Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Das Menschliche Auge. Können wir auf denen Auen Der bestrahlten Eitelkeit; So viel schöne Wunder schauen, Da noch viele Dunkelheit; Da noch viele finstre Schatten, Sich mit Licht und Klarheit gatten, Was wird denn zu hoffen seyn, Beim verklärten Augenschein? Doch mein Geist der faßt das nimmer, Und das Auge sieht es nicht, Was vor ein gestrahlter Schimmer Aus dem Licht der Gottheit bricht. Jch bin noch im finstren Lande, Da ich vom verklärten Stande Noch nicht alles kan verstehn, Was des Glaubens Aug gesehn. Dieses weis ich, und den Glauben, Sol mir weder Höll, noch Welt, Und kein teuflisch Spötter rauben: Dort in dem bestirnten Zelt, Werd ich JEsum dreinst erblikken, Da wird sich mein Aug erquikken, An den Wundern mancher Art, Die der Himmel offenbahrt. Ein
Das Menſchliche Auge. Koͤnnen wir auf denen Auen Der beſtrahlten Eitelkeit; So viel ſchoͤne Wunder ſchauen, Da noch viele Dunkelheit; Da noch viele finſtre Schatten, Sich mit Licht und Klarheit gatten, Was wird denn zu hoffen ſeyn, Beim verklaͤrten Augenſchein? Doch mein Geiſt der faßt das nimmer, Und das Auge ſieht es nicht, Was vor ein geſtrahlter Schimmer Aus dem Licht der Gottheit bricht. Jch bin noch im finſtren Lande, Da ich vom verklaͤrten Stande Noch nicht alles kan verſtehn, Was des Glaubens Aug geſehn. Dieſes weis ich, und den Glauben, Sol mir weder Hoͤll, noch Welt, Und kein teufliſch Spoͤtter rauben: Dort in dem beſtirnten Zelt, Werd ich JEſum dreinſt erblikken, Da wird ſich mein Aug erquikken, An den Wundern mancher Art, Die der Himmel offenbahrt. Ein
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Das Menſchliche Auge.
Koͤnnen wir auf denen Auen
Der beſtrahlten Eitelkeit;
So viel ſchoͤne Wunder ſchauen,
Da noch viele Dunkelheit;
Da noch viele finſtre Schatten,
Sich mit Licht und Klarheit gatten,
Was wird denn zu hoffen ſeyn,
Beim verklaͤrten Augenſchein?
Doch mein Geiſt der faßt das nimmer,
Und das Auge ſieht es nicht,
Was vor ein geſtrahlter Schimmer
Aus dem Licht der Gottheit bricht.
Jch bin noch im finſtren Lande,
Da ich vom verklaͤrten Stande
Noch nicht alles kan verſtehn,
Was des Glaubens Aug geſehn.
Dieſes weis ich, und den Glauben,
Sol mir weder Hoͤll, noch Welt,
Und kein teufliſch Spoͤtter rauben:
Dort in dem beſtirnten Zelt,
Werd ich JEſum dreinſt erblikken,
Da wird ſich mein Aug erquikken,
An den Wundern mancher Art,
Die der Himmel offenbahrt.
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