Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Seidenwürmer künstliche
Diese dienen ihm die Blätter zu zerschneiden die sehr
weich,

Die sie an der Seit anfassen, und fast einer Sche-
ren gleich

Von einander drauf zertheiln. Wenn wir ferner
ihn erwegen

Und durch ein Vergrössrungs Glas vor die giergen
Augen legen;

So kan man recht deutlich sehen, wie in ihm das
Herze schlägt,

Und wie sich auch das Geblüte und der Safft bei ihm
bewegt,

Der nach seinem Kreislauf geht. Von dem Kopf,
wie schon erwehnet,

Bis zum Schwanz ist eine Sehn oder Saite aus-
gedehnet,

Die mit einem Mark gefüllet; das fast wie Gehirn
aussieht,

Diese die sich durch den Körper nach der Länge ganz
durch zieht,

Schliest an sich die Lung, das Herz. Dieses Herz
gleicht einer Röhren,

Die so lang ist als der Wurm, wie uns alle Forscher
lehren,

Die dasselbe untersuchet. Es sind viele Kämmer-
lein

Jn dem Herz die breit und enge, nachdem sie gestel-
let seyn.

Sehen wir die Lunge an; so gleicht sie fast einer
Kette,

Die gedoppelt und aussieht, als wenn sie viel Knöpfe
hätte,

Die vor denen Löchern liegen, dadurch sich die Lufft
eindringt,

Die
Der Seidenwuͤrmer kuͤnſtliche
Dieſe dienen ihm die Blaͤtter zu zerſchneiden die ſehr
weich,

Die ſie an der Seit anfaſſen, und faſt einer Sche-
ren gleich

Von einander drauf zertheiln. Wenn wir ferner
ihn erwegen

Und durch ein Vergroͤſſrungs Glas vor die giergen
Augen legen;

So kan man recht deutlich ſehen, wie in ihm das
Herze ſchlaͤgt,

Und wie ſich auch das Gebluͤte und der Safft bei ihm
bewegt,

Der nach ſeinem Kreislauf geht. Von dem Kopf,
wie ſchon erwehnet,

Bis zum Schwanz iſt eine Sehn oder Saite aus-
gedehnet,

Die mit einem Mark gefuͤllet; das faſt wie Gehirn
ausſieht,

Dieſe die ſich durch den Koͤrper nach der Laͤnge ganz
durch zieht,

Schlieſt an ſich die Lung, das Herz. Dieſes Herz
gleicht einer Roͤhren,

Die ſo lang iſt als der Wurm, wie uns alle Forſcher
lehren,

Die daſſelbe unterſuchet. Es ſind viele Kaͤmmer-
lein

Jn dem Herz die breit und enge, nachdem ſie geſtel-
let ſeyn.

