Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite
34. (S. 44.) Mimneros, Fragm. ed. Bergk. 6. Solon, Fragm.
ex ejd. ed.
20.
35. (S. 46.) Die Seelen der Aegypter mußten sich in der Unter-
welt vor den Todtenrichtern rechtfertigen, und versicherten denselben zu
diesem Behufe, die 42 Todsünden, welche sie aufzählten, nicht begangen
zu haben. Siehe Champollion lettres p. 242, wo die Seele Ramses V.
versichert, "ihr Herz nicht verzehrt zu haben". Dieselbe "negative Recht-
fertigung" findet sich in den Todtenbüchern. S. Charles Lenormands
Uebersetzung in der Revue orientale 28. 1861, Brugsch u. a. a. O.
Uhlemann und Birch bei Bunsen haben gerade diesen Satz anders über-
setzt. Diese Rechtfertigung ist darum doppelt interessant, weil sich in
derselben fast das ganze mosaische Sittengesetz wiederfindet. Für die
Richtigkeit der Champollion- und Brug'schen Uebersetzung spricht der
Umstand, daß auch Pythagoras, welcher den Aegyptern Vieles entlehnt
zu haben scheint, "sein Herz nicht zu verzehren", d. h. sich vor der
Reue zu bewahren, gebot.
36. (S. 47.) Von der Zeit an, wo das Kind der Parsen den Gürtel
"Kosti" trägt, muß es sich einen Schutzpatron unter den Yazatas und
einen geistlichen Rathgeber unter den Destaurs (Priestern) aussuchen. Wie
Bater und Mutter die leiblichen Eltern des Kindes sind, so ist dieser
geistliche Rathgeber der geistige Vater. Spiegel Avesta. II. Einl. XXII.
37. (S. 48.) Anahita oder Ardei-caura hieß die Göttin der Quellen,
welche auch, und zwar nicht mit Unrecht, mit der griechischen Aphro-
dite verglichen worden ist. Aus der Quelle Anahita flossen alle Was-
ser und sie hatte unbedingte Reinigungskraft. Vendidad. VII. 37--40.
Jhr vertraute auch Zoroaster den Samen an aus welchem seine nach-
geborenen Söhne vor dem jüngsten Gerichte erwachsen sollten. Anquetil
Zend-Avesta. II. p. 43.
38. (S. 48.) Ein berühmter Freigeist, welcher wegen seiner Spöt-
tereien auf die homerische Götterwelt viel Tadel und Verfolgung dulden
mußte. Derselbe blühte schon zur Zeit unserer Erzählung, wurde aber
so alt, daß er noch bis tief in's 5. Jahrhundert hinein