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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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der Mutter des Königs hatte einen harten Stoß erlitten;
endlich aber freute er sich des Bewußtseins seiner Ueber-
legenheit und seines geglückten Vorhabens ebensosehr, als
über die Hoffnung, bald wieder durch seinen Liebling Phä-
dyme der allmächtige Günstling von früher zu werden. Das
über Krösus und die jungen Helden verhängte Todesurtheil
war ihm gleichfalls erwünscht, denn wenn dieselben am
Leben blieben, so war eine Entdeckung seiner Ränke nicht
unmöglich.

Der Morgen graute schon, als er das Gemach des
Königs verließ, um sich zu Phädyme zu begeben. Die stolze
Perserin war noch nicht zur Ruhe gegangen. Sie erwar-
tete in fieberhafter Ungeduld den Eunuchen, denn schon war
das Gerücht von dem Vorgefallenen in das Weiberhaus
und zu ihr gedrungen.

Sie lag, nur mit einem leichten seidenen Hemde und
gelben, von Türkisen und Perlen strotzenden Pantoffeln be-
kleidet, von zwanzig Dienerinnen umgeben, auf dem pur-
purnen Diwan ihres Putzzimmers. Sobald sie Boges nahen
hörte, schickte sie die Sklavinnen fort, sprang auf, lief ihm
entgegen und überschwemmte ihn mit einer Flut von zu-
sammenhangslosen Fragen, welche sämmtlich ihre Feindin
Nitetis betrafen.

"Gemach, mein Täubchen," sagte Boges, seine fleischige
Hand auf ihre Schulter legend. "Gemach! Wenn Du
Dich nicht bequemen kannst, mäuschenstill und ohne Fragen
meinem Berichte zuzuhören, so erfährst Du heute kein Ster-
benswort. Ja, meine goldene Königin, ich habe Dir so
viel zu erzählen, daß ich erst morgen fertig werden würde,
wenn Du mich nach Herzenslust unterbrechen dürftest. Ach,
mein Lämmchen, ich habe heut' noch so viel zu thun! Da
gibt es erstens einem ägyptischen Eselsritte beizuwohnen,

der Mutter des Königs hatte einen harten Stoß erlitten;
endlich aber freute er ſich des Bewußtſeins ſeiner Ueber-
legenheit und ſeines geglückten Vorhabens ebenſoſehr, als
über die Hoffnung, bald wieder durch ſeinen Liebling Phä-
dyme der allmächtige Günſtling von früher zu werden. Das
über Kröſus und die jungen Helden verhängte Todesurtheil
war ihm gleichfalls erwünſcht, denn wenn dieſelben am
Leben blieben, ſo war eine Entdeckung ſeiner Ränke nicht
unmöglich.

Der Morgen graute ſchon, als er das Gemach des
Königs verließ, um ſich zu Phädyme zu begeben. Die ſtolze
Perſerin war noch nicht zur Ruhe gegangen. Sie erwar-
tete in fieberhafter Ungeduld den Eunuchen, denn ſchon war
das Gerücht von dem Vorgefallenen in das Weiberhaus
und zu ihr gedrungen.

Sie lag, nur mit einem leichten ſeidenen Hemde und
gelben, von Türkiſen und Perlen ſtrotzenden Pantoffeln be-
kleidet, von zwanzig Dienerinnen umgeben, auf dem pur-
purnen Diwan ihres Putzzimmers. Sobald ſie Boges nahen
hörte, ſchickte ſie die Sklavinnen fort, ſprang auf, lief ihm
entgegen und überſchwemmte ihn mit einer Flut von zu-
ſammenhangsloſen Fragen, welche ſämmtlich ihre Feindin
Nitetis betrafen.

„Gemach, mein Täubchen,“ ſagte Boges, ſeine fleiſchige
Hand auf ihre Schulter legend. „Gemach! Wenn Du
Dich nicht bequemen kannſt, mäuschenſtill und ohne Fragen
meinem Berichte zuzuhören, ſo erfährſt Du heute kein Ster-
benswort. Ja, meine goldene Königin, ich habe Dir ſo
viel zu erzählen, daß ich erſt morgen fertig werden würde,
wenn Du mich nach Herzensluſt unterbrechen dürfteſt. Ach,
mein Lämmchen, ich habe heut’ noch ſo viel zu thun! Da
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[190/0192] der Mutter des Königs hatte einen harten Stoß erlitten; endlich aber freute er ſich des Bewußtſeins ſeiner Ueber- legenheit und ſeines geglückten Vorhabens ebenſoſehr, als über die Hoffnung, bald wieder durch ſeinen Liebling Phä- dyme der allmächtige Günſtling von früher zu werden. Das über Kröſus und die jungen Helden verhängte Todesurtheil war ihm gleichfalls erwünſcht, denn wenn dieſelben am Leben blieben, ſo war eine Entdeckung ſeiner Ränke nicht unmöglich. Der Morgen graute ſchon, als er das Gemach des Königs verließ, um ſich zu Phädyme zu begeben. Die ſtolze Perſerin war noch nicht zur Ruhe gegangen. Sie erwar- tete in fieberhafter Ungeduld den Eunuchen, denn ſchon war das Gerücht von dem Vorgefallenen in das Weiberhaus und zu ihr gedrungen. Sie lag, nur mit einem leichten ſeidenen Hemde und gelben, von Türkiſen und Perlen ſtrotzenden Pantoffeln be- kleidet, von zwanzig Dienerinnen umgeben, auf dem pur- purnen Diwan ihres Putzzimmers. Sobald ſie Boges nahen hörte, ſchickte ſie die Sklavinnen fort, ſprang auf, lief ihm entgegen und überſchwemmte ihn mit einer Flut von zu- ſammenhangsloſen Fragen, welche ſämmtlich ihre Feindin Nitetis betrafen. „Gemach, mein Täubchen,“ ſagte Boges, ſeine fleiſchige Hand auf ihre Schulter legend. „Gemach! Wenn Du Dich nicht bequemen kannſt, mäuschenſtill und ohne Fragen meinem Berichte zuzuhören, ſo erfährſt Du heute kein Ster- benswort. Ja, meine goldene Königin, ich habe Dir ſo viel zu erzählen, daß ich erſt morgen fertig werden würde, wenn Du mich nach Herzensluſt unterbrechen dürfteſt. Ach, mein Lämmchen, ich habe heut’ noch ſo viel zu thun! Da gibt es erſtens einem ägyptiſchen Eſelsritte beizuwohnen,

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/192>, abgerufen am 09.11.2024.