Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Unverhoft kommt oft. Sie kommt oft unverhoft. Es sind viel tausend Ar-ten Da wir des Lebens End, das plözlich, nicht erwar- ten. Exempel sind genug in alt und neuer Zeit, Die sezzen dieses fest, ohn allen Wiederstreit. Als der Held Bibulus sich im Triumph ergözte, So fiel ein Stein vom Dach der ihm gleich tod ver- lezte Ein Valla trinket Meth; setzt kaum den Becher an; So trinkt er seinen Tod; und der gerechte Mann Der grosse Baldus starb durch einem Bis vom Hun- de Dem er in Schoos genährt zu einer solchen Stunde, Da er es nie gedacht. Und jener Appius, Der ißt ein weiches Ey, dran er erstikken muß. Wie viele hat ein Schlag im Augenblik gerühret Und schnelle aus der Zeit zur Ewigkeit geführet? Wie viele hat ein Bliz durch seinen Dunst erstikt? Wie viele sind durchs Schwerd ganz unverhoft zer- stükt; Wie viele sind im Fall, im Todesschlaf versunken, Wie viele unverhoft in Wassers Noth vertrunken: Wie viele sind im Feur, in Dampf und Glut ver- sehrt, Wie viele durch den Zahn der wilden Thier verzehrt, Die solches nie gedacht? Es kann gar leicht gesche- hen, Das wir den Tod sehr schnell in seinen Rachen ge- hen. Wer klug ist denkt daran, und machet sich bereit, Auf eine künftige gewisse Ewigkeit; Wer in Bereitschaft lebt, der kan nichts mehr ver- langen, Als
Unverhoft kommt oft. Sie kommt oft unverhoft. Es ſind viel tauſend Ar-ten Da wir des Lebens End, das ploͤzlich, nicht erwar- ten. Exempel ſind genug in alt und neuer Zeit, Die ſezzen dieſes feſt, ohn allen Wiederſtreit. Als der Held Bibulus ſich im Triumph ergoͤzte, So fiel ein Stein vom Dach der ihm gleich tod ver- lezte Ein Valla trinket Meth; ſetzt kaum den Becher an; So trinkt er ſeinen Tod; und der gerechte Mann Der groſſe Baldus ſtarb durch einem Bis vom Hun- de Dem er in Schoos genaͤhrt zu einer ſolchen Stunde, Da er es nie gedacht. Und jener Appius, Der ißt ein weiches Ey, dran er erſtikken muß. Wie viele hat ein Schlag im Augenblik geruͤhret Und ſchnelle aus der Zeit zur Ewigkeit gefuͤhret? Wie viele hat ein Bliz durch ſeinen Dunſt erſtikt? Wie viele ſind durchs Schwerd ganz unverhoft zer- ſtuͤkt; Wie viele ſind im Fall, im Todesſchlaf verſunken, Wie viele unverhoft in Waſſers Noth vertrunken: Wie viele ſind im Feur, in Dampf und Glut ver- ſehrt, Wie viele durch den Zahn der wilden Thier verzehrt, Die ſolches nie gedacht? Es kann gar leicht geſche- hen, Das wir den Tod ſehr ſchnell in ſeinen Rachen ge- hen. Wer klug iſt denkt daran, und machet ſich bereit, Auf eine kuͤnftige gewiſſe Ewigkeit; Wer in Bereitſchaft lebt, der kan nichts mehr ver- langen, Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0203" n="187"/> <fw place="top" type="header">Unverhoft kommt oft.</fw><lb/> <l>Sie kommt oft unverhoft. Es ſind viel tauſend Ar-<lb/><hi rendition="#et">ten</hi></l><lb/> <l>Da wir des Lebens End, das ploͤzlich, nicht erwar-<lb/><hi rendition="#et">ten.