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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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dem Guten ergeben. Nachdem er in 12,000 Jahren Himmel, Para-
dies und Sterne geschaffen hatte, sah er den bösen Geist, Ahriman,
(Angramainjus), welcher schwarz, unrein, übelriechend und bösartig
war. Ormusd beschloß Ahriman zu vernichten. Ein großer Kampf
begann, in welchem der Böse unterlag, um 3000 Jahre lang ohn-
mächtig vor Schrecken dazuliegen. Während dieser Zeit schuf Ormusd
den Himmel, das Wasser, die Erde, die guten Gewächse, den Stier
und das erste Menschenpaar in einem Jahre. Hierauf brach Ahriman
wieder hervor, und wurde bezwungen, aber nicht getödtet, weil sich
nach dem Tode die Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde, aus de-
nen alles Lebende besteht, mit den Urelementen vereinigen und sich am
Auferstehungstage das Auseinandergerissene wieder zusammenfügt.
Nichts geht zum Nichtsein zurück; Alles vereint sich nur mit seinen
Urbestandtheilen. Man hätte Ahriman nur tödten können, wenn sich
seine Unreinheit in Reinheit, seine Finsterniß in Licht verwandelt haben
würde. -- So lebte das Böse fort, um, sobald der gute Geist etwas
Gutes und Reines schuf, etwas Böses und Unreines zu erschaffen.
Dieser Kampf wird fortdauern bis am jüngsten Tage. Dann wird
Ahriman rein und heilig sein, weil die Diws oder Daewa (bösen Gei-
ster) nach und nach all sein Böses aufgenommen haben und am jüng-
sten Tage nicht mehr sein werden. Mit der Strafe jedes Menschen
nach dem Tode sollen nämlich die Diws, welche in ihm wohnten und
Theile Ahrimans waren, vernichtet werden. Nach Ulmai Jslam bei
Vullers und der Zend-Avesta.
190. (S. 145.) Heute noch stehen die Feueraltäre der Parsen auf
den Bergen. Dieselben dürfen immer beten, sobald sich Feuer und
Wasser in ihrer Nähe befindet. Spiegel, Avesta. Einleitung. LI. Auch
nach Herod. I. 132 opferten die Perser in der freien Natur.
191. (S. 146.) Die Könige pflegten mit derartigen Geschenken edle
Thaten ihrer Unterthanen zu belohnen. Herod. III. 130. VIII. 118.
Plutarch Artaxerxes 10. 14. Xenoph. Anab. I. 2. Ehrenkleid. Xenoph.
Kyrop. VIII. 3.
192. (S. 149). Näheres über die Stellung der Könige von Per-
sien im zweiten Theile.
193. (S. 150.) Gewöhnlich scheinen, wie noch heute in Aegypten,
Hebammen den Gebärerinnen zur Seite gestanden zu haben.
194. (S. 152.) Eine gewöhnliche, furchtbare Strafe für schwere
Verbrecher. Diod. I. 78. III. 12--14. Näheres im Text des dritten
Theils und daselbst Anmerk. 101.
dem Guten ergeben. Nachdem er in 12,000 Jahren Himmel, Para-
dies und Sterne geſchaffen hatte, ſah er den böſen Geiſt, Ahriman,
(Angramainjus), welcher ſchwarz, unrein, übelriechend und bösartig
war. Ormuſd beſchloß Ahriman zu vernichten. Ein großer Kampf
begann, in welchem der Böſe unterlag, um 3000 Jahre lang ohn-
mächtig vor Schrecken dazuliegen. Während dieſer Zeit ſchuf Ormuſd
den Himmel, das Waſſer, die Erde, die guten Gewächſe, den Stier
und das erſte Menſchenpaar in einem Jahre. Hierauf brach Ahriman
wieder hervor, und wurde bezwungen, aber nicht getödtet, weil ſich
nach dem Tode die Elemente, Feuer, Waſſer, Luft und Erde, aus de-
nen alles Lebende beſteht, mit den Urelementen vereinigen und ſich am
Auferſtehungstage das Auseinandergeriſſene wieder zuſammenfügt.
Nichts geht zum Nichtſein zurück; Alles vereint ſich nur mit ſeinen
Urbeſtandtheilen. Man hätte Ahriman nur tödten können, wenn ſich
ſeine Unreinheit in Reinheit, ſeine Finſterniß in Licht verwandelt haben
würde. — So lebte das Böſe fort, um, ſobald der gute Geiſt etwas
Gutes und Reines ſchuf, etwas Böſes und Unreines zu erſchaffen.
