Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.Taubenschlage vergnügt. Gehab' Dich wohl und denk' an Das schwergeprüfte Weib hörte diese Worte bebend Verzweifelnd schaute Nitetis, als Mandane schwieg, Taubenſchlage vergnügt. Gehab’ Dich wohl und denk’ an Das ſchwergeprüfte Weib hörte dieſe Worte bebend Verzweifelnd ſchaute Nitetis, als Mandane ſchwieg, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="183"/> Taubenſchlage vergnügt. Gehab’ Dich wohl und denk’ an<lb/> den armen, geplagten Boges, wenn Dich bei dieſer Hitze<lb/> die feuchte Erde abkühlen oder beſſer kalt machen wird.<lb/> Ja, mein Täubchen, im Tode erkennt man ſeine wahren<lb/> Freunde, darum will ich Dich in keinem Sacke von grobem<lb/> Leinenzeuge, ſondern in einem Tuche von zarter Seide ver-<lb/> graben laſſen! Lebe wohl, mein Herzblatt!“</p><lb/> <p>Das ſchwergeprüfte Weib hörte dieſe Worte bebend<lb/> an und bat Mandane, nachdem ſich der Eunuch entfernt<lb/> hatte, um Aufklärung über das Vorgefallene. Die Zofe<lb/> erzählte ihr, dem Rathe des Eunuchen folgend, Bartja habe<lb/> ſich in die hängenden Gärten geſchlichen und ſei, als er<lb/> eben ein Fenſter erſteigen wollte, von mehreren Achämeni-<lb/> den geſehen worden. Man habe dem Könige den Verrath<lb/> ſeines Bruders mitgetheilt und fürchte Alles von der Eifer-<lb/> ſucht deſſelben. Das leichtſinnige Mädchen vergoß bei die-<lb/> ſer Erzählung reichliche Thränen bitterer Reue, welche ihrer<lb/> Herrin wohlthaten, weil ſie dieſelben für Zeugen aufrichti-<lb/> ger Liebe und Theilnahme hielt.</p><lb/> <p>Verzweifelnd ſchaute Nitetis, als Mandane ſchwieg,<lb/> auf ihre Ketten und bedurfte langer Zeit, um ſich in ihre<lb/> furchtbare Lage zu finden. Dann überlas ſie den Brief<lb/> aus der Heimat noch einmal, ſchrieb auf einen Zettel die<lb/> kurzen Worte: „ich bin unſchuldig“, befahl der ſchluchzen-<lb/> den Dienerin, beide nach ihrem Tode der Mutter des Königs<lb/> zu übergeben und durchwachte eine unendlich lange Nacht.<lb/> Jn ihrem Salbenkäſtchen befand ſich ein Mittel zur Ver-<lb/> ſchönerung der Haut, welches, wie ſie wußte, den Tod her-<lb/> beiführte, wenn man es in größerer Menge genoß. Dieſes<lb/> Gift ließ ſie ſich bringen und beſchloß mit ruhiger Ueber-<lb/> legung ſich, wenn der Henker nahen ſollte, mit eigener<lb/> Hand den Tod zu geben. Von nun an freute ſie ſich auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0185]
Taubenſchlage vergnügt. Gehab’ Dich wohl und denk’ an
den armen, geplagten Boges, wenn Dich bei dieſer Hitze
die feuchte Erde abkühlen oder beſſer kalt machen wird.
Ja, mein Täubchen, im Tode erkennt man ſeine wahren
Freunde, darum will ich Dich in keinem Sacke von grobem
Leinenzeuge, ſondern in einem Tuche von zarter Seide ver-
graben laſſen! Lebe wohl, mein Herzblatt!“
Das ſchwergeprüfte Weib hörte dieſe Worte bebend
an und bat Mandane, nachdem ſich der Eunuch entfernt
hatte, um Aufklärung über das Vorgefallene. Die Zofe
erzählte ihr, dem Rathe des Eunuchen folgend, Bartja habe
ſich in die hängenden Gärten geſchlichen und ſei, als er
eben ein Fenſter erſteigen wollte, von mehreren Achämeni-
den geſehen worden. Man habe dem Könige den Verrath
ſeines Bruders mitgetheilt und fürchte Alles von der Eifer-
ſucht deſſelben. Das leichtſinnige Mädchen vergoß bei die-
ſer Erzählung reichliche Thränen bitterer Reue, welche ihrer
Herrin wohlthaten, weil ſie dieſelben für Zeugen aufrichti-
ger Liebe und Theilnahme hielt.
Verzweifelnd ſchaute Nitetis, als Mandane ſchwieg,
auf ihre Ketten und bedurfte langer Zeit, um ſich in ihre
furchtbare Lage zu finden. Dann überlas ſie den Brief
aus der Heimat noch einmal, ſchrieb auf einen Zettel die
kurzen Worte: „ich bin unſchuldig“, befahl der ſchluchzen-
den Dienerin, beide nach ihrem Tode der Mutter des Königs
zu übergeben und durchwachte eine unendlich lange Nacht.
Jn ihrem Salbenkäſtchen befand ſich ein Mittel zur Ver-
ſchönerung der Haut, welches, wie ſie wußte, den Tod her-
beiführte, wenn man es in größerer Menge genoß. Dieſes
Gift ließ ſie ſich bringen und beſchloß mit ruhiger Ueber-
legung ſich, wenn der Henker nahen ſollte, mit eigener
Hand den Tod zu geben. Von nun an freute ſie ſich auf
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