Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.umworben und ein Perser. -- Gib Du ihn auf, damit er "Wie sollt' ich, Großmutter. Hab' ich ihm nicht "Jhr Kinder spielt mit dieser Ewigkeit, als sei sie "Niemals, Großmutter! Wäre denn Bartja mein "Und wenn er seines Schwures vergißt, so wirst Du "O gute, liebe Großmutter, höre auf, so schreckliche Das Mädchen sprach diese Worte mit so freudiger umworben und ein Perſer. — Gib Du ihn auf, damit er „Wie ſollt’ ich, Großmutter. Hab’ ich ihm nicht „Jhr Kinder ſpielt mit dieſer Ewigkeit, als ſei ſie „Niemals, Großmutter! Wäre denn Bartja mein „Und wenn er ſeines Schwures vergißt, ſo wirſt Du „O gute, liebe Großmutter, höre auf, ſo ſchreckliche Das Mädchen ſprach dieſe Worte mit ſo freudiger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="170"/> umworben und ein Perſer. — Gib Du ihn auf, damit er<lb/> Dich nicht aufgebe!“</p><lb/> <p>„Wie ſollt’ ich, Großmutter. Hab’ ich ihm nicht<lb/> Treue für die Ewigkeit geſchworen?“</p><lb/> <p>„Jhr Kinder ſpielt mit dieſer Ewigkeit, als ſei ſie<lb/> ein Augenblick! Was Deinen Schwur betrifft, ſo tadle ich<lb/> denſelben; aber ich freue mich, daß Du an ihm feſthältſt, denn<lb/> ich verabſcheue jenes frevelnde Sprichwort: ‚Zeus hört nicht<lb/> die Schwüre der Liebenden.‘ Warum ſollte die Gottheit<lb/> den in Beziehung auf das Heiligſte im Menſchen geleiſteten<lb/> Eid geringer achten, als eine Betheuerung, welche klein-<lb/> liche Fragen des Mein und Dein betrifft? Halte denn,<lb/> was Du verſprochen, vergiß niemals Deiner Liebe, ge-<lb/> wöhne Dich aber an den Gedanken, der Perſon des Ge-<lb/> liebten entſagen zu müſſen.“</p><lb/> <p>„Niemals, Großmutter! Wäre denn Bartja mein<lb/> Freund geworden, wenn ich ihm nicht vertrauen könnte?<lb/> Gerade, weil er ein Perſer iſt, der die Wahrhaftigkeit<lb/> ſeine ſchönſte Tugend nennt, darf ich zuverſichtlich hoffen,<lb/> daß er ſeines Schwures gedenken und mich, trotz der Un-<lb/> ſitte der Aſiaten, zu ſeinem einzigen Weibe machen werde.“</p><lb/> <p>„Und wenn er ſeines Schwures vergißt, ſo wirſt Du<lb/> Deine Jugend elend vertrauern und mit vergiftetem Her-<lb/> zen ...“</p><lb/> <p>„O gute, liebe Großmutter, höre auf, ſo ſchreckliche<lb/> Dinge zu reden! Wenn Du ihn kennen würdeſt, wie ich<lb/> ihn kenne, ſo müßteſt Du mit mir jauchzen und mir zu-<lb/> geben, daß wohl der Nil verſiegen und die Pyramiden<lb/> einſtürzen mögen, mein Bartja aber mich nicht betrügen<lb/> kann!“</p><lb/> <p>Das Mädchen ſprach dieſe Worte mit ſo freudiger<lb/> Zuverſicht, mit ſo überzeugender Gewißheit, und ihre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0188]
umworben und ein Perſer. — Gib Du ihn auf, damit er
Dich nicht aufgebe!“
„Wie ſollt’ ich, Großmutter. Hab’ ich ihm nicht
Treue für die Ewigkeit geſchworen?“
„Jhr Kinder ſpielt mit dieſer Ewigkeit, als ſei ſie
ein Augenblick! Was Deinen Schwur betrifft, ſo tadle ich
denſelben; aber ich freue mich, daß Du an ihm feſthältſt, denn
ich verabſcheue jenes frevelnde Sprichwort: ‚Zeus hört nicht
die Schwüre der Liebenden.‘ Warum ſollte die Gottheit
den in Beziehung auf das Heiligſte im Menſchen geleiſteten
Eid geringer achten, als eine Betheuerung, welche klein-
liche Fragen des Mein und Dein betrifft? Halte denn,
was Du verſprochen, vergiß niemals Deiner Liebe, ge-
wöhne Dich aber an den Gedanken, der Perſon des Ge-
liebten entſagen zu müſſen.“
„Niemals, Großmutter! Wäre denn Bartja mein
Freund geworden, wenn ich ihm nicht vertrauen könnte?
Gerade, weil er ein Perſer iſt, der die Wahrhaftigkeit
ſeine ſchönſte Tugend nennt, darf ich zuverſichtlich hoffen,
daß er ſeines Schwures gedenken und mich, trotz der Un-
ſitte der Aſiaten, zu ſeinem einzigen Weibe machen werde.“
„Und wenn er ſeines Schwures vergißt, ſo wirſt Du
Deine Jugend elend vertrauern und mit vergiftetem Her-
zen ...“
„O gute, liebe Großmutter, höre auf, ſo ſchreckliche
Dinge zu reden! Wenn Du ihn kennen würdeſt, wie ich
ihn kenne, ſo müßteſt Du mit mir jauchzen und mir zu-
geben, daß wohl der Nil verſiegen und die Pyramiden
einſtürzen mögen, mein Bartja aber mich nicht betrügen
kann!“
Das Mädchen ſprach dieſe Worte mit ſo freudiger
Zuverſicht, mit ſo überzeugender Gewißheit, und ihre
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