Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die betrachtenswürdigen Bäume.
So sind sie schwammigt doch mit Rinden woll ver-
wahrt,

Und sind Canälen gleich, die solche Säfte saugen,
Die zu des Stammes Wuchs und seiner Nahrung
taugen.

Sie sind auch hie und da mit Oefnungen versehn,
Wodurch die Lüfte sich als wie durch Röhren
drehn,

Die dienen theils, den Saft, der klebricht fort zu
treiben,

Theils in den inren Stamm sich mit ein zu verlei-
ben.

Sieht man den Baum selbst an, wie er sich aus-
werts zeigt,

So findet sich der Stamm, der in die Höhe steigt,
Sein holzig Wesen ist, wenn man es recht be-
schauet,

Aus hohlen Fäserchen mit Saft erfüllt, erbauet.
Man trift drin Bläsgens an, darin der Saft ein-
quillt,

Gekocht, gereinigt wird, und sind gleichsam ein
Bild,

Von Drüssen die der Mensch in seinem Leibe träget.
Wenn man das Aussenwerk des Stammes Rind
erweget,

Und seine schrofne Haut, so sieht man abermahl,
Die Wunder weiser Macht, die ohne alle Zahl,
Denn alles ist daran so herrlich eingefasset,
Daß alles ordentlich zu seinem Zwekke passet.
Es läuft der Saft im Stamm, als wie im Adern
fort,

Und sezt sich allemahl an den bestimmten Ort,
Und mehret seine Größ, da sich die Feuchtigkei-
ten,

Zu
B 4
Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume.
So ſind ſie ſchwammigt doch mit Rinden woll ver-
wahrt,

Und ſind Canaͤlen gleich, die ſolche Saͤfte ſaugen,
Die zu des Stammes Wuchs und ſeiner Nahrung
taugen.

Sie ſind auch hie und da mit Oefnungen verſehn,
Wodurch die Luͤfte ſich als wie durch Roͤhren
drehn,

Die dienen theils, den Saft, der klebricht fort zu
treiben,

Theils in den inren Stamm ſich mit ein zu verlei-
ben.

Sieht man den Baum ſelbſt an, wie er ſich aus-
werts zeigt,

So findet ſich der Stamm, der in die Hoͤhe ſteigt,
Sein holzig Weſen iſt, wenn man es recht be-
ſchauet,

Aus hohlen Faͤſerchen mit Saft erfuͤllt, erbauet.
Man trift drin Blaͤsgens an, darin der Saft ein-
quillt,

Gekocht, gereinigt wird, und ſind gleichſam ein
Bild,

Von Druͤſſen die der Menſch in ſeinem Leibe traͤget.
Wenn man das Auſſenwerk des Stammes Rind
erweget,

Und ſeine ſchrofne Haut, ſo ſieht man abermahl,
Die Wunder weiſer Macht, die ohne alle Zahl,
Denn alles iſt daran ſo herrlich eingefaſſet,
Daß alles ordentlich zu ſeinem Zwekke paſſet.
Es laͤuft der Saft im Stamm, als wie im Adern
fort,

Und ſezt ſich allemahl an den beſtimmten Ort,
Und mehret ſeine Groͤß, da ſich die Feuchtigkei-
ten,

