Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Anrede. Anrede an diejenigen die mit Seidenen Kleidern prangen, und sich dadurch einen Vorzug anmaßen wollen. Jhr die ihr eurer Schönheit Glanz von Schimmerreichen Kleidern borgt, Und mehr für euren Leibes Schmuk; als für dem Schmuk der Seelen sorgt, Jhr prangt bei euren eitlen Wahn ach! leider nur mit solchen Dingen, Die Dekken eurer Schande sind, und euch gar kei- nen Vorzug bringen. Die Kleider sind zum Zeichen uns, daß wir entblöß- te Sünder nur, Und daß die Sünde uns geschwächt, bei der verdor- benen Natur. Wie thöricht ist es, wenn ein Dieb mit seidnen Strik- ken wolte prangen, Wenn es vor ihm ein Zeichen wär, er solte an den- selben hangen. Jhr prangt mit einem seidnen Tuch, das mannig- faltig ist gefärbt, Allein denkt nur von wem ihr habt dazu den ersten Stoff geerbt. Ein
Anrede. Anrede an diejenigen die mit Seidenen Kleidern prangen, und ſich dadurch einen Vorzug anmaßen wollen. Jhr die ihr eurer Schoͤnheit Glanz von Schimmerreichen Kleidern borgt, Und mehr fuͤr euren Leibes Schmuk; als fuͤr dem Schmuk der Seelen ſorgt, Jhr prangt bei euren eitlen Wahn ach! leider nur mit ſolchen Dingen, Die Dekken eurer Schande ſind, und euch gar kei- nen Vorzug bringen. Die Kleider ſind zum Zeichen uns, daß wir entbloͤß- te Suͤnder nur, Und daß die Suͤnde uns geſchwaͤcht, bei der verdor- benen Natur. Wie thoͤricht iſt es, wenn ein Dieb mit ſeidnen Strik- ken wolte prangen, Wenn es vor ihm ein Zeichen waͤr, er ſolte an den- ſelben hangen. Jhr prangt mit einem ſeidnen Tuch, das mannig- faltig iſt gefaͤrbt, Allein denkt nur von wem ihr habt dazu den erſten Stoff geerbt. Ein
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Anrede.
Anrede an diejenigen die mit
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dadurch einen Vorzug anmaßen
wollen.
Jhr die ihr eurer Schoͤnheit Glanz von
Schimmerreichen Kleidern borgt,
Und mehr fuͤr euren Leibes Schmuk; als
fuͤr dem Schmuk der Seelen ſorgt,
Jhr prangt bei euren eitlen Wahn ach! leider nur
mit ſolchen Dingen,
Die Dekken eurer Schande ſind, und euch gar kei-
nen Vorzug bringen.
Die Kleider ſind zum Zeichen uns, daß wir entbloͤß-
te Suͤnder nur,
Und daß die Suͤnde uns geſchwaͤcht, bei der verdor-
benen Natur.
Wie thoͤricht iſt es, wenn ein Dieb mit ſeidnen Strik-
ken wolte prangen,
Wenn es vor ihm ein Zeichen waͤr, er ſolte an den-
ſelben hangen.
Jhr prangt mit einem ſeidnen Tuch, das mannig-
faltig iſt gefaͤrbt,
Allein denkt nur von wem ihr habt dazu den erſten
Stoff geerbt.
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