Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.des Oberpriesters bist. Mach', daß Du in's Haus zurück- Die Perser hatten dem seltsamen Auftritte zugeschaut Zopyros lachte, als er vernahm, daß der Besitzer jener Bartja beschloß, Amasis zu fragen, was dieser eigen- Als sie dicht vor dem Schlosse angelangt waren, (die in "Wann kann ich Dich allein und unbemerkt sprechen?" "Was willst Du von mir?" "Frage nicht, und antworte schnell. Beim Mithra 163), "Du sprichst persisch? So bist Du kein Aegypter, wie "Jch bin ein Perser; aber antworte schnell, ehe unser Ge- des Oberprieſters biſt. Mach’, daß Du in’s Haus zurück- Die Perſer hatten dem ſeltſamen Auftritte zugeſchaut Zopyros lachte, als er vernahm, daß der Beſitzer jener Bartja beſchloß, Amaſis zu fragen, was dieſer eigen- Als ſie dicht vor dem Schloſſe angelangt waren, (die in „Wann kann ich Dich allein und unbemerkt ſprechen?“ „Was willſt Du von mir?“ „Frage nicht, und antworte ſchnell. Beim Mithra 163), „Du ſprichſt perſiſch? So biſt Du kein Aegypter, wie „Jch bin ein Perſer; aber antworte ſchnell, ehe unſer Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="116"/> des Oberprieſters biſt. Mach’, daß Du in’s Haus zurück-<lb/> kommſt, ſonſt ſchleppen wir Dich morgen ſelber fort, wie<lb/> heut’ die Kiſte!“ Bei dieſen Worten ſchlug er die ſchwere<lb/> Hausthüre zu, ſo daß der Alte in das Vorhaus zurück-<lb/> geworfen und den Blicken der Menge entzogen wurde.</p><lb/> <p>Die Perſer hatten dem ſeltſamen Auftritte zugeſchaut<lb/> und ließen ſich denſelben von ihrem Dolmetſcher erklären.</p><lb/> <p>Zopyros lachte, als er vernahm, daß der Beſitzer jener<lb/> von dem allgewaltigen Oberprieſter eingezogenen Kiſte der<lb/> Augenarzt ſei, welcher ſich, wegen der blöden Augen der<lb/> Mutter des Königs, in Perſien aufhielt und ſich durch ſein<lb/> ernſtes, mürriſches Weſen am Hofe des Kambyſes nur<lb/> wenig beliebt gemacht hatte.</p><lb/> <p>Bartja beſchloß, Amaſis zu fragen, was dieſer eigen-<lb/> thümliche Raub zu bedeuten habe; Gyges aber bat ihn, ſich<lb/> nicht um Dinge zu kümmern, welche ihn nichts angingen.</p><lb/> <p>Als ſie dicht vor dem Schloſſe angelangt waren, (die in<lb/> Aegypten ſchnell hereinbrechende Dunkelheit begann ſich ſchon<lb/> über die Erde zu breiten) fühlte ſich Gyges plötzlich von<lb/> einem fremden Mann, welcher ſein Gewand feſthielt,<lb/> zurückgehalten. Er ſah ſich um und bemerkte, daß ihm<lb/> der Unbekannte, indem er den Finger auf die Lippen preßte,<lb/> das Zeichen des Schweigens gab.</p><lb/> <p>„Wann kann ich Dich allein und unbemerkt ſprechen?“<lb/> flüſterte er dem Sohne des Kröſus zu.</p><lb/> <p>„Was willſt Du von mir?“</p><lb/> <p>„Frage nicht, und antworte ſchnell. Beim Mithra <hi rendition="#sup">163</hi>),<lb/> ich habe Dir wichtige Dinge zu enthüllen!“</p><lb/> <p>„Du ſprichſt perſiſch? So biſt Du kein Aegypter, wie<lb/> Dein Gewand vermuthen läßt?“</p><lb/> <p>„Jch bin ein Perſer; aber antworte ſchnell, ehe unſer Ge-<lb/> ſpräch entdeckt wird. Wann kann ich Dich unbemerkt ſprechen?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [116/0134]
des Oberprieſters biſt. Mach’, daß Du in’s Haus zurück-
kommſt, ſonſt ſchleppen wir Dich morgen ſelber fort, wie
heut’ die Kiſte!“ Bei dieſen Worten ſchlug er die ſchwere
Hausthüre zu, ſo daß der Alte in das Vorhaus zurück-
geworfen und den Blicken der Menge entzogen wurde.
Die Perſer hatten dem ſeltſamen Auftritte zugeſchaut
und ließen ſich denſelben von ihrem Dolmetſcher erklären.
Zopyros lachte, als er vernahm, daß der Beſitzer jener
von dem allgewaltigen Oberprieſter eingezogenen Kiſte der
Augenarzt ſei, welcher ſich, wegen der blöden Augen der
Mutter des Königs, in Perſien aufhielt und ſich durch ſein
ernſtes, mürriſches Weſen am Hofe des Kambyſes nur
wenig beliebt gemacht hatte.
Bartja beſchloß, Amaſis zu fragen, was dieſer eigen-
thümliche Raub zu bedeuten habe; Gyges aber bat ihn, ſich
nicht um Dinge zu kümmern, welche ihn nichts angingen.
Als ſie dicht vor dem Schloſſe angelangt waren, (die in
Aegypten ſchnell hereinbrechende Dunkelheit begann ſich ſchon
über die Erde zu breiten) fühlte ſich Gyges plötzlich von
einem fremden Mann, welcher ſein Gewand feſthielt,
zurückgehalten. Er ſah ſich um und bemerkte, daß ihm
der Unbekannte, indem er den Finger auf die Lippen preßte,
das Zeichen des Schweigens gab.
„Wann kann ich Dich allein und unbemerkt ſprechen?“
flüſterte er dem Sohne des Kröſus zu.
„Was willſt Du von mir?“
„Frage nicht, und antworte ſchnell. Beim Mithra 163),
ich habe Dir wichtige Dinge zu enthüllen!“
„Du ſprichſt perſiſch? So biſt Du kein Aegypter, wie
Dein Gewand vermuthen läßt?“
„Jch bin ein Perſer; aber antworte ſchnell, ehe unſer Ge-
ſpräch entdeckt wird. Wann kann ich Dich unbemerkt ſprechen?“
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