Zu
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0035" n="23"/>
          <fw place="top" type="header">Die betrachtenswu&#x0364;rdigen Ba&#x0364;ume.</fw><lb/>
          <l>So &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chwammigt doch mit Rinden woll ver-<lb/><hi rendition="#et">wahrt,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ind Cana&#x0364;len gleich, die &#x017F;olche Sa&#x0364;fte &#x017F;augen,</l><lb/>
          <l>Die zu des Stammes Wuchs und &#x017F;einer Nahrung<lb/><hi rendition="#et">taugen.</hi></l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind auch hie und da mit Oefnungen ver&#x017F;ehn,</l><lb/>
          <l>Wodurch die Lu&#x0364;fte &#x017F;ich als wie durch Ro&#x0364;hren<lb/><hi rendition="#et">drehn,</hi></l><lb/>
          <l>Die dienen theils, den Saft, der klebricht fort zu<lb/><hi rendition="#et">treiben,</hi></l><lb/>
          <l>Theils in den inren Stamm &#x017F;ich mit ein zu verlei-<lb/><hi rendition="#et">ben.</hi></l><lb/>
          <l>Sieht man den Baum &#x017F;elb&#x017F;t an, wie er &#x017F;ich aus-<lb/><hi rendition="#et">werts zeigt,</hi></l><lb/>
          <l>So findet &#x017F;ich der Stamm, der in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigt,</l><lb/>
          <l>Sein holzig We&#x017F;en i&#x017F;t, wenn man es recht be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chauet,</hi></l><lb/>
          <l>Aus hohlen Fa&#x0364;&#x017F;erchen mit Saft erfu&#x0364;llt, erbauet.</l><lb/>
          <l>Man trift drin Bla&#x0364;sgens an, darin der Saft ein-<lb/><hi rendition="#et">quillt,</hi></l><lb/>
          <l>Gekocht, gereinigt wird, und &#x017F;ind gleich&#x017F;am ein<lb/><hi rendition="#et">Bild,</hi></l><lb/>
          <l>Von Dru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die der Men&#x017F;ch in &#x017F;einem Leibe tra&#x0364;get.</l><lb/>
          <l>Wenn man das Au&#x017F;&#x017F;enwerk des Stammes Rind<lb/><hi rendition="#et">erweget,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;eine &#x017F;chrofne Haut, &#x017F;o &#x017F;ieht man abermahl,</l><lb/>
          <l>Die Wunder wei&#x017F;er Macht, die ohne alle Zahl,</l><lb/>
          <l>Denn alles i&#x017F;t daran &#x017F;o herrlich eingefa&#x017F;&#x017F;et,</l><lb/>
          <l>Daß alles ordentlich zu &#x017F;einem Zwekke pa&#x017F;&#x017F;et.</l><lb/>
          <l>Es la&#x0364;uft der Saft im Stamm, als wie im Adern<lb/><hi rendition="#et">fort,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ezt &#x017F;ich allemahl an den be&#x017F;timmten Ort,</l><lb/>
          <l>Und mehret &#x017F;eine Gro&#x0364;ß, da &#x017F;ich die Feuchtigkei-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Zu</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0035] Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. So ſind ſie ſchwammigt doch mit Rinden woll ver- wahrt, Und ſind Canaͤlen gleich, die ſolche Saͤfte ſaugen, Die zu des Stammes Wuchs und ſeiner Nahrung taugen. Sie ſind auch hie und da mit Oefnungen verſehn, Wodurch die Luͤfte ſich als wie durch Roͤhren drehn, Die dienen theils, den Saft, der klebricht fort zu treiben, Theils in den inren Stamm ſich mit ein zu verlei- ben. Sieht man den Baum ſelbſt an, wie er ſich aus- werts zeigt, So findet ſich der Stamm, der in die Hoͤhe ſteigt, Sein holzig Weſen iſt, wenn man es recht be- ſchauet, Aus hohlen Faͤſerchen mit Saft erfuͤllt, erbauet. Man trift drin Blaͤsgens an, darin der Saft ein- quillt, Gekocht, gereinigt wird, und ſind gleichſam ein Bild, Von Druͤſſen die der Menſch in ſeinem Leibe traͤget. Wenn man das Auſſenwerk des Stammes Rind erweget, Und ſeine ſchrofne Haut, ſo ſieht man abermahl, Die Wunder weiſer Macht, die ohne alle Zahl, Denn alles iſt daran ſo herrlich eingefaſſet, Daß alles ordentlich zu ſeinem Zwekke paſſet. Es laͤuft der Saft im Stamm, als wie im Adern fort, Und ſezt ſich allemahl an den beſtimmten Ort, Und mehret ſeine Groͤß, da ſich die Feuchtigkei- ten, Zu B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/35
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/35>, abgerufen am 22.12.2024.