Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.tigsten Freund zu unserem furchtbarsten Feinde machen "Du irrst! Nitetis ist zwar nicht meine, aber dennoch "Und wäre sie die Tochter eines Gottes, so würde "Gibt es bessere Lehrer in der Redekunst, als Haß "Jch der Vater und Ladike die Mutter müssen wohl tigſten Freund zu unſerem furchtbarſten Feinde machen „Du irrſt! Nitetis iſt zwar nicht meine, aber dennoch „Und wäre ſie die Tochter eines Gottes, ſo würde „Gibt es beſſere Lehrer in der Redekunſt, als Haß „Jch der Vater und Ladike die Mutter müſſen wohl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0106" n="88"/> tigſten Freund zu unſerem furchtbarſten Feinde machen<lb/> könnte.“</p><lb/> <p>„Du irrſt! Nitetis iſt zwar nicht meine, aber dennoch<lb/> die Tochter eines Königs, und wird es verſtehen, das Herz<lb/> ihres Gatten zu gewinnen.“</p><lb/> <p>„Und wäre ſie die Tochter eines Gottes, ſo würde<lb/> Dir Kambyſes, wenn er das Geheimniß erführe, zum<lb/> Feinde werden; weißt Du doch, daß bei den Perſern die<lb/> Lüge für das größte Verbrechen <hi rendition="#sup">139</hi>), und ſich betrügen zu<lb/> laſſen für ſchmählich gilt; Du aber haſt den Stolzeſten,<lb/> Mächtigſten von ihnen betrogen; und was wird ein ein-<lb/> zelnes unerfahrenes Mädchen vermögen, wo ſich hundert<lb/> in allen Ränken fein geſchulte Weiber um die Gunſt ihres<lb/> Herrſchers bewerben!“</p><lb/> <p>„Gibt es beſſere Lehrer in der Redekunſt, als Haß<lb/> und Rache?“ fragte Amaſis mit ſchneidender Stimme.<lb/> „Thörichter Sohn, glaubſt Du denn, daß ich ein ſo ge-<lb/> fährliches Spiel ohne reifliche Erwägung aller Umſtände<lb/> unternommen haben würde? Laß Phanes meinetwegen heute<lb/> noch den Perſern erzählen, was er nicht einmal weiß, was<lb/> er nur ahnen, niemahls aber beweiſen kann!</p><lb/> <p>„Jch der Vater und Ladike die Mutter müſſen wohl<lb/> am beſten wiſſen, wer unſer Kind ſei. Wir beide nennen<lb/> Nitetis unſere Tochter, wer darf behaupten, ſie ſei es<lb/> nicht? — Will Phanes die Schwächen unſeres Landes<lb/> einem anderen Feinde verrathen, als den Perſern, ſo möge<lb/> er es thun; ich fürchte keinen! Willſt Du mich auffor-<lb/> dern, einen Mann, dem ich vielen Dank ſchulde, einen<lb/> Freund, welcher mir zehn Jahre lang treulich diente, zu<lb/> verderben, bevor er mich beleidigte, — ſo ſage ich Dir,<lb/> daß ich, ſtatt ihm Schaden zu thun, bereit bin, ihn vor<lb/> Deiner Rache zu ſchützen, — deren unlauteren Grund ich kenne.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [88/0106]
tigſten Freund zu unſerem furchtbarſten Feinde machen
könnte.“
„Du irrſt! Nitetis iſt zwar nicht meine, aber dennoch
die Tochter eines Königs, und wird es verſtehen, das Herz
ihres Gatten zu gewinnen.“
„Und wäre ſie die Tochter eines Gottes, ſo würde
Dir Kambyſes, wenn er das Geheimniß erführe, zum
Feinde werden; weißt Du doch, daß bei den Perſern die
Lüge für das größte Verbrechen 139), und ſich betrügen zu
laſſen für ſchmählich gilt; Du aber haſt den Stolzeſten,
Mächtigſten von ihnen betrogen; und was wird ein ein-
zelnes unerfahrenes Mädchen vermögen, wo ſich hundert
in allen Ränken fein geſchulte Weiber um die Gunſt ihres
Herrſchers bewerben!“
„Gibt es beſſere Lehrer in der Redekunſt, als Haß
und Rache?“ fragte Amaſis mit ſchneidender Stimme.
„Thörichter Sohn, glaubſt Du denn, daß ich ein ſo ge-
fährliches Spiel ohne reifliche Erwägung aller Umſtände
unternommen haben würde? Laß Phanes meinetwegen heute
noch den Perſern erzählen, was er nicht einmal weiß, was
er nur ahnen, niemahls aber beweiſen kann!
„Jch der Vater und Ladike die Mutter müſſen wohl
am beſten wiſſen, wer unſer Kind ſei. Wir beide nennen
Nitetis unſere Tochter, wer darf behaupten, ſie ſei es
nicht? — Will Phanes die Schwächen unſeres Landes
einem anderen Feinde verrathen, als den Perſern, ſo möge
er es thun; ich fürchte keinen! Willſt Du mich auffor-
dern, einen Mann, dem ich vielen Dank ſchulde, einen
Freund, welcher mir zehn Jahre lang treulich diente, zu
verderben, bevor er mich beleidigte, — ſo ſage ich Dir,
daß ich, ſtatt ihm Schaden zu thun, bereit bin, ihn vor
Deiner Rache zu ſchützen, — deren unlauteren Grund ich kenne.“
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