Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die betrachtenswürdigen Bäume.
Die wenn uns der Verlust der grünen Pracht be-
trübt,

Jn neuen Knospen schon die frohe Hofnung giebt,
Daß in dem künftgen Lenz, wie diese vorher sa-
gen,

Die Bäume wiederum in grüner Zierd ausschla-
gen,

Und kommt im Jahres Kreis, die angenehme Zeit,
So würket die Natur der Bäume Feierkleid,
Die grüne Liverei, die durch ihr herrlich Pran-
gen,

Der Augen starren Blik zu unsrer Lust auffangen.
Da siehet man vergnügt der Bäume hohen Thron,
Jn grünlicher Gestalt, worauf die Frühlingskron,
Das Laub den Gipfel dekt: die mannigfaltge Blü-
the,

Die röthlich glüht und weis lehrt uns die weise
Güte

Des Schöpfers, der den Baum mit solchen Glanz
und Pracht,

Zu unsrer Augenlust vor andern herrlich macht.
Es stuzt darob der Blik der nur betrachtend siehet,
Jn was vor Herrlichkeit der Bäume Gipfel blühet.
Jedoch der Puz verfliegt, der Blüthen Herrlich-
keit,

Fällt von den Zweigen ab, und wird herum zer-
streut,

Da werden wir gewahr, wie als an kleinen Stan-
gen,

Der Früchte zart Gewächs, die grünen Beerlein
hangen,

Die durch der Sonnen Strahl und ihrem güldnen
Schein,

Gleich einer schönen Reih von Edelsteinen seyn.
Die
B 5
Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume.
Die wenn uns der Verluſt der gruͤnen Pracht be-
truͤbt,

Jn neuen Knospen ſchon die frohe Hofnung giebt,
Daß in dem kuͤnftgen Lenz, wie dieſe vorher ſa-
gen,

Die Baͤume wiederum in gruͤner Zierd ausſchla-
gen,

Und kommt im Jahres Kreis, die angenehme Zeit,
So wuͤrket die Natur der Baͤume Feierkleid,
Die gruͤne Liverei, die durch ihr herrlich Pran-
gen,

Der Augen ſtarren Blik zu unſrer Luſt auffangen.
Da ſiehet man vergnuͤgt der Baͤume hohen Thron,
Jn gruͤnlicher Geſtalt, worauf die Fruͤhlingskron,
Das Laub den Gipfel dekt: die mannigfaltge Bluͤ-
the,

Die roͤthlich gluͤht und weis lehrt uns die weiſe
Guͤte

Des Schoͤpfers, der den Baum mit ſolchen Glanz
und Pracht,

Zu unſrer Augenluſt vor andern herrlich macht.
Es ſtuzt darob der Blik der nur betrachtend ſiehet,
Jn was vor Herrlichkeit der Baͤume Gipfel bluͤhet.
Jedoch der Puz verfliegt, der Bluͤthen Herrlich-
keit,

