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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Das glänzende Eis.
Den gelblich rothen Glanz aus allen Ekken spriz-
zen.

Mir deucht als wenn der Klump von diesen schroffen
Eis,

Vom heitren Strahl berührt, auch würklich brennend
heis;

Jch grieff aus Neubegier und innrer Lust bewo-
gen,

Den hellen Körper an: allein ich war betrogen,
Es war ein schimmernd Eis; es war der Strahlen
Schein,

Von lichten Glanze da, doch wie es muste seyn,
So kalt als wie ein Eis. Als es die Hand em-
pfunden,

Dacht ich in meinen Sinn, hie wird der Schein
gefunden,

Ein würklich Seyn das fehlt. Hie strahlt des Feu-
ers Licht,

Doch brennt es in der That bei der Entzündung
nicht.

Ein angenomner Schein ohn ein recht wahres We-
sen

Gab mir zur Lehre dies am glänzend Eis zu le-
sen:

Glänzend Eis scheint wie ein Spie-
gel,

Der da brennt und flammend macht,
Aber wenn man diesen Hügel
Näher siehet mit Bedacht,
Jst es nur ein strahlend Bild,
Das mit Kälte angefüllt.
Al-
Das glaͤnzende Eis.
Den gelblich rothen Glanz aus allen Ekken ſpriz-
zen.

Mir deucht als wenn der Klump von dieſen ſchroffen
Eis,

Vom heitren Strahl beruͤhrt, auch wuͤrklich brennend
heis;

Jch grieff aus Neubegier und innrer Luſt bewo-
gen,

Den hellen Koͤrper an: allein ich war betrogen,
Es war ein ſchimmernd Eis; es war der Strahlen
Schein,

Von lichten Glanze da, doch wie es muſte ſeyn,
So kalt als wie ein Eis. Als es die Hand em-
pfunden,

Dacht ich in meinen Sinn, hie wird der Schein
gefunden,

Ein wuͤrklich Seyn das fehlt. Hie ſtrahlt des Feu-
ers Licht,

Doch brennt es in der That bei der Entzuͤndung
nicht.

Ein angenomner Schein ohn ein recht wahres We-
ſen

Gab mir zur Lehre dies am glaͤnzend Eis zu le-
ſen:

Glaͤnzend Eis ſcheint wie ein Spie-
gel,

Der da brennt und flammend macht,
Aber wenn man dieſen Huͤgel
Naͤher ſiehet mit Bedacht,
Jſt es nur ein ſtrahlend Bild,
Das mit Kaͤlte angefuͤllt.
Al-
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[107/0123] Das glaͤnzende Eis. Den gelblich rothen Glanz aus allen Ekken ſpriz- zen. Mir deucht als wenn der Klump von dieſen ſchroffen Eis, Vom heitren Strahl beruͤhrt, auch wuͤrklich brennend heis; Jch grieff aus Neubegier und innrer Luſt bewo- gen, Den hellen Koͤrper an: allein ich war betrogen, Es war ein ſchimmernd Eis; es war der Strahlen Schein, Von lichten Glanze da, doch wie es muſte ſeyn, So kalt als wie ein Eis. Als es die Hand em- pfunden, Dacht ich in meinen Sinn, hie wird der Schein gefunden, Ein wuͤrklich Seyn das fehlt. Hie ſtrahlt des Feu- ers Licht, Doch brennt es in der That bei der Entzuͤndung nicht. Ein angenomner Schein ohn ein recht wahres We- ſen Gab mir zur Lehre dies am glaͤnzend Eis zu le- ſen: Glaͤnzend Eis ſcheint wie ein Spie- gel, Der da brennt und flammend macht, Aber wenn man dieſen Huͤgel Naͤher ſiehet mit Bedacht, Jſt es nur ein ſtrahlend Bild, Das mit Kaͤlte angefuͤllt. Al-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/123>, abgerufen am 23.11.2024.