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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Die Weisheit und Güte GOttes
Mit Schönheits Farben prangt, das wird von
uns genossen,

Wenn es durch dem Cristal zum Seelen Siz ge-
flossen.

Was in der Lufft sich regt, der Vögel Zauber-
Klang,

Und der ermunternde und freudige Gesang,
Den dieses leichte Heer in dünnen Lüfften kräu-
selt;

Das lispelnde Gezisch das Wind und Aehre säu-
selt;

Das liebliche Gethön das Zung und Saite
bringt,

Das durch das hohle Erz, Trompet und Pfeiffen
dringt;

Das aus dem Orgelwerk, von Trommelfell er-
schallet;

Der wollgestimmte Laut der aus den Glokken hal-
let:

Dies alles spüren wir mit seinem süssen Klang,
Durchs Schnekkenförmge Ohr, durch seinen Wun-
dergang.

Die holde Süßigkeit, die in den Früchten
stekket,

Jn Speiß und Tranke liegt, wird durch die
Zung geschmekket.

Was das Geschöpfe hegt, das zum Genuß be-
stimmt,

Was in dem Obste stekkt, und in den Trauben
schwimmt;

Was in dem Brod gelegt, in Fleisch, und Milch
vergraben,

Daß kan uns durch die Zung so Geist, als Körper
laben.

Der
Die Weisheit und Guͤte GOttes
Mit Schoͤnheits Farben prangt, das wird von
uns genoſſen,

Wenn es durch dem Criſtal zum Seelen Siz ge-
floſſen.

Was in der Lufft ſich regt, der Voͤgel Zauber-
Klang,

Und der ermunternde und freudige Geſang,
Den dieſes leichte Heer in duͤnnen Luͤfften kraͤu-
ſelt;

Das lispelnde Geziſch das Wind und Aehre ſaͤu-
ſelt;

Das liebliche Gethoͤn das Zung und Saite
bringt,

Das durch das hohle Erz, Trompet und Pfeiffen
dringt;

Das aus dem Orgelwerk, von Trommelfell er-
ſchallet;

Der wollgeſtimmte Laut der aus den Glokken hal-
let:

Dies alles ſpuͤren wir mit ſeinem ſuͤſſen Klang,
Durchs Schnekkenfoͤrmge Ohr, durch ſeinen Wun-
dergang.

Die holde Suͤßigkeit, die in den Fruͤchten
ſtekket,

Jn Speiß und Tranke liegt, wird durch die
Zung geſchmekket.

Was das Geſchoͤpfe hegt, das zum Genuß be-
ſtimmt,

Was in dem Obſte ſtekkt, und in den Trauben
ſchwimmt;

Was in dem Brod gelegt, in Fleiſch, und Milch
vergraben,

Daß kan uns durch die Zung ſo Geiſt, als Koͤrper
laben.

Der
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[110/0126] Die Weisheit und Guͤte GOttes Mit Schoͤnheits Farben prangt, das wird von uns genoſſen, Wenn es durch dem Criſtal zum Seelen Siz ge- floſſen. Was in der Lufft ſich regt, der Voͤgel Zauber- Klang, Und der ermunternde und freudige Geſang, Den dieſes leichte Heer in duͤnnen Luͤfften kraͤu- ſelt; Das lispelnde Geziſch das Wind und Aehre ſaͤu- ſelt; Das liebliche Gethoͤn das Zung und Saite bringt, Das durch das hohle Erz, Trompet und Pfeiffen dringt; Das aus dem Orgelwerk, von Trommelfell er- ſchallet; Der wollgeſtimmte Laut der aus den Glokken hal- let: Dies alles ſpuͤren wir mit ſeinem ſuͤſſen Klang, Durchs Schnekkenfoͤrmge Ohr, durch ſeinen Wun- dergang. Die holde Suͤßigkeit, die in den Fruͤchten ſtekket, Jn Speiß und Tranke liegt, wird durch die Zung geſchmekket. Was das Geſchoͤpfe hegt, das zum Genuß be- ſtimmt, Was in dem Obſte ſtekkt, und in den Trauben ſchwimmt; Was in dem Brod gelegt, in Fleiſch, und Milch vergraben, Daß kan uns durch die Zung ſo Geiſt, als Koͤrper laben. Der

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/126>, abgerufen am 23.11.2024.