Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Menschliche Körper. Der Augen helles Wunderglas, Jst wie ein Seh-Rohr das vergrössert, Ein Spiegel und cristallnes Naß, Das theils verhärtet, theils durchwässert; Die Haut die drunter ist gespannt, Die gleichet einer dunklen Wand, Die in der Kunstmaschin (*) zu sehen, Woran im Schatten-Schein gedrukte Bilder stehen. Die Ohren sehen fast so aus, Als wie ein Trichter wird formiret; Wie ein gewundnes Schnekken Haus, Das Wundernswürdig ausgezieret; Sie gleichen einem Labyrinth, Worin viel Jrregänge sind, Man findet in derselben Kammer, Viel wunderbahr Geräth, als Trommeln, Stegreif, Hammer. Und wenn wir unser Augenmerk Aufs ofne Thor des Mundes drehen; So kan man drin ein Räderwerk Und kleine Mühlensteine sehen, Und andre Kunstgeräthe mehr. Die Zunge strekket sich daher, Als wie ein Schwerd das ausgezogen, Als wie ein spizzer Pfeil auf den gespannten Bogen. Der (*) Camera obscura.
Der Menſchliche Koͤrper. Der Augen helles Wunderglas, Jſt wie ein Seh-Rohr das vergroͤſſert, Ein Spiegel und criſtallnes Naß, Das theils verhaͤrtet, theils durchwaͤſſert; Die Haut die drunter iſt geſpannt, Die gleichet einer dunklen Wand, Die in der Kunſtmaſchin (*) zu ſehen, Woran im Schatten-Schein gedrukte Bilder ſtehen. Die Ohren ſehen faſt ſo aus, Als wie ein Trichter wird formiret; Wie ein gewundnes Schnekken Haus, Das Wundernswuͤrdig ausgezieret; Sie gleichen einem Labyrinth, Worin viel Jrregaͤnge ſind, Man findet in derſelben Kammer, Viel wunderbahr Geraͤth, als Trommeln, Stegreif, Hammer. Und wenn wir unſer Augenmerk Aufs ofne Thor des Mundes drehen; So kan man drin ein Raͤderwerk Und kleine Muͤhlenſteine ſehen, Und andre Kunſtgeraͤthe mehr. Die Zunge ſtrekket ſich daher, Als wie ein Schwerd das ausgezogen, Als wie ein ſpizzer Pfeil auf den geſpannten Bogen. Der (*) Camera obſcura.
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Der Menſchliche Koͤrper.
Der Augen helles Wunderglas,
Jſt wie ein Seh-Rohr das vergroͤſſert,
Ein Spiegel und criſtallnes Naß,
Das theils verhaͤrtet, theils durchwaͤſſert;
Die Haut die drunter iſt geſpannt,
Die gleichet einer dunklen Wand,
Die in der Kunſtmaſchin (*) zu ſehen,
Woran im Schatten-Schein gedrukte Bilder
ſtehen.
Die Ohren ſehen faſt ſo aus,
Als wie ein Trichter wird formiret;
Wie ein gewundnes Schnekken Haus,
Das Wundernswuͤrdig ausgezieret;
Sie gleichen einem Labyrinth,
Worin viel Jrregaͤnge ſind,
Man findet in derſelben Kammer,
Viel wunderbahr Geraͤth, als Trommeln,
Stegreif, Hammer.
Und wenn wir unſer Augenmerk
Aufs ofne Thor des Mundes drehen;
So kan man drin ein Raͤderwerk
Und kleine Muͤhlenſteine ſehen,
Und andre Kunſtgeraͤthe mehr.
Die Zunge ſtrekket ſich daher,
Als wie ein Schwerd das ausgezogen,
Als wie ein ſpizzer Pfeil auf den geſpannten
Bogen.
Der
(*) Camera obſcura.
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