lebt, vom Tod nicht frei;
Die Saͤbel werden auch gezuͤkket,
Es wird noch naͤher angeruͤkket.
Da geht es an ein Mezzeln, Stechen,
Als wenn das Vieh zur Schlachtbank geht,
An Wuͤrgen, Hauen, Haͤlſebrechen,
Als wenn man reiffes Korn abmaͤht,
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