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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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je fester wurde seine Ueberzeugung, die Aegypterin habe
ihn hintergangen und ihm Liebe geheuchelt, während ihr
Herz Bartja gehörte! -- Welch' schändliches Spiel war
mit ihm getrieben worden, wie tief mußte die Treulosig-
keit dieser gewandten Heuchlerin wurzeln, da die bloße
Nachricht, daß sein Bruder eine Andre liebe, nicht nur
ihre gewohnten Künste zu vernichten, sondern sie sogar
ihres Bewußtseins zu berauben genügte.

Otanes, der Vater der Phädyme, hatte, als Nitetis
die Halle verließ, gerufen: "Die Aegypterinnen scheinen
für das Liebesglück ihrer Schwäger sehr empfindlich zu
sein; die Perserinnen sind weniger freigebig mit ihren
Gefühlen und sparen dieselben ihren Männern auf!"

Der Stolze hatte sich gestellt, als hab' er diese Worte
nicht vernommen und, wie der Vogel Strauß, seine Augen
und sein Gehör verschlossen, um des Gemurmels und der Blicke
seiner Gäste, welche allesammt bestätigten, daß er hinter-
gangen worden sei, nicht gewahr zu werden.

Bartja konnte keine Schuld an ihrer Treulosigkeit
haben; sie nur liebte den schönen Jüngling und liebte ihn
vielleicht um so heißer, je weniger sie auf eine Erwiede-
derung ihrer Leidenschaft hoffen durfte. Hätt' er den
leisesten Argwohn gegen seinen Bruder gehegt, so würde
er ihn auf der Stelle getödtet haben. Bartja war un-
schuldig an seiner Täuschung und seinem Unglück; aber
er war die Ursache desselben und darum stieg der alte Groll,
welcher, kaum eingeschlummert, in seinem Herzen ruhte,
von neuem, und wie jeder Rückfall gefährlicher ist als
die erste Krankheit, mit doppelter Heftigkeit empor.

Er sann und sann und wußte nicht, wie er das fal-
sche Weib bestrafen sollte. Jhr Tod befriedigte seine Rache
durchaus nicht; er wollte ihr Schlimmeres anthun!

je feſter wurde ſeine Ueberzeugung, die Aegypterin habe
ihn hintergangen und ihm Liebe geheuchelt, während ihr
Herz Bartja gehörte! — Welch’ ſchändliches Spiel war
mit ihm getrieben worden, wie tief mußte die Treuloſig-
keit dieſer gewandten Heuchlerin wurzeln, da die bloße
Nachricht, daß ſein Bruder eine Andre liebe, nicht nur
ihre gewohnten Künſte zu vernichten, ſondern ſie ſogar
ihres Bewußtſeins zu berauben genügte.

Otanes, der Vater der Phädyme, hatte, als Nitetis
die Halle verließ, gerufen: „Die Aegypterinnen ſcheinen
für das Liebesglück ihrer Schwäger ſehr empfindlich zu
ſein; die Perſerinnen ſind weniger freigebig mit ihren
Gefühlen und ſparen dieſelben ihren Männern auf!“

Der Stolze hatte ſich geſtellt, als hab’ er dieſe Worte
nicht vernommen und, wie der Vogel Strauß, ſeine Augen
und ſein Gehör verſchloſſen, um des Gemurmels und der Blicke
ſeiner Gäſte, welche alleſammt beſtätigten, daß er hinter-
gangen worden ſei, nicht gewahr zu werden.

Bartja konnte keine Schuld an ihrer Treuloſigkeit
haben; ſie nur liebte den ſchönen Jüngling und liebte ihn
vielleicht um ſo heißer, je weniger ſie auf eine Erwiede-
derung ihrer Leidenſchaft hoffen durfte. Hätt’ er den
leiſeſten Argwohn gegen ſeinen Bruder gehegt, ſo würde
er ihn auf der Stelle getödtet haben. Bartja war un-
ſchuldig an ſeiner Täuſchung und ſeinem Unglück; aber
er war die Urſache deſſelben und darum ſtieg der alte Groll,
welcher, kaum eingeſchlummert, in ſeinem Herzen ruhte,
von neuem, und wie jeder Rückfall gefährlicher iſt als
die erſte Krankheit, mit doppelter Heftigkeit empor.

Er ſann und ſann und wußte nicht, wie er das fal-
ſche Weib beſtrafen ſollte. Jhr Tod befriedigte ſeine Rache
durchaus nicht; er wollte ihr Schlimmeres anthun!

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[128/0130] je feſter wurde ſeine Ueberzeugung, die Aegypterin habe ihn hintergangen und ihm Liebe geheuchelt, während ihr Herz Bartja gehörte! — Welch’ ſchändliches Spiel war mit ihm getrieben worden, wie tief mußte die Treuloſig- keit dieſer gewandten Heuchlerin wurzeln, da die bloße Nachricht, daß ſein Bruder eine Andre liebe, nicht nur ihre gewohnten Künſte zu vernichten, ſondern ſie ſogar ihres Bewußtſeins zu berauben genügte. Otanes, der Vater der Phädyme, hatte, als Nitetis die Halle verließ, gerufen: „Die Aegypterinnen ſcheinen für das Liebesglück ihrer Schwäger ſehr empfindlich zu ſein; die Perſerinnen ſind weniger freigebig mit ihren Gefühlen und ſparen dieſelben ihren Männern auf!“ Der Stolze hatte ſich geſtellt, als hab’ er dieſe Worte nicht vernommen und, wie der Vogel Strauß, ſeine Augen und ſein Gehör verſchloſſen, um des Gemurmels und der Blicke ſeiner Gäſte, welche alleſammt beſtätigten, daß er hinter- gangen worden ſei, nicht gewahr zu werden. Bartja konnte keine Schuld an ihrer Treuloſigkeit haben; ſie nur liebte den ſchönen Jüngling und liebte ihn vielleicht um ſo heißer, je weniger ſie auf eine Erwiede- derung ihrer Leidenſchaft hoffen durfte. Hätt’ er den leiſeſten Argwohn gegen ſeinen Bruder gehegt, ſo würde er ihn auf der Stelle getödtet haben. Bartja war un- ſchuldig an ſeiner Täuſchung und ſeinem Unglück; aber er war die Urſache deſſelben und darum ſtieg der alte Groll, welcher, kaum eingeſchlummert, in ſeinem Herzen ruhte, von neuem, und wie jeder Rückfall gefährlicher iſt als die erſte Krankheit, mit doppelter Heftigkeit empor. Er ſann und ſann und wußte nicht, wie er das fal- ſche Weib beſtrafen ſollte. Jhr Tod befriedigte ſeine Rache durchaus nicht; er wollte ihr Schlimmeres anthun!

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/130>, abgerufen am 24.11.2024.