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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Der Lehrreiche Kirchhoff.

Daß wir uns nur, was ihr gefällt
Zu thun mit saurer Müh bestreben?
Es ist doch alles Eitelkeit,
Und unser Ziel ist nicht mehr weit,
Da wir zu denen kommen müssen,
Die hier in Gräbern sich verschliessen.

Wir Menschen wühlen immerfort,
Und folgen unsern blinden Triebe,
Warum? wir meinen daß der Ort,
Stets unsre ewge Wohnung bliebe;
Wir kleben an dem Erdenklos,
Und denken nicht an jenes Schloß
Der Ewigkeit, bei diesen Ballen,
Darauf wir nur als Fremde wallen.
Der Torheit werden wir entfliehn,
Uns aller Eitelkeit entfernen,
Wenn wir bei Gräbern uns bemühn
Daß wir auch sterblich, zu erlernen:
O! woll dem! der das Leichen-Feld
Vor seine beste Lehrschul hält,
Den Tand der Welt als Nichts verfluchet,
Und Klugheit bei den Todten suchet.
Ach! GOtt! vertreib den dikken Dunst,
Damit die Welt uns nur betrieget,
Und gieb daß das sey meine Kunst
Zu sehen was in Gräbern lieget!
Da lerne ich, das was ich bin,
Das führt mich zur Betrachtung hin,
Jm Geiste auch voraus zu sehen,
Wie es mir nachmahls werde gehen.
Und

Der Lehrreiche Kirchhoff.

Daß wir uns nur, was ihr gefaͤllt
Zu thun mit ſaurer Muͤh beſtreben?
Es iſt doch alles Eitelkeit,
Und unſer Ziel iſt nicht mehr weit,
Da wir zu denen kommen muͤſſen,
Die hier in Graͤbern ſich verſchlieſſen.

Wir Menſchen wuͤhlen immerfort,
Und folgen unſern blinden Triebe,
Warum? wir meinen daß der Ort,
Stets unſre ewge Wohnung bliebe;
Wir kleben an dem Erdenklos,
Und denken nicht an jenes Schloß
Der Ewigkeit, bei dieſen Ballen,
Darauf wir nur als Fremde wallen.
Der Torheit werden wir entfliehn,
Uns aller Eitelkeit entfernen,
Wenn wir bei Graͤbern uns bemuͤhn
Daß wir auch ſterblich, zu erlernen:
O! woll dem! der das Leichen-Feld
Vor ſeine beſte Lehrſchul haͤlt,
Den Tand der Welt als Nichts verfluchet,
Und Klugheit bei den Todten ſuchet.
Ach! GOtt! vertreib den dikken Dunſt,
Damit die Welt uns nur betrieget,
Und gieb daß das ſey meine Kunſt
Zu ſehen was in Graͤbern lieget!
Da lerne ich, das was ich bin,
Das fuͤhrt mich zur Betrachtung hin,
Jm Geiſte auch voraus zu ſehen,
Wie es mir nachmahls werde gehen.
Und
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[318/0330] Der Lehrreiche Kirchhoff. Daß wir uns nur, was ihr gefaͤllt Zu thun mit ſaurer Muͤh beſtreben? Es iſt doch alles Eitelkeit, Und unſer Ziel iſt nicht mehr weit, Da wir zu denen kommen muͤſſen, Die hier in Graͤbern ſich verſchlieſſen. Wir Menſchen wuͤhlen immerfort, Und folgen unſern blinden Triebe, Warum? wir meinen daß der Ort, Stets unſre ewge Wohnung bliebe; Wir kleben an dem Erdenklos, Und denken nicht an jenes Schloß Der Ewigkeit, bei dieſen Ballen, Darauf wir nur als Fremde wallen. Der Torheit werden wir entfliehn, Uns aller Eitelkeit entfernen, Wenn wir bei Graͤbern uns bemuͤhn Daß wir auch ſterblich, zu erlernen: O! woll dem! der das Leichen-Feld Vor ſeine beſte Lehrſchul haͤlt, Den Tand der Welt als Nichts verfluchet, Und Klugheit bei den Todten ſuchet. Ach! GOtt! vertreib den dikken Dunſt, Damit die Welt uns nur betrieget, Und gieb daß das ſey meine Kunſt Zu ſehen was in Graͤbern lieget! Da lerne ich, das was ich bin, Das fuͤhrt mich zur Betrachtung hin, Jm Geiſte auch voraus zu ſehen, Wie es mir nachmahls werde gehen. Und

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/330>, abgerufen am 22.12.2024.