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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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und silbernen Geschirren, ganze Hügel von Weiber- und
Männerschmucksachen voller Edelgestein ..."

"Schnell, schnell; wir haben nicht lange Zeit!"
unterbrach Gyges den Erzähler.

"Du hast Recht! Jch muß mich kürzer fassen! Jch
verwirkte mein Leben, indem ich eine von Edelsteinen wim-
melnde Salbenschachtel aus dem Schlosse Deines Vaters
für mich behielt. Kyros wollte mich hinrichten lassen;
Krösus aber rettete mein Leben durch eine Fürbitte bei
seinem Besieger. -- Kyros gab mich frei; erklärte mich
aber für ehrlos. So verdanke ich denn Deinem Vater
mein Leben; dennoch konnte ich nicht in Persien bleiben,
denn die Ehrlosigkeit lastete zu schwer auf mir. Ein Smyr-
näisches Schiff brachte mich nach Kypros. Dort nahm
ich wieder Kriegsdienste, lernte Griechisch und Aegyptisch,
kämpfte gegen Amasis und wurde von Phanes als Kriegs-
gefangener hierher gebracht. -- Jch hatte stets als Reiter
gedient. Man gesellte mich zu den Sclaven, welche die
Pferde des Königs besorgen. Jch zeichnete mich aus und
wurde nach sechs Jahren Stallaufseher. Jch habe niemals
Deines Vaters und des Dankes, den ich ihm schulde, ver-
gessen; jetzt kommt die Reihe an mich, ihm eine Wohlthat
zu erweisen."

"Es handelt sich um meinen Vater? -- So sprich,
rede, theile mit!"

"Sogleich. Hat Krösus den Thronerben Psamtik be-
leidigt?"

"Jch wüßte nicht."

"Dein Vater ist heut' Abend bei Rhodopis zu Nau-
kratis?"

"Woher weißt Du das?"

"Jch hab es von ihm selbst gehört, denn ich folgte

und ſilbernen Geſchirren, ganze Hügel von Weiber- und
Männerſchmuckſachen voller Edelgeſtein ...“

„Schnell, ſchnell; wir haben nicht lange Zeit!“
unterbrach Gyges den Erzähler.

„Du haſt Recht! Jch muß mich kürzer faſſen! Jch
verwirkte mein Leben, indem ich eine von Edelſteinen wim-
melnde Salbenſchachtel aus dem Schloſſe Deines Vaters
für mich behielt. Kyros wollte mich hinrichten laſſen;
Kröſus aber rettete mein Leben durch eine Fürbitte bei
ſeinem Beſieger. — Kyros gab mich frei; erklärte mich
aber für ehrlos. So verdanke ich denn Deinem Vater
mein Leben; dennoch konnte ich nicht in Perſien bleiben,
denn die Ehrloſigkeit laſtete zu ſchwer auf mir. Ein Smyr-
näiſches Schiff brachte mich nach Kypros. Dort nahm
ich wieder Kriegsdienſte, lernte Griechiſch und Aegyptiſch,
kämpfte gegen Amaſis und wurde von Phanes als Kriegs-
gefangener hierher gebracht. — Jch hatte ſtets als Reiter
gedient. Man geſellte mich zu den Sclaven, welche die
Pferde des Königs beſorgen. Jch zeichnete mich aus und
wurde nach ſechs Jahren Stallaufſeher. Jch habe niemals
Deines Vaters und des Dankes, den ich ihm ſchulde, ver-
geſſen; jetzt kommt die Reihe an mich, ihm eine Wohlthat
zu erweiſen.“

„Es handelt ſich um meinen Vater? — So ſprich,
rede, theile mit!“

„Sogleich. Hat Kröſus den Thronerben Pſamtik be-
leidigt?“

„Jch wüßte nicht.“

„Dein Vater iſt heut’ Abend bei Rhodopis zu Nau-
kratis?“

„Woher weißt Du das?“

„Jch hab es von ihm ſelbſt gehört, denn ich folgte

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[118/0136] und ſilbernen Geſchirren, ganze Hügel von Weiber- und Männerſchmuckſachen voller Edelgeſtein ...“ „Schnell, ſchnell; wir haben nicht lange Zeit!“ unterbrach Gyges den Erzähler. „Du haſt Recht! Jch muß mich kürzer faſſen! Jch verwirkte mein Leben, indem ich eine von Edelſteinen wim- melnde Salbenſchachtel aus dem Schloſſe Deines Vaters für mich behielt. Kyros wollte mich hinrichten laſſen; Kröſus aber rettete mein Leben durch eine Fürbitte bei ſeinem Beſieger. — Kyros gab mich frei; erklärte mich aber für ehrlos. So verdanke ich denn Deinem Vater mein Leben; dennoch konnte ich nicht in Perſien bleiben, denn die Ehrloſigkeit laſtete zu ſchwer auf mir. Ein Smyr- näiſches Schiff brachte mich nach Kypros. Dort nahm ich wieder Kriegsdienſte, lernte Griechiſch und Aegyptiſch, kämpfte gegen Amaſis und wurde von Phanes als Kriegs- gefangener hierher gebracht. — Jch hatte ſtets als Reiter gedient. Man geſellte mich zu den Sclaven, welche die Pferde des Königs beſorgen. Jch zeichnete mich aus und wurde nach ſechs Jahren Stallaufſeher. Jch habe niemals Deines Vaters und des Dankes, den ich ihm ſchulde, ver- geſſen; jetzt kommt die Reihe an mich, ihm eine Wohlthat zu erweiſen.“ „Es handelt ſich um meinen Vater? — So ſprich, rede, theile mit!“ „Sogleich. Hat Kröſus den Thronerben Pſamtik be- leidigt?“ „Jch wüßte nicht.“ „Dein Vater iſt heut’ Abend bei Rhodopis zu Nau- kratis?“ „Woher weißt Du das?“ „Jch hab es von ihm ſelbſt gehört, denn ich folgte

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/136>, abgerufen am 25.11.2024.