</hi></l><lb/> <l>Exempel ſind genug in alt und neuer Zeit,</l><lb/> <l>Die ſezzen dieſes feſt, ohn allen Wiederſtreit.</l><lb/> <l>Als der Held Bibulus ſich im Triumph ergoͤzte,</l><lb/> <l>So fiel ein Stein vom Dach der ihm gleich tod ver-<lb/><hi rendition="#et">lezte</hi></l><lb/> <l>Ein Valla trinket Meth; ſetzt kaum den Becher an;</l><lb/> <l>So trinkt er ſeinen Tod; und der gerechte Mann</l><lb/> <l>Der groſſe Baldus ſtarb durch einem Bis vom Hun-<lb/><hi rendition="#et">de</hi></l><lb/> <l>Dem er in Schoos genaͤhrt zu einer ſolchen Stunde,</l><lb/> <l>Da er es nie gedacht. Und jener Appius,</l><lb/> <l>Der ißt ein weiches Ey, dran er erſtikken muß.</l><lb/> <l>Wie viele hat ein Schlag im Augenblik geruͤhret</l><lb/> <l>Und ſchnelle aus der Zeit zur Ewigkeit gefuͤhret?</l><lb/> <l>Wie viele hat ein Bliz durch ſeinen Dunſt erſtikt?</l><lb/> <l>Wie viele ſind durchs Schwerd ganz unverhoft zer-<lb/><hi rendition="#et">ſtuͤkt;</hi></l><lb/> <l>Wie viele ſind im Fall, im Todesſchlaf verſunken,</l><lb/> <l>Wie viele unverhoft in Waſſers Noth vertrunken:</l><lb/> <l>Wie viele ſind im Feur, in Dampf und Glut ver-<lb/><hi rendition="#et">ſehrt,</hi></l><lb/> <l>Wie viele durch den Zahn der wilden Thier verzehrt,</l><lb/> <l>Die ſolches nie gedacht? Es kann gar leicht geſche-<lb/><hi rendition="#et">hen,</hi></l><lb/> <l>Das wir den Tod ſehr ſchnell in ſeinen Rachen ge-<lb/><hi rendition="#et">hen.</hi></l><lb/> <l>Wer klug iſt denkt daran, und machet ſich bereit,</l><lb/> <l>Auf eine kuͤnftige gewiſſe Ewigkeit;</l><lb/> <l>Wer in Bereitſchaft lebt, der kan nichts mehr ver-<lb/><hi rendition="#et">langen,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [187/0203]
Unverhoft kommt oft.
Sie kommt oft unverhoft. Es ſind viel tauſend Ar-
ten
Da wir des Lebens End, das ploͤzlich, nicht erwar-
ten.
Exempel ſind genug in alt und neuer Zeit,
Die ſezzen dieſes feſt, ohn allen Wiederſtreit.
Als der Held Bibulus ſich im Triumph ergoͤzte,
So fiel ein Stein vom Dach der ihm gleich tod ver-
lezte
Ein Valla trinket Meth; ſetzt kaum den Becher an;
So trinkt er ſeinen Tod; und der gerechte Mann
Der groſſe Baldus ſtarb durch einem Bis vom Hun-
de
Dem er in Schoos genaͤhrt zu einer ſolchen Stunde,
Da er es nie gedacht. Und jener Appius,
Der ißt ein weiches Ey, dran er erſtikken muß.
Wie viele hat ein Schlag im Augenblik geruͤhret
Und ſchnelle aus der Zeit zur Ewigkeit gefuͤhret?
Wie viele hat ein Bliz durch ſeinen Dunſt erſtikt?
Wie viele ſind durchs Schwerd ganz unverhoft zer-
ſtuͤkt;
Wie viele ſind im Fall, im Todesſchlaf verſunken,
Wie viele unverhoft in Waſſers Noth vertrunken:
Wie viele ſind im Feur, in Dampf und Glut ver-
ſehrt,
Wie viele durch den Zahn der wilden Thier verzehrt,
Die ſolches nie gedacht? Es kann gar leicht geſche-
hen,
Das wir den Tod ſehr ſchnell in ſeinen Rachen ge-
hen.
Wer klug iſt denkt daran, und machet ſich bereit,
Auf eine kuͤnftige gewiſſe Ewigkeit;
Wer in Bereitſchaft lebt, der kan nichts mehr ver-
langen,
Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |