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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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auch in der Heimat einführen. Wir Perser sind anders,
als ihr Aegypter. Alles Neue und Fremde ist uns ebenso
willkommen, als es euch verhaßt zu sein scheint. Jch werde
unserer Mutter Kassandane davon erzählen, und diese wird
mit Freuden gestatten, daß die Frauen meines Bruders
sich daran ergötzen."

"O, thue das, thue das!" Rief die blonde Tachot,
hoch erröthend. "Nitetis wird dann mitspielen und sich
in die Heimat und zu ihren Lieben zurückträumen; Du
aber, Bartja," fügte sie leise hinzu, "mußt auch, so oft
Du die Reifen fliegen fliehst, an diese Stunde gedenken."

Der junge Perser antwortete lächelnd: "Jch werde
dieselbe niemals vergessen!" Dann rief er laut und mun-
ter, indem er sich an seine zukünftige Schwägerin wandte:
"Sei guten Muths, Nitetis, denn es wird Dir besser
bei uns gefallen, als Du glaubst. Wir Asiaten wissen
die Schönheit zu ehren; dieß beweisen wir schon dadurch,
daß wir viele Frauen nehmen!"

Nitetis seufzte, und Ladike, die Gattin des Königs,
rief: "Damit eben zeigt ihr, daß ihr das Wesen des
Weibes durchaus nicht zu würdigen versteht! Du ahnst
nicht, Bartja, was ein Weib empfindet, wenn es den
Mann, der ihr mehr ist als das Leben, dem sie Alles,
was ihr heilig und theuer ist, voll und ohne Rückhalt
hingeben möchte, auf sich herabblicken sieht, wie auf ein
schönes Spielwerk, -- ein edles Roß, einen kunstreichen
Mischkrug! Tausendfach schmerzlicher ist es noch, die Liebe,
welche man für sich allein besitzen möchte, mit hundert
Anderen theilen zu müssen!"

"Da hast Du die Eifersüchtige!" rief Amasis. "Spricht
sie nicht, als habe sie schon Gelegenheit gehabt, sich über
meine Treue zu beklagen?"

auch in der Heimat einführen. Wir Perſer ſind anders,
als ihr Aegypter. Alles Neue und Fremde iſt uns ebenſo
willkommen, als es euch verhaßt zu ſein ſcheint. Jch werde
unſerer Mutter Kaſſandane davon erzählen, und dieſe wird
mit Freuden geſtatten, daß die Frauen meines Bruders
ſich daran ergötzen.“

„O, thue das, thue das!“ Rief die blonde Tachot,
hoch erröthend. „Nitetis wird dann mitſpielen und ſich
in die Heimat und zu ihren Lieben zurückträumen; Du
aber, Bartja,“ fügte ſie leiſe hinzu, „mußt auch, ſo oft
Du die Reifen fliegen fliehſt, an dieſe Stunde gedenken.“

Der junge Perſer antwortete lächelnd: „Jch werde
dieſelbe niemals vergeſſen!“ Dann rief er laut und mun-
ter, indem er ſich an ſeine zukünftige Schwägerin wandte:
„Sei guten Muths, Nitetis, denn es wird Dir beſſer
bei uns gefallen, als Du glaubſt. Wir Aſiaten wiſſen
die Schönheit zu ehren; dieß beweiſen wir ſchon dadurch,
daß wir viele Frauen nehmen!“

Nitetis ſeufzte, und Ladike, die Gattin des Königs,
rief: „Damit eben zeigt ihr, daß ihr das Weſen des
Weibes durchaus nicht zu würdigen verſteht! Du ahnſt
nicht, Bartja, was ein Weib empfindet, wenn es den
Mann, der ihr mehr iſt als das Leben, dem ſie Alles,
was ihr heilig und theuer iſt, voll und ohne Rückhalt
hingeben möchte, auf ſich herabblicken ſieht, wie auf ein
ſchönes Spielwerk, — ein edles Roß, einen kunſtreichen
Miſchkrug! Tauſendfach ſchmerzlicher iſt es noch, die Liebe,
welche man für ſich allein beſitzen möchte, mit hundert
Anderen theilen zu müſſen!“

„Da haſt Du die Eiferſüchtige!“ rief Amaſis. „Spricht
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meine Treue zu beklagen?“

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[105/0123] auch in der Heimat einführen. Wir Perſer ſind anders, als ihr Aegypter. Alles Neue und Fremde iſt uns ebenſo willkommen, als es euch verhaßt zu ſein ſcheint. Jch werde unſerer Mutter Kaſſandane davon erzählen, und dieſe wird mit Freuden geſtatten, daß die Frauen meines Bruders ſich daran ergötzen.“ „O, thue das, thue das!“ Rief die blonde Tachot, hoch erröthend. „Nitetis wird dann mitſpielen und ſich in die Heimat und zu ihren Lieben zurückträumen; Du aber, Bartja,“ fügte ſie leiſe hinzu, „mußt auch, ſo oft Du die Reifen fliegen fliehſt, an dieſe Stunde gedenken.“ Der junge Perſer antwortete lächelnd: „Jch werde dieſelbe niemals vergeſſen!“ Dann rief er laut und mun- ter, indem er ſich an ſeine zukünftige Schwägerin wandte: „Sei guten Muths, Nitetis, denn es wird Dir beſſer bei uns gefallen, als Du glaubſt. Wir Aſiaten wiſſen die Schönheit zu ehren; dieß beweiſen wir ſchon dadurch, daß wir viele Frauen nehmen!“ Nitetis ſeufzte, und Ladike, die Gattin des Königs, rief: „Damit eben zeigt ihr, daß ihr das Weſen des Weibes durchaus nicht zu würdigen verſteht! Du ahnſt nicht, Bartja, was ein Weib empfindet, wenn es den Mann, der ihr mehr iſt als das Leben, dem ſie Alles, was ihr heilig und theuer iſt, voll und ohne Rückhalt hingeben möchte, auf ſich herabblicken ſieht, wie auf ein ſchönes Spielwerk, — ein edles Roß, einen kunſtreichen Miſchkrug! Tauſendfach ſchmerzlicher iſt es noch, die Liebe, welche man für ſich allein beſitzen möchte, mit hundert Anderen theilen zu müſſen!“ „Da haſt Du die Eiferſüchtige!“ rief Amaſis. „Spricht ſie nicht, als habe ſie ſchon Gelegenheit gehabt, ſich über meine Treue zu beklagen?“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/123>, abgerufen am 26.11.2024.