Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.Der Vater des Darius wagte den Gereizten nicht Kambyses schaute ihn und seine zerrissenen Gewänder "Sieg dem Könige! Dein armer Diener und Oheim "Steh auf und geh! Du weißt, daß ich für Mein- "Wenn Bartja aber unschuldig wäre und Darius --" "Du wagst es, mein Urtheil anzufechten?" "Das sei ferne von mir. Was der König thut, ist "Schweig! Jch will nicht, daß man diese Sache von "Aber wenn Bartja dennoch unschuldig wäre, wenn "Meinst Du, daß die Himmlischen Betrüger und "Nein, mein König! Aber ein neuer Zeuge ist er- "Ein neuer Zeuge? Wahrlich, ich möchte gern mein Der Vater des Darius wagte den Gereizten nicht Kambyſes ſchaute ihn und ſeine zerriſſenen Gewänder „Sieg dem Könige! Dein armer Diener und Oheim „Steh auf und geh! Du weißt, daß ich für Mein- „Wenn Bartja aber unſchuldig wäre und Darius —“ „Du wagſt es, mein Urtheil anzufechten?“ „Das ſei ferne von mir. Was der König thut, iſt „Schweig! Jch will nicht, daß man dieſe Sache von „Aber wenn Bartja dennoch unſchuldig wäre, wenn „Meinſt Du, daß die Himmliſchen Betrüger und „Nein, mein König! Aber ein neuer Zeuge iſt er- „Ein neuer Zeuge? Wahrlich, ich möchte gern mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0208" n="206"/> <p>Der Vater des Darius wagte den Gereizten nicht<lb/> anzureden; er ſtellte ſich aber in das Fenſter, zertheilte<lb/> die flatternden Keime und zog in dieſer Weiſe den Blick<lb/> des Königs auf ſich.</p><lb/> <p>Kambyſes ſchaute ihn und ſeine zerriſſenen Gewänder<lb/> erſt grollend, dann bitter lächelnd an und fragte: „Was<lb/> willſt Du?“</p><lb/> <p>„Sieg dem Könige! Dein armer Diener und Oheim<lb/> iſt gekommen, um die Gnade ſeines Herrſchers anzurufen!“</p><lb/> <p>„Steh auf und geh! Du weißt, daß ich für Mein-<lb/> eidige und falſche Zeugen keine Gnade kenne. Es iſt<lb/> beſſer einen todten, als einen ehrloſen Sohn zu haben.“</p><lb/> <p>„Wenn Bartja aber unſchuldig wäre und Darius —“</p><lb/> <p>„Du wagſt es, mein Urtheil anzufechten?“</p><lb/> <p>„Das ſei ferne von mir. Was der König thut, iſt<lb/> gut und duldet keinen Widerſpruch; doch —“</p><lb/> <p>„Schweig! Jch will nicht, daß man dieſe Sache von<lb/> Neuem berühre. Du biſt beklagenswerth als Vater; aber<lb/> auch mir haben die letzten Stunden keine Freuden gebracht.<lb/> Jch bejammere Dich, Greis; doch ich darf die Strafe Deines<lb/> Sohnes ſo wenig zurücknehmen, als Du ſein Verbrechen<lb/> ungeſchehen machen kannſt.“</p><lb/> <p>„Aber wenn Bartja dennoch unſchuldig wäre, wenn<lb/> die Götter —“</p><lb/> <p>„Meinſt Du, daß die Himmliſchen Betrüger und<lb/> Meineidige unterſtützen?“</p><lb/> <p>„Nein, mein König! Aber ein neuer Zeuge iſt er-<lb/> ſchienen, der —“</p><lb/> <p>„Ein neuer Zeuge? Wahrlich, ich möchte gern mein<lb/> halbes Reich hingeben, wenn ich mich von der Unſchuld<lb/> vieler meinem Hauſe ſo nahe ſtehender Menſchen überzeugen<lb/> könnte!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [206/0208]
Der Vater des Darius wagte den Gereizten nicht
anzureden; er ſtellte ſich aber in das Fenſter, zertheilte
die flatternden Keime und zog in dieſer Weiſe den Blick
des Königs auf ſich.
Kambyſes ſchaute ihn und ſeine zerriſſenen Gewänder
erſt grollend, dann bitter lächelnd an und fragte: „Was
willſt Du?“
„Sieg dem Könige! Dein armer Diener und Oheim
iſt gekommen, um die Gnade ſeines Herrſchers anzurufen!“
„Steh auf und geh! Du weißt, daß ich für Mein-
eidige und falſche Zeugen keine Gnade kenne. Es iſt
beſſer einen todten, als einen ehrloſen Sohn zu haben.“
„Wenn Bartja aber unſchuldig wäre und Darius —“
„Du wagſt es, mein Urtheil anzufechten?“
„Das ſei ferne von mir. Was der König thut, iſt
gut und duldet keinen Widerſpruch; doch —“
„Schweig! Jch will nicht, daß man dieſe Sache von
Neuem berühre. Du biſt beklagenswerth als Vater; aber
auch mir haben die letzten Stunden keine Freuden gebracht.
Jch bejammere Dich, Greis; doch ich darf die Strafe Deines
Sohnes ſo wenig zurücknehmen, als Du ſein Verbrechen
ungeſchehen machen kannſt.“
„Aber wenn Bartja dennoch unſchuldig wäre, wenn
die Götter —“
„Meinſt Du, daß die Himmliſchen Betrüger und
Meineidige unterſtützen?“
„Nein, mein König! Aber ein neuer Zeuge iſt er-
ſchienen, der —“
„Ein neuer Zeuge? Wahrlich, ich möchte gern mein
halbes Reich hingeben, wenn ich mich von der Unſchuld
vieler meinem Hauſe ſo nahe ſtehender Menſchen überzeugen
könnte!“
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