Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Das Vergeltungs Recht GOttes Die erste Taffel wird durch Bosheit gnug ver-lezt, Und die befohlne Pflicht nicht wichtig gnug ge- schäzt. Das göttliche Gericht lies drum den Heiland ge- hen, Vors geistliche Gericht; da must die Unschuld ste- hen, Als wenn sie GOtt veracht, durch Lästerung be- trübt, Zur Tilgung aller Schand die wir hie ausgeübt. Die andre Taffel ist, da Treu und Lieb erkalten, Von der verdorbnen Welt, von keinem Mensch gehalten; Herz, Zunge, Mund und Hand verlezzen die Ge- bot, Die für den Nächsten sind. Und der erzürnte GOtt, Der muste dieses auch, als ein Gerechter rä- chen, Darüber nach Verdienst ein Todes Urtheil spre- chen. Der Bürge für die Welt, der büßte diese Schuld, Vorm weltlichen Gericht, und litte mit Ge- dult; Man grif die Unschuld an, mit Lästern und mit Schmähen, Man schlug aus Bosheit ihn und er lies es gesche- hen; Man stellte gegen ihn viel falsche Zeugen auf Es schrie alles Volk, der grosse Mörder-Hauf Er wär ein Satans Kind. Er wurde auch verhöh- net, Da
Das Vergeltungs Recht GOttes Die erſte Taffel wird durch Bosheit gnug ver-lezt, Und die befohlne Pflicht nicht wichtig gnug ge- ſchaͤzt. Das goͤttliche Gericht lies drum den Heiland ge- hen, Vors geiſtliche Gericht; da muſt die Unſchuld ſte- hen, Als wenn ſie GOtt veracht, durch Laͤſterung be- truͤbt, Zur Tilgung aller Schand die wir hie ausgeuͤbt. Die andre Taffel iſt, da Treu und Lieb erkalten, Von der verdorbnen Welt, von keinem Menſch gehalten; Herz, Zunge, Mund und Hand verlezzen die Ge- bot, Die fuͤr den Naͤchſten ſind. Und der erzuͤrnte GOtt, Der muſte dieſes auch, als ein Gerechter raͤ- chen, Daruͤber nach Verdienſt ein Todes Urtheil ſpre- chen. Der Buͤrge fuͤr die Welt, der buͤßte dieſe Schuld, Vorm weltlichen Gericht, und litte mit Ge- dult; Man grif die Unſchuld an, mit Laͤſtern und mit Schmaͤhen, Man ſchlug aus Bosheit ihn und er lies es geſche- hen; Man ſtellte gegen ihn viel falſche Zeugen auf Es ſchrie alles Volk, der groſſe Moͤrder-Hauf Er waͤr ein Satans Kind. Er wurde auch verhoͤh- net, Da
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0212" n="196"/> <fw place="top" type="header">Das Vergeltungs Recht GOttes</fw><lb/> <l>Die erſte Taffel wird durch Bosheit gnug ver-<lb/><hi rendition="#et">lezt,</hi></l><lb/> <l>Und die befohlne Pflicht nicht wichtig gnug ge-<lb/><hi rendition="#et">ſchaͤzt.</hi></l><lb/> <l>Das goͤttliche Gericht lies drum den Heiland ge-<lb/><hi rendition="#et">hen,</hi></l><lb/> <l>Vors geiſtliche Gericht; da muſt die Unſchuld ſte-<lb/><hi rendition="#et">hen,</hi></l><lb/> <l>Als wenn ſie <hi rendition="#fr">GOtt</hi> veracht, durch Laͤſterung be-<lb/><hi rendition="#et">truͤbt,</hi></l><lb/> <l>Zur Tilgung aller Schand die wir hie ausgeuͤbt.</l><lb/> <l>Die andre Taffel iſt, da Treu und Lieb erkalten,</l><lb/> <l>Von der verdorbnen Welt, von keinem Menſch<lb/><hi rendition="#et">gehalten;</hi></l><lb/> <l>Herz, Zunge, Mund und Hand verlezzen die Ge-<lb/><hi rendition="#et">bot,</hi></l><lb/> <l>Die fuͤr den Naͤchſten ſind. Und der erzuͤrnte<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">GOtt,</hi></hi></l><lb/> <l>Der muſte dieſes auch, als ein Gerechter raͤ-<lb/><hi rendition="#et">chen,</hi></l><lb/> <l>Daruͤber nach Verdienſt ein Todes Urtheil ſpre-<lb/><hi rendition="#et">chen.</hi></l><lb/> <l>Der Buͤrge fuͤr die Welt, der buͤßte dieſe<lb/><hi rendition="#et">Schuld,</hi></l><lb/> <l>Vorm weltlichen Gericht, und litte mit Ge-<lb/><hi rendition="#et">dult;</hi></l><lb/> <l>Man grif die Unſchuld an, mit Laͤſtern und mit<lb/><hi rendition="#et">Schmaͤhen,</hi></l><lb/> <l>Man ſchlug aus Bosheit ihn und er lies es geſche-<lb/><hi rendition="#et">hen;</hi></l><lb/> <l>Man ſtellte gegen ihn viel falſche Zeugen auf</l><lb/> <l>Es ſchrie alles Volk, der groſſe Moͤrder-Hauf</l><lb/> <l>Er waͤr ein Satans Kind. Er wurde auch verhoͤh-<lb/><hi rendition="#et">net,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [196/0212]
Das Vergeltungs Recht GOttes
Die erſte Taffel wird durch Bosheit gnug ver-
lezt,
Und die befohlne Pflicht nicht wichtig gnug ge-
ſchaͤzt.
Das goͤttliche Gericht lies drum den Heiland ge-
hen,
Vors geiſtliche Gericht; da muſt die Unſchuld ſte-
hen,
Als wenn ſie GOtt veracht, durch Laͤſterung be-
truͤbt,
Zur Tilgung aller Schand die wir hie ausgeuͤbt.
Die andre Taffel iſt, da Treu und Lieb erkalten,
Von der verdorbnen Welt, von keinem Menſch
gehalten;
Herz, Zunge, Mund und Hand verlezzen die Ge-
bot,
Die fuͤr den Naͤchſten ſind. Und der erzuͤrnte
GOtt,
Der muſte dieſes auch, als ein Gerechter raͤ-
chen,
Daruͤber nach Verdienſt ein Todes Urtheil ſpre-
chen.
Der Buͤrge fuͤr die Welt, der buͤßte dieſe
Schuld,
Vorm weltlichen Gericht, und litte mit Ge-
dult;
Man grif die Unſchuld an, mit Laͤſtern und mit
Schmaͤhen,
Man ſchlug aus Bosheit ihn und er lies es geſche-
hen;
Man ſtellte gegen ihn viel falſche Zeugen auf
Es ſchrie alles Volk, der groſſe Moͤrder-Hauf
Er waͤr ein Satans Kind. Er wurde auch verhoͤh-
net,
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |