Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der Lehrreiche Kirchhoff. Da fliegt die Ehre gleich zurük, Das Grab verdüstert alles Glänzen, Und dessen Rand sezt Stand und Glük, Und Vorzug, die gemeßnen Grenzen; Da wo des Todes Reich und Land, Zerbricht die eitle Scheidewand, Dadurch auf Erden so viel Orden, Nach ihren Rang zertheilet worden. Die Knochen die da aufbewahrt, Die sind die Hülsen aller Stände, Da sind was alt und jung verpaart; Jhr Eitlen! lernt hier euer Ende; Wenn euch der Stand hat aufgebläht, So komt zum Kirchhoff und beseht, Wie euer Ansehn von euch weichet. So bald ihr kalt und todt erbleichet. Bedenkt welch eine grosse Zahl Auf diesen Sammelplaz gesäet; Und wie der Rest dreinst überall, Mit seinen Sarg und Grab verwehet; Viel frische Gräber sind noch hier, Vielleicht wird bald vor unsrer Thür, Wenn wir noch sicher, eh wirs meinen, Der Todt mit seiner Bahr erscheinen. Was ist die Schönheit die uns schmükt, Alsdenn nichts als verblichne Rosen, Die wenn sie in der Blüt erblikt Ein jeder wünschet liebzukosen, Wie leicht verfleugt ein Rosenblatt, Das keine lange Dauer hat? So
Der Lehrreiche Kirchhoff. Da fliegt die Ehre gleich zuruͤk, Das Grab verduͤſtert alles Glaͤnzen, Und deſſen Rand ſezt Stand und Gluͤk, Und Vorzug, die gemeßnen Grenzen; Da wo des Todes Reich und Land, Zerbricht die eitle Scheidewand, Dadurch auf Erden ſo viel Orden, Nach ihren Rang zertheilet worden. Die Knochen die da aufbewahrt, Die ſind die Huͤlſen aller Staͤnde, Da ſind was alt und jung verpaart; Jhr Eitlen! lernt hier euer Ende; Wenn euch der Stand hat aufgeblaͤht, So komt zum Kirchhoff und beſeht, Wie euer Anſehn von euch weichet. So bald ihr kalt und todt erbleichet. Bedenkt welch eine groſſe Zahl Auf dieſen Sammelplaz geſaͤet; Und wie der Reſt dreinſt uͤberall, Mit ſeinen Sarg und Grab verwehet; Viel friſche Graͤber ſind noch hier, Vielleicht wird bald vor unſrer Thuͤr, Wenn wir noch ſicher, eh wirs meinen, Der Todt mit ſeiner Bahr erſcheinen. Was iſt die Schoͤnheit die uns ſchmuͤkt, Alsdenn nichts als verblichne Roſen, Die wenn ſie in der Bluͤt erblikt Ein jeder wuͤnſchet liebzukoſen, Wie leicht verfleugt ein Roſenblatt, Das keine lange Dauer hat? So
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Der Lehrreiche Kirchhoff.
Da fliegt die Ehre gleich zuruͤk,
Das Grab verduͤſtert alles Glaͤnzen,
Und deſſen Rand ſezt Stand und Gluͤk,
Und Vorzug, die gemeßnen Grenzen;
Da wo des Todes Reich und Land,
Zerbricht die eitle Scheidewand,
Dadurch auf Erden ſo viel Orden,
Nach ihren Rang zertheilet worden.
Die Knochen die da aufbewahrt,
Die ſind die Huͤlſen aller Staͤnde,
Da ſind was alt und jung verpaart;
Jhr Eitlen! lernt hier euer Ende;
Wenn euch der Stand hat aufgeblaͤht,
So komt zum Kirchhoff und beſeht,
Wie euer Anſehn von euch weichet.
So bald ihr kalt und todt erbleichet.
Bedenkt welch eine groſſe Zahl
Auf dieſen Sammelplaz geſaͤet;
Und wie der Reſt dreinſt uͤberall,
Mit ſeinen Sarg und Grab verwehet;
Viel friſche Graͤber ſind noch hier,
Vielleicht wird bald vor unſrer Thuͤr,
Wenn wir noch ſicher, eh wirs meinen,
Der Todt mit ſeiner Bahr erſcheinen.
Was iſt die Schoͤnheit die uns ſchmuͤkt,
Alsdenn nichts als verblichne Roſen,
Die wenn ſie in der Bluͤt erblikt
Ein jeder wuͤnſchet liebzukoſen,
Wie leicht verfleugt ein Roſenblatt,
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