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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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ter; denn, wenn ihm dieser auch dasselbe sagte, wie
der erste, so hatte er doch seinen Ausspruch in ein schö-
neres Wortgewand zu kleiden verstanden. -- Begreifst Du
den Sinn meiner Geschichte? So bemühe Dich denn in
Zukunft, die Form Deiner Rede angenehm zu machen,
denn es kommt, namentlich vor dem Ohre eines Herr-
schers, ebensoviel darauf an, wie man spricht, als was
man spricht."

"O, mein Vater, wie oft hast Du mir diese Lehre
gegeben, wie oft sah ich selber ein, daß ich mir mit mei-
nen rauhen Worten und zürnenden Geberden schade; ich
kann aber meine Natur nicht ändern, ich kann nicht ..."

"Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit
ein Mann ist, der muß, was er einmal gethan und nach-
her bereut hat, niemals wieder thun. -- Allein genug
der Lehren! Erzähle, wie Du den Groll des Amasis be-
sänftigtest!"

"Du kennst meinen Vater. -- Als er sah, daß mich
seine furchtbaren Worte in tiefster Seele verwundet hat-
ten, bereute er seinen Jähzorn. Er fühlte, daß er mir
zu viel gethan hatte, und wollte seine Härte um jeden
Preis wieder gut machen."

"Er hat ein gutes Herz, aber sein Geist ist verblen-
det und sein Sinn befangen!" rief der Priester. "Was
könnte Amasis für Aegypten sein, wenn er auf unseren
Rath und die Gebote der Götter hören wollte!"

"Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörst
Du, Vater, bewilligte er mir das Leben des Phanes!"

"Wie Deine Augen funkeln! Das ist nicht schön,
Psamtik! Der Athener muß sterben, weil er die Götter
beleidigte; der Richter aber soll zwar die Strenge walten
lassen, sich jedoch über das Unglück des Verurtheilten nicht

ter; denn, wenn ihm dieſer auch daſſelbe ſagte, wie
der erſte, ſo hatte er doch ſeinen Ausſpruch in ein ſchö-
neres Wortgewand zu kleiden verſtanden. — Begreifſt Du
den Sinn meiner Geſchichte? So bemühe Dich denn in
Zukunft, die Form Deiner Rede angenehm zu machen,
denn es kommt, namentlich vor dem Ohre eines Herr-
ſchers, ebenſoviel darauf an, wie man ſpricht, als was
man ſpricht.“

„O, mein Vater, wie oft haſt Du mir dieſe Lehre
gegeben, wie oft ſah ich ſelber ein, daß ich mir mit mei-
nen rauhen Worten und zürnenden Geberden ſchade; ich
kann aber meine Natur nicht ändern, ich kann nicht ...“

„Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit
ein Mann iſt, der muß, was er einmal gethan und nach-
her bereut hat, niemals wieder thun. — Allein genug
der Lehren! Erzähle, wie Du den Groll des Amaſis be-
ſänftigteſt!“

„Du kennſt meinen Vater. — Als er ſah, daß mich
ſeine furchtbaren Worte in tiefſter Seele verwundet hat-
ten, bereute er ſeinen Jähzorn. Er fühlte, daß er mir
zu viel gethan hatte, und wollte ſeine Härte um jeden
Preis wieder gut machen.“

„Er hat ein gutes Herz, aber ſein Geiſt iſt verblen-
det und ſein Sinn befangen!“ rief der Prieſter. „Was
könnte Amaſis für Aegypten ſein, wenn er auf unſeren
Rath und die Gebote der Götter hören wollte!“

„Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörſt
Du, Vater, bewilligte er mir das Leben des Phanes!“

„Wie Deine Augen funkeln! Das iſt nicht ſchön,
Pſamtik! Der Athener muß ſterben, weil er die Götter
beleidigte; der Richter aber ſoll zwar die Strenge walten
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[101/0119] ter; denn, wenn ihm dieſer auch daſſelbe ſagte, wie der erſte, ſo hatte er doch ſeinen Ausſpruch in ein ſchö- neres Wortgewand zu kleiden verſtanden. — Begreifſt Du den Sinn meiner Geſchichte? So bemühe Dich denn in Zukunft, die Form Deiner Rede angenehm zu machen, denn es kommt, namentlich vor dem Ohre eines Herr- ſchers, ebenſoviel darauf an, wie man ſpricht, als was man ſpricht.“ „O, mein Vater, wie oft haſt Du mir dieſe Lehre gegeben, wie oft ſah ich ſelber ein, daß ich mir mit mei- nen rauhen Worten und zürnenden Geberden ſchade; ich kann aber meine Natur nicht ändern, ich kann nicht ...“ „Sage lieber: ich will nicht; denn wer in Wahrheit ein Mann iſt, der muß, was er einmal gethan und nach- her bereut hat, niemals wieder thun. — Allein genug der Lehren! Erzähle, wie Du den Groll des Amaſis be- ſänftigteſt!“ „Du kennſt meinen Vater. — Als er ſah, daß mich ſeine furchtbaren Worte in tiefſter Seele verwundet hat- ten, bereute er ſeinen Jähzorn. Er fühlte, daß er mir zu viel gethan hatte, und wollte ſeine Härte um jeden Preis wieder gut machen.“ „Er hat ein gutes Herz, aber ſein Geiſt iſt verblen- det und ſein Sinn befangen!“ rief der Prieſter. „Was könnte Amaſis für Aegypten ſein, wenn er auf unſeren Rath und die Gebote der Götter hören wollte!“ „Gerührt, wie er war, bewilligte er mir zuletzt, hörſt Du, Vater, bewilligte er mir das Leben des Phanes!“ „Wie Deine Augen funkeln! Das iſt nicht ſchön, Pſamtik! Der Athener muß ſterben, weil er die Götter beleidigte; der Richter aber ſoll zwar die Strenge walten laſſen, ſich jedoch über das Unglück des Verurtheilten nicht

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/119>, abgerufen am 26.11.2024.