Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die Vorsorge GOttes für die Thiere. Und das Laub ganz frisch erhält, das sonst dürrewelkt, verwehet. Mein GOtt! dachte hier mein Herz, warum wer- den doch verlezt, Bäume die uns deine Güt, in die Gärten hat gesezt? Warum sind die Stauden frei, die in denen Wäl- dern stehen, Deren Schmuk verborgen bleibt und die wenigsten ansehen? Jndem ich dies überdacht, lief ein Rehbok gleich daher, Fras das Laub der Stauden ab; und der Haasen furchtsam Heer, Nahm es auch zur Nahrung weg: da sah ich, wozu es nüzte, Und warum die Vorsehung dieses grüne Laub be- schüzte. Würde nicht ohn dieses Laub, das im Wald ver- stekte Wild; Löwe, Tieger, Bär und Schwein, alles das nach Speise brüllt, Jn dem Winter untergehn; zwischen Schnee und Eis verschmachten, Wenn nicht GOtt dafür gesorgt? wenn wir dieses nur betrachten; So lehrt uns der Wälder Grün, und der Stau- den frische Zier, Jn der kalten Winters Zeit: GOtt versorgt auch je- des Thier, Er verschafft dem wilden Vieh, auf so wunderbah- re Weise, Da er es im Pelz verhüllt, durch das Laub auch sei- ne Speise. Ueber Vierter Theil. L
Die Vorſorge GOttes fuͤr die Thiere. Und das Laub ganz friſch erhaͤlt, das ſonſt duͤrrewelkt, verwehet. Mein GOtt! dachte hier mein Herz, warum wer- den doch verlezt, Baͤume die uns deine Guͤt, in die Gaͤrten hat geſezt? Warum ſind die Stauden frei, die in denen Waͤl- dern ſtehen, Deren Schmuk verborgen bleibt und die wenigſten anſehen? Jndem ich dies uͤberdacht, lief ein Rehbok gleich daher, Fras das Laub der Stauden ab; und der Haaſen furchtſam Heer, Nahm es auch zur Nahrung weg: da ſah ich, wozu es nuͤzte, Und warum die Vorſehung dieſes gruͤne Laub be- ſchuͤzte. Wuͤrde nicht ohn dieſes Laub, das im Wald ver- ſtekte Wild; Loͤwe, Tieger, Baͤr und Schwein, alles das nach Speiſe bruͤllt, Jn dem Winter untergehn; zwiſchen Schnee und Eis verſchmachten, Wenn nicht GOtt dafuͤr geſorgt? wenn wir dieſes nur betrachten; So lehrt uns der Waͤlder Gruͤn, und der Stau- den friſche Zier, Jn der kalten Winters Zeit: GOtt verſorgt auch je- des Thier, Er verſchafft dem wilden Vieh, auf ſo wunderbah- re Weiſe, Da er es im Pelz verhuͤllt, durch das Laub auch ſei- ne Speiſe. Ueber Vierter Theil. L
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Die Vorſorge GOttes fuͤr die Thiere.
Und das Laub ganz friſch erhaͤlt, das ſonſt duͤrre
welkt, verwehet.
Mein GOtt! dachte hier mein Herz, warum wer-
den doch verlezt,
Baͤume die uns deine Guͤt, in die Gaͤrten hat geſezt?
Warum ſind die Stauden frei, die in denen Waͤl-
dern ſtehen,
Deren Schmuk verborgen bleibt und die wenigſten
anſehen?
Jndem ich dies uͤberdacht, lief ein Rehbok gleich daher,
Fras das Laub der Stauden ab; und der Haaſen
furchtſam Heer,
Nahm es auch zur Nahrung weg: da ſah ich, wozu
es nuͤzte,
Und warum die Vorſehung dieſes gruͤne Laub be-
ſchuͤzte.
Wuͤrde nicht ohn dieſes Laub, das im Wald ver-
ſtekte Wild;
Loͤwe, Tieger, Baͤr und Schwein, alles das nach
Speiſe bruͤllt,
Jn dem Winter untergehn; zwiſchen Schnee und
Eis verſchmachten,
Wenn nicht GOtt dafuͤr geſorgt? wenn wir dieſes
nur betrachten;
So lehrt uns der Waͤlder Gruͤn, und der Stau-
den friſche Zier,
Jn der kalten Winters Zeit: GOtt verſorgt auch je-
des Thier,
Er verſchafft dem wilden Vieh, auf ſo wunderbah-
re Weiſe,
Da er es im Pelz verhuͤllt, durch das Laub auch ſei-
ne Speiſe.
Ueber
Vierter Theil. L
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