Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Mäßigkeit.
Der lebet mäßiglich: und wer ein Mensch will heissen,
Muß sich der Mäßigkeit in Speiß und Trank be-
fleissen.

Die Mäßigkeit ernährt, die Uebermaß verdirbt,
Zeugt einen siechen Leib, bis das er gar erstirbt;
Ein Lampe brennet gut so lang er Oel geniesset,
Erstikket und verlischt, wenn er ganz überfliesset.
Soll die Gesundheit blühn; so braucht man Speiß
und Trank,

Geniest man das zu viel; so wird der Körper krank,
Zur Arbeit ungeschikt, wird schläfrich und verdrossen,
Weil er mit Uebermaß die Nahrung hat genossen.
Es ist des Menschen Pflicht sein Leben zu ersparn,
Jn dem gesunden Stand den Körper zu bewahrn,
Mit der Bedingung hat der Schöpfer uns das
Leben,

Dem Geist, des Körpersbau zur Wohnung eingege-
ben.

Und das geschiehet auch ohn allen Wiederstreit,
Durch rechte Ausübung der wahren Mäßigkeit;
Die eine Panacee wodurch man sich verwahret
Und wer dieselbe braucht, der hat viel Geld ersparet.
Wer wahre Tugend liebt, und auch sein eignes
Wohl,

Wie jeder Mensche muß, und wie ein Christe soll;
Der fasset den Entschlus die Feinde zu verdringen,
Die Neigungen die uns zur Uebermaasse zwingen.
Die Grenzen die uns sind von der Natur gesezt,
Die werden eh mans denkt, bei unsern Thun verlezt.
Wie leicht geschieht es nicht bei Trinken oder Essen,
Wenn wir dieselbigen nach dem Geschmak ausmes-
sen?

Des Schöpfers Weisheit hat uns den Geschmak
verliehn,

Daß
Die Maͤßigkeit.
Der lebet maͤßiglich: und wer ein Menſch will heiſſen,
Muß ſich der Maͤßigkeit in Speiß und Trank be-
fleiſſen.

Die Maͤßigkeit ernaͤhrt, die Uebermaß verdirbt,
Zeugt einen ſiechen Leib, bis das er gar erſtirbt;
Ein Lampe brennet gut ſo lang er Oel genieſſet,
Erſtikket und verliſcht, wenn er ganz uͤberflieſſet.
Soll die Geſundheit bluͤhn; ſo braucht man Speiß
und Trank,

Genieſt man das zu viel; ſo wird der Koͤrper krank,
Zur Arbeit ungeſchikt, wird ſchlaͤfrich und verdroſſen,
Weil er mit Uebermaß die Nahrung hat genoſſen.
Es iſt des Menſchen Pflicht ſein Leben zu erſparn,
Jn dem geſunden Stand den Koͤrper zu bewahrn,
Mit der Bedingung hat der Schoͤpfer uns das
Leben,

Dem Geiſt, des Koͤrpersbau zur Wohnung eingege-
ben.

Und das geſchiehet auch ohn allen Wiederſtreit,
Durch rechte Ausuͤbung der wahren Maͤßigkeit;
Die eine Panacee wodurch man ſich verwahret
Und wer dieſelbe braucht, der hat viel Geld erſparet.
Wer wahre Tugend liebt, und auch ſein eignes
Wohl,

Wie jeder Menſche muß, und wie ein Chriſte ſoll;
Der faſſet den Entſchlus die Feinde zu verdringen,
Die Neigungen die uns zur Uebermaaſſe zwingen.
Die Grenzen die uns ſind von der Natur geſezt,
Die werden eh mans denkt, bei unſern Thun verlezt.
Wie leicht geſchieht es nicht bei Trinken oder Eſſen,
Wenn wir dieſelbigen nach dem Geſchmak ausmeſ-
ſen?