Faͤllt von den Zweigen ab, und wird herum zer-
ſtreut,

Da werden wir gewahr, wie als an kleinen Stan-
gen,

Der Fruͤchte zart Gewaͤchs, die gruͤnen Beerlein
hangen,

Die durch der Sonnen Strahl und ihrem guͤldnen
Schein,

Gleich einer ſchoͤnen Reih von Edelſteinen ſeyn.
Die
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0037" n="25"/>
          <fw place="top" type="header">Die betrachtenswu&#x0364;rdigen Ba&#x0364;ume.</fw><lb/>
          <l>Die wenn uns der Verlu&#x017F;t der gru&#x0364;nen Pracht be-<lb/><hi rendition="#et">tru&#x0364;bt,</hi></l><lb/>
          <l>Jn neuen Knospen &#x017F;chon die frohe Hofnung giebt,</l><lb/>
          <l>Daß in dem ku&#x0364;nftgen Lenz, wie die&#x017F;e vorher &#x017F;a-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Die Ba&#x0364;ume wiederum in gru&#x0364;ner Zierd aus&#x017F;chla-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Und kommt im Jahres Kreis, die angenehme Zeit,</l><lb/>
          <l>So wu&#x0364;rket die Natur der Ba&#x0364;ume Feierkleid,</l><lb/>
          <l>Die gru&#x0364;ne Liverei, die durch ihr herrlich Pran-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Der Augen &#x017F;tarren Blik zu un&#x017F;rer Lu&#x017F;t auffangen.</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;iehet man vergnu&#x0364;gt der Ba&#x0364;ume hohen Thron,</l><lb/>
          <l>Jn gru&#x0364;nlicher Ge&#x017F;talt, worauf die Fru&#x0364;hlingskron,</l><lb/>
          <l>Das Laub den Gipfel dekt: die mannigfaltge Blu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">the,</hi></l><lb/>
          <l>Die ro&#x0364;thlich glu&#x0364;ht und weis lehrt uns die wei&#x017F;e<lb/><hi rendition="#et">Gu&#x0364;te</hi></l><lb/>
          <l>Des Scho&#x0364;pfers, der den Baum mit &#x017F;olchen Glanz<lb/><hi rendition="#et">und Pracht,</hi></l><lb/>
          <l>Zu un&#x017F;rer Augenlu&#x017F;t vor andern herrlich macht.</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;tuzt darob der Blik der nur betrachtend &#x017F;iehet,</l><lb/>
          <l>Jn was vor Herrlichkeit der Ba&#x0364;ume Gipfel blu&#x0364;het.</l><lb/>
          <l>Jedoch der Puz verfliegt, der Blu&#x0364;then Herrlich-<lb/><hi rendition="#et">keit,</hi></l><lb/>
          <l>Fa&#x0364;llt von den Zweigen ab, und wird herum zer-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;treut,</hi></l><lb/>
          <l>Da werden wir gewahr, wie als an kleinen Stan-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Der Fru&#x0364;chte zart Gewa&#x0364;chs, die gru&#x0364;nen Beerlein<lb/><hi rendition="#et">hangen,</hi></l><lb/>
          <l>Die durch der Sonnen Strahl und ihrem gu&#x0364;ldnen<lb/><hi rendition="#et">Schein,</hi></l><lb/>
          <l>Gleich einer &#x017F;cho&#x0364;nen Reih von Edel&#x017F;teinen &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0037] Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Die wenn uns der Verluſt der gruͤnen Pracht be- truͤbt, Jn neuen Knospen ſchon die frohe Hofnung giebt, Daß in dem kuͤnftgen Lenz, wie dieſe vorher ſa- gen, Die Baͤume wiederum in gruͤner Zierd ausſchla- gen, Und kommt im Jahres Kreis, die angenehme Zeit, So wuͤrket die Natur der Baͤume Feierkleid, Die gruͤne Liverei, die durch ihr herrlich Pran- gen, Der Augen ſtarren Blik zu unſrer Luſt auffangen. Da ſiehet man vergnuͤgt der Baͤume hohen Thron, Jn gruͤnlicher Geſtalt, worauf die Fruͤhlingskron, Das Laub den Gipfel dekt: die mannigfaltge Bluͤ- the, Die roͤthlich gluͤht und weis lehrt uns die weiſe Guͤte Des Schoͤpfers, der den Baum mit ſolchen Glanz und Pracht, Zu unſrer Augenluſt vor andern herrlich macht. Es ſtuzt darob der Blik der nur betrachtend ſiehet, Jn was vor Herrlichkeit der Baͤume Gipfel bluͤhet. Jedoch der Puz verfliegt, der Bluͤthen Herrlich- keit, Faͤllt von den Zweigen ab, und wird herum zer- ſtreut, Da werden wir gewahr, wie als an kleinen Stan- gen, Der Fruͤchte zart Gewaͤchs, die gruͤnen Beerlein hangen, Die durch der Sonnen Strahl und ihrem guͤldnen Schein, Gleich einer ſchoͤnen Reih von Edelſteinen ſeyn. Die B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/37
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/37>, abgerufen am 22.12.2024.