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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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doch der gute Sohn des Krösus, der unseren Phanes so
edelmüthig rettete?"

"Gyges nennt man ihn. Darius, Zopyros und er
sind meine besten Freunde. Wir haben einander geschwo-
ren uns niemals zu trennen, und Einer für den Andern
Blut und Leben zu opfern 188). So bin ich denn heut in
aller Frühe, trotz ihrer flehenden Bitten, heimlich hierher-
geeilt, um meinem Gyges beizustehen, im Fall er der
Hülfe bedürfen sollte."

"Du bist aber umsonst geritten."

"Nein, beim Mithra, das bin ich nicht, denn ich
habe Dich auf diesem Ritte gefunden. Nun aber mußt
Du mir auch sagen, wie Du heißt?"

"Man nennt mich Sappho!"

"Ein schöner Name. Bist Du verwandt mit der
Dichterin, von welcher mir Gyges so schöne Lieder vorge-
sungen hat?"

"Freilich; die zehnte Muse, oder der Lesbische Schwan,
wie sie die ältere Sappho nennen, war die Schwester
meines Großvaters Charaxos. -- Dein Freund Gyges ist
wohl des Griechischen mächtiger als Du?"

"Von der Wiege an hat er neben der lydischen die
hellenische Sprache gelernt, und spricht beide gleich geläufig.
Auch des Persischen ist er vollkommen mächtig; und, was
mehr sagen will, er hat sich auch alle Tugenden der Perser
zu eigen gemacht!"

"Welche haltet ihr denn für die höchsten Tu-
genden?"

"Wahrhaftigkeit *) ist die erste von allen, die zweite
nennen wir Tapferkeit, die dritte Gehorsam. Diese drei

*) Siehe Anmerkung 139.

doch der gute Sohn des Kröſus, der unſeren Phanes ſo
edelmüthig rettete?“

„Gyges nennt man ihn. Darius, Zopyros und er
ſind meine beſten Freunde. Wir haben einander geſchwo-
ren uns niemals zu trennen, und Einer für den Andern
Blut und Leben zu opfern 188). So bin ich denn heut in
aller Frühe, trotz ihrer flehenden Bitten, heimlich hierher-
geeilt, um meinem Gyges beizuſtehen, im Fall er der
Hülfe bedürfen ſollte.“

„Du biſt aber umſonſt geritten.“

„Nein, beim Mithra, das bin ich nicht, denn ich
habe Dich auf dieſem Ritte gefunden. Nun aber mußt
Du mir auch ſagen, wie Du heißt?“

„Man nennt mich Sappho!“

„Ein ſchöner Name. Biſt Du verwandt mit der
Dichterin, von welcher mir Gyges ſo ſchöne Lieder vorge-
ſungen hat?“

„Freilich; die zehnte Muſe, oder der Lesbiſche Schwan,
wie ſie die ältere Sappho nennen, war die Schweſter
meines Großvaters Charaxos. — Dein Freund Gyges iſt
wohl des Griechiſchen mächtiger als Du?“

„Von der Wiege an hat er neben der lydiſchen die
helleniſche Sprache gelernt, und ſpricht beide gleich geläufig.
Auch des Perſiſchen iſt er vollkommen mächtig; und, was
mehr ſagen will, er hat ſich auch alle Tugenden der Perſer
zu eigen gemacht!“

„Welche haltet ihr denn für die höchſten Tu-
genden?“

„Wahrhaftigkeit *) iſt die erſte von allen, die zweite
nennen wir Tapferkeit, die dritte Gehorſam. Dieſe drei

*) Siehe Anmerkung 139.
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[144/0162] doch der gute Sohn des Kröſus, der unſeren Phanes ſo edelmüthig rettete?“ „Gyges nennt man ihn. Darius, Zopyros und er ſind meine beſten Freunde. Wir haben einander geſchwo- ren uns niemals zu trennen, und Einer für den Andern Blut und Leben zu opfern 188). So bin ich denn heut in aller Frühe, trotz ihrer flehenden Bitten, heimlich hierher- geeilt, um meinem Gyges beizuſtehen, im Fall er der Hülfe bedürfen ſollte.“ „Du biſt aber umſonſt geritten.“ „Nein, beim Mithra, das bin ich nicht, denn ich habe Dich auf dieſem Ritte gefunden. Nun aber mußt Du mir auch ſagen, wie Du heißt?“ „Man nennt mich Sappho!“ „Ein ſchöner Name. Biſt Du verwandt mit der Dichterin, von welcher mir Gyges ſo ſchöne Lieder vorge- ſungen hat?“ „Freilich; die zehnte Muſe, oder der Lesbiſche Schwan, wie ſie die ältere Sappho nennen, war die Schweſter meines Großvaters Charaxos. — Dein Freund Gyges iſt wohl des Griechiſchen mächtiger als Du?“ „Von der Wiege an hat er neben der lydiſchen die helleniſche Sprache gelernt, und ſpricht beide gleich geläufig. Auch des Perſiſchen iſt er vollkommen mächtig; und, was mehr ſagen will, er hat ſich auch alle Tugenden der Perſer zu eigen gemacht!“ „Welche haltet ihr denn für die höchſten Tu- genden?“ „Wahrhaftigkeit *) iſt die erſte von allen, die zweite nennen wir Tapferkeit, die dritte Gehorſam. Dieſe drei *) Siehe Anmerkung 139.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/162>, abgerufen am 23.11.2024.