Des Schoͤpfers Weisheit hat uns den Geſchmak
verliehn,

Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0270" n="158[258]"/>
          <fw place="top" type="header">Die Ma&#x0364;ßigkeit.</fw><lb/>
          <l>Der lebet ma&#x0364;ßiglich: und wer ein Men&#x017F;ch will hei&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Muß &#x017F;ich der Ma&#x0364;ßigkeit in Speiß und Trank be-<lb/><hi rendition="#et">flei&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Die Ma&#x0364;ßigkeit erna&#x0364;hrt, die Uebermaß verdirbt,</l><lb/>
          <l>Zeugt einen &#x017F;iechen Leib, bis das er gar er&#x017F;tirbt;</l><lb/>
          <l>Ein Lampe brennet gut &#x017F;o lang er Oel genie&#x017F;&#x017F;et,</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;tikket und verli&#x017F;cht, wenn er ganz u&#x0364;berflie&#x017F;&#x017F;et.</l><lb/>
          <l>Soll die Ge&#x017F;undheit blu&#x0364;hn; &#x017F;o braucht man Speiß<lb/><hi rendition="#et">und Trank,</hi></l><lb/>
          <l>Genie&#x017F;t man das zu viel; &#x017F;o wird der Ko&#x0364;rper krank,</l><lb/>
          <l>Zur Arbeit unge&#x017F;chikt, wird &#x017F;chla&#x0364;frich und verdro&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Weil er mit Uebermaß die Nahrung hat geno&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t des Men&#x017F;chen Pflicht &#x017F;ein Leben zu er&#x017F;parn,</l><lb/>
          <l>Jn dem ge&#x017F;unden Stand den Ko&#x0364;rper zu bewahrn,</l><lb/>
          <l>Mit der Bedingung hat der Scho&#x0364;pfer uns das<lb/><hi rendition="#et">Leben,</hi></l><lb/>
          <l>Dem Gei&#x017F;t, des Ko&#x0364;rpersbau zur Wohnung eingege-<lb/><hi rendition="#et">ben.</hi></l><lb/>
          <l>Und das ge&#x017F;chiehet auch ohn allen Wieder&#x017F;treit,</l><lb/>
          <l>Durch rechte Ausu&#x0364;bung der wahren Ma&#x0364;ßigkeit;</l><lb/>
          <l>Die eine Panacee wodurch man &#x017F;ich verwahret</l><lb/>
          <l>Und wer die&#x017F;elbe braucht, der hat viel Geld er&#x017F;paret.</l><lb/>
          <l>Wer wahre Tugend liebt, und auch &#x017F;ein eignes<lb/><hi rendition="#et">Wohl,</hi></l><lb/>
          <l>Wie jeder Men&#x017F;che muß, und wie ein Chri&#x017F;te &#x017F;oll;</l><lb/>
          <l>Der fa&#x017F;&#x017F;et den Ent&#x017F;chlus die Feinde zu verdringen,</l><lb/>
          <l>Die Neigungen die uns zur Uebermaa&#x017F;&#x017F;e zwingen.</l><lb/>
          <l>Die Grenzen die uns &#x017F;ind von der Natur ge&#x017F;ezt,</l><lb/>
          <l>Die werden eh mans denkt, bei un&#x017F;ern Thun verlezt.</l><lb/>
          <l>Wie leicht ge&#x017F;chieht es nicht bei Trinken oder E&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Wenn wir die&#x017F;elbigen nach dem Ge&#x017F;chmak ausme&#x017F;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en?</hi></l><lb/>
          <l>Des Scho&#x0364;pfers Weisheit hat uns den Ge&#x017F;chmak<lb/><hi rendition="#et">verliehn,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158[258]/0270] Die Maͤßigkeit. Der lebet maͤßiglich: und wer ein Menſch will heiſſen, Muß ſich der Maͤßigkeit in Speiß und Trank be- fleiſſen. Die Maͤßigkeit ernaͤhrt, die Uebermaß verdirbt, Zeugt einen ſiechen Leib, bis das er gar erſtirbt; Ein Lampe brennet gut ſo lang er Oel genieſſet, Erſtikket und verliſcht, wenn er ganz uͤberflieſſet. Soll die Geſundheit bluͤhn; ſo braucht man Speiß und Trank, Genieſt man das zu viel; ſo wird der Koͤrper krank, Zur Arbeit ungeſchikt, wird ſchlaͤfrich und verdroſſen, Weil er mit Uebermaß die Nahrung hat genoſſen. Es iſt des Menſchen Pflicht ſein Leben zu erſparn, Jn dem geſunden Stand den Koͤrper zu bewahrn, Mit der Bedingung hat der Schoͤpfer uns das Leben, Dem Geiſt, des Koͤrpersbau zur Wohnung eingege- ben. Und das geſchiehet auch ohn allen Wiederſtreit, Durch rechte Ausuͤbung der wahren Maͤßigkeit; Die eine Panacee wodurch man ſich verwahret Und wer dieſelbe braucht, der hat viel Geld erſparet. Wer wahre Tugend liebt, und auch ſein eignes Wohl, Wie jeder Menſche muß, und wie ein Chriſte ſoll; Der faſſet den Entſchlus die Feinde zu verdringen, Die Neigungen die uns zur Uebermaaſſe zwingen. Die Grenzen die uns ſind von der Natur geſezt, Die werden eh mans denkt, bei unſern Thun verlezt. Wie leicht geſchieht es nicht bei Trinken oder Eſſen, Wenn wir dieſelbigen nach dem Geſchmak ausmeſ- ſen? Des Schoͤpfers Weisheit hat uns den Geſchmak verliehn, Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/270
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 158[258]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/270>, abgerufen am 22.12.2024.