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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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"Du warst der freigebigste aller Fürsten!" rief
Phanes.

"Und bin jetzt der zufriedenste aller Bettler. Doch
sage mir, Phryxos, -- wie viel hat Amasis zu Deiner
Sammlung beigetragen?"

"Er gab tausend Centner Alaun 176)!"

"Das scheint mir ein fürstliches Geschenk zu sein."

"Und der Thronerbe?"

"Als ich ihn anging und mich auf die Freigebigkeit
seines Vaters berief, lachte er bitter und sagte, mir den
Rücken kehrend: ,Wenn Du für die Zerstörung eurer Tem-
pel sammeln wirst, so bin ich bereit doppelt so viel als
Amasis zu zeichnen.'"

"Der Elende!"

"Sage lieber: der echte Aegypter! Psamtik haßt Alles,
was nicht aus diesem Lande stammt."

"Wieviel haben die Hellenen zu Naukratis beige-
tragen?"

"Außer den reichen Beiträgen der Privatleute zeich-
nete jede Gemeinde 177) zwanzig Minen."

"Das ist viel!"

"Oinophilos der Sybarit schickte mir ganz allein
tausend *) Drachmen und begleitete dieselben mit einem
höchst sonderbaren Briefe. Darf ich denselben vorlesen,
Rhodopis?"

"Jmmerhin," antwortete die Greisin. "Jhr werdet
aus demselben ersehen, daß dem Schlemmer sein Betragen
von neulich leid thut."

Der Delphier holte das Briefröllchen aus seiner Tasche
und las: "Oinophilos läßt dem Phryxos sagen: ,Es thut

*) Siehe Anmerkung 173. 250 Thaler.

„Du warſt der freigebigſte aller Fürſten!“ rief
Phanes.

„Und bin jetzt der zufriedenſte aller Bettler. Doch
ſage mir, Phryxos, — wie viel hat Amaſis zu Deiner
Sammlung beigetragen?“

„Er gab tauſend Centner Alaun 176)!“

„Das ſcheint mir ein fürſtliches Geſchenk zu ſein.“

„Und der Thronerbe?“

„Als ich ihn anging und mich auf die Freigebigkeit
ſeines Vaters berief, lachte er bitter und ſagte, mir den
Rücken kehrend: ‚Wenn Du für die Zerſtörung eurer Tem-
pel ſammeln wirſt, ſo bin ich bereit doppelt ſo viel als
Amaſis zu zeichnen.‘“

„Der Elende!“

„Sage lieber: der echte Aegypter! Pſamtik haßt Alles,
was nicht aus dieſem Lande ſtammt.“

„Wieviel haben die Hellenen zu Naukratis beige-
tragen?“

„Außer den reichen Beiträgen der Privatleute zeich-
nete jede Gemeinde 177) zwanzig Minen.“

„Das iſt viel!“

„Oinophilos der Sybarit ſchickte mir ganz allein
tauſend *) Drachmen und begleitete dieſelben mit einem
höchſt ſonderbaren Briefe. Darf ich denſelben vorleſen,
Rhodopis?“

„Jmmerhin,“ antwortete die Greiſin. „Jhr werdet
aus demſelben erſehen, daß dem Schlemmer ſein Betragen
von neulich leid thut.“

Der Delphier holte das Briefröllchen aus ſeiner Taſche
und las: „Oinophilos läßt dem Phryxos ſagen: ‚Es thut

*) Siehe Anmerkung 173. 250 Thaler.
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[127/0145] „Du warſt der freigebigſte aller Fürſten!“ rief Phanes. „Und bin jetzt der zufriedenſte aller Bettler. Doch ſage mir, Phryxos, — wie viel hat Amaſis zu Deiner Sammlung beigetragen?“ „Er gab tauſend Centner Alaun 176)!“ „Das ſcheint mir ein fürſtliches Geſchenk zu ſein.“ „Und der Thronerbe?“ „Als ich ihn anging und mich auf die Freigebigkeit ſeines Vaters berief, lachte er bitter und ſagte, mir den Rücken kehrend: ‚Wenn Du für die Zerſtörung eurer Tem- pel ſammeln wirſt, ſo bin ich bereit doppelt ſo viel als Amaſis zu zeichnen.‘“ „Der Elende!“ „Sage lieber: der echte Aegypter! Pſamtik haßt Alles, was nicht aus dieſem Lande ſtammt.“ „Wieviel haben die Hellenen zu Naukratis beige- tragen?“ „Außer den reichen Beiträgen der Privatleute zeich- nete jede Gemeinde 177) zwanzig Minen.“ „Das iſt viel!“ „Oinophilos der Sybarit ſchickte mir ganz allein tauſend *) Drachmen und begleitete dieſelben mit einem höchſt ſonderbaren Briefe. Darf ich denſelben vorleſen, Rhodopis?“ „Jmmerhin,“ antwortete die Greiſin. „Jhr werdet aus demſelben erſehen, daß dem Schlemmer ſein Betragen von neulich leid thut.“ Der Delphier holte das Briefröllchen aus ſeiner Taſche und las: „Oinophilos läßt dem Phryxos ſagen: ‚Es thut *) Siehe Anmerkung 173. 250 Thaler.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/145>, abgerufen am 24.11.2024.