Sehen wir die Lunge an; ſo gleicht ſie faſt einer
Kette,

Die gedoppelt und ausſieht, als wenn ſie viel Knoͤpfe
haͤtte,

Die vor denen Loͤchern liegen, dadurch ſich die Lufft
eindringt,

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0246" n="230"/>
          <fw place="top" type="header">Der Seidenwu&#x0364;rmer ku&#x0364;n&#x017F;tliche</fw><lb/>
          <l>Die&#x017F;e dienen ihm die Bla&#x0364;tter zu zer&#x017F;chneiden die &#x017F;ehr<lb/><hi rendition="#et">weich,</hi></l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ie an der Seit anfa&#x017F;&#x017F;en, und fa&#x017F;t einer Sche-<lb/><hi rendition="#et">ren gleich</hi></l><lb/>
          <l>Von einander drauf zertheiln. Wenn wir ferner<lb/><hi rendition="#et">ihn erwegen</hi></l><lb/>
          <l>Und durch ein Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;rungs Glas vor die giergen<lb/><hi rendition="#et">Augen legen;</hi></l><lb/>
          <l>So kan man recht deutlich &#x017F;ehen, wie in ihm das<lb/><hi rendition="#et">Herze &#x017F;chla&#x0364;gt,</hi></l><lb/>
          <l>Und wie &#x017F;ich auch das Geblu&#x0364;te und der Safft bei ihm<lb/><hi rendition="#et">bewegt,</hi></l><lb/>
          <l>Der nach &#x017F;einem Kreislauf geht. Von dem Kopf,<lb/><hi rendition="#et">wie &#x017F;chon erwehnet,</hi></l><lb/>
          <l>Bis zum Schwanz i&#x017F;t eine Sehn oder Saite aus-<lb/><hi rendition="#et">gedehnet,</hi></l><lb/>
          <l>Die mit einem Mark gefu&#x0364;llet; das fa&#x017F;t wie Gehirn<lb/><hi rendition="#et">aus&#x017F;ieht,</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e die &#x017F;ich durch den Ko&#x0364;rper nach der La&#x0364;nge ganz<lb/><hi rendition="#et">durch zieht,</hi></l><lb/>
          <l>Schlie&#x017F;t an &#x017F;ich die Lung, das Herz. Die&#x017F;es Herz<lb/><hi rendition="#et">gleicht einer Ro&#x0364;hren,</hi></l><lb/>
          <l>Die &#x017F;o lang i&#x017F;t als der Wurm, wie uns alle For&#x017F;cher<lb/><hi rendition="#et">lehren,</hi></l><lb/>
          <l>Die da&#x017F;&#x017F;elbe unter&#x017F;uchet. Es &#x017F;ind viele Ka&#x0364;mmer-<lb/><hi rendition="#et">lein</hi></l><lb/>
          <l>Jn dem Herz die breit und enge, nachdem &#x017F;ie ge&#x017F;tel-<lb/><hi rendition="#et">let &#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
          <l>Sehen wir die Lunge an; &#x017F;o gleicht &#x017F;ie fa&#x017F;t einer<lb/><hi rendition="#et">Kette,</hi></l><lb/>
          <l>Die gedoppelt und aus&#x017F;ieht, als wenn &#x017F;ie viel Kno&#x0364;pfe<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;tte,</hi></l><lb/>
          <l>Die vor denen Lo&#x0364;chern liegen, dadurch &#x017F;ich die Lufft<lb/><hi rendition="#et">eindringt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0246] Der Seidenwuͤrmer kuͤnſtliche Dieſe dienen ihm die Blaͤtter zu zerſchneiden die ſehr weich, Die ſie an der Seit anfaſſen, und faſt einer Sche- ren gleich Von einander drauf zertheiln. Wenn wir ferner ihn erwegen Und durch ein Vergroͤſſrungs Glas vor die giergen Augen legen; So kan man recht deutlich ſehen, wie in ihm das Herze ſchlaͤgt, Und wie ſich auch das Gebluͤte und der Safft bei ihm bewegt, Der nach ſeinem Kreislauf geht. Von dem Kopf, wie ſchon erwehnet, Bis zum Schwanz iſt eine Sehn oder Saite aus- gedehnet, Die mit einem Mark gefuͤllet; das faſt wie Gehirn ausſieht, Dieſe die ſich durch den Koͤrper nach der Laͤnge ganz durch zieht, Schlieſt an ſich die Lung, das Herz. Dieſes Herz gleicht einer Roͤhren, Die ſo lang iſt als der Wurm, wie uns alle Forſcher lehren, Die daſſelbe unterſuchet. Es ſind viele Kaͤmmer- lein Jn dem Herz die breit und enge, nachdem ſie geſtel- let ſeyn. Sehen wir die Lunge an; ſo gleicht ſie faſt einer Kette, Die gedoppelt und ausſieht, als wenn ſie viel Knoͤpfe haͤtte, Die vor denen Loͤchern liegen, dadurch ſich die Lufft eindringt, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/246
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/246>, abgerufen am 23.11.2024.