Dieſer Kampf wird fortdauern bis am jüngſten Tage. Dann wird
Ahriman rein und heilig ſein, weil die Diws oder Daewa (böſen Gei-
ſter) nach und nach all ſein Böſes aufgenommen haben und am jüng-
ſten Tage nicht mehr ſein werden. Mit der Strafe jedes Menſchen
nach dem Tode ſollen nämlich die Diws, welche in ihm wohnten und
Theile Ahrimans waren, vernichtet werden. Nach Ulmai Jslam bei
Vullers und der Zend-Aveſta.
190. (S. 145.) Heute noch ſtehen die Feueraltäre der Parſen auf
den Bergen. Dieſelben dürfen immer beten, ſobald ſich Feuer und
Waſſer in ihrer Nähe befindet. Spiegel, Aveſta. Einleitung. LI. Auch
nach Herod. I. 132 opferten die Perſer in der freien Natur.
191. (S. 146.) Die Könige pflegten mit derartigen Geſchenken edle
Thaten ihrer Unterthanen zu belohnen. Herod. III. 130. VIII. 118.
Plutarch Artaxerxes 10. 14. Xenoph. Anab. I. 2. Ehrenkleid. Xenoph.
Kyrop. VIII. 3.
192. (S. 149). Näheres über die Stellung der Könige von Per-
ſien im zweiten Theile.
193. (S. 150.) Gewöhnlich ſcheinen, wie noch heute in Aegypten,
Hebammen den Gebärerinnen zur Seite geſtanden zu haben.
194. (S. 152.) Eine gewöhnliche, furchtbare Strafe für ſchwere
Verbrecher. Diod. I. 78. III. 12—14. Näheres im Text des dritten
Theils und daſelbſt Anmerk. 101.
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[204/0222] dem Guten ergeben. Nachdem er in 12,000 Jahren Himmel, Para- dies und Sterne geſchaffen hatte, ſah er den böſen Geiſt, Ahriman, (Angramainjus), welcher ſchwarz, unrein, übelriechend und bösartig war. Ormuſd beſchloß Ahriman zu vernichten. Ein großer Kampf begann, in welchem der Böſe unterlag, um 3000 Jahre lang ohn- mächtig vor Schrecken dazuliegen. Während dieſer Zeit ſchuf Ormuſd den Himmel, das Waſſer, die Erde, die guten Gewächſe, den Stier und das erſte Menſchenpaar in einem Jahre. Hierauf brach Ahriman wieder hervor, und wurde bezwungen, aber nicht getödtet, weil ſich nach dem Tode die Elemente, Feuer, Waſſer, Luft und Erde, aus de- nen alles Lebende beſteht, mit den Urelementen vereinigen und ſich am Auferſtehungstage das Auseinandergeriſſene wieder zuſammenfügt. Nichts geht zum Nichtſein zurück; Alles vereint ſich nur mit ſeinen Urbeſtandtheilen. Man hätte Ahriman nur tödten können, wenn ſich ſeine Unreinheit in Reinheit, ſeine Finſterniß in Licht verwandelt haben würde. — So lebte das Böſe fort, um, ſobald der gute Geiſt etwas Gutes und Reines ſchuf, etwas Böſes und Unreines zu erſchaffen. Dieſer Kampf wird fortdauern bis am jüngſten Tage. Dann wird Ahriman rein und heilig ſein, weil die Diws oder Daewa (böſen Gei- ſter) nach und nach all ſein Böſes aufgenommen haben und am jüng- ſten Tage nicht mehr ſein werden. Mit der Strafe jedes Menſchen nach dem Tode ſollen nämlich die Diws, welche in ihm wohnten und Theile Ahrimans waren, vernichtet werden. Nach Ulmai Jslam bei Vullers und der Zend-Aveſta. 190. (S. 145.) Heute noch ſtehen die Feueraltäre der Parſen auf den Bergen. Dieſelben dürfen immer beten, ſobald ſich Feuer und Waſſer in ihrer Nähe befindet. Spiegel, Aveſta. Einleitung. LI. Auch nach Herod. I. 132 opferten die Perſer in der freien Natur. 191. (S. 146.) Die Könige pflegten mit derartigen Geſchenken edle Thaten ihrer Unterthanen zu belohnen. Herod. III. 130. VIII. 118. Plutarch Artaxerxes 10. 14. Xenoph. Anab. I. 2. Ehrenkleid. Xenoph. Kyrop. VIII. 3. 192. (S. 149). Näheres über die Stellung der Könige von Per- ſien im zweiten Theile. 193. (S. 150.) Gewöhnlich ſcheinen, wie noch heute in Aegypten, Hebammen den Gebärerinnen zur Seite geſtanden zu haben. 194. (S. 152.) Eine gewöhnliche, furchtbare Strafe für ſchwere Verbrecher. Diod. I. 78. III. 12—14. Näheres im Text des dritten Theils und daſelbſt Anmerk. 101.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/222>, abgerufen am 25.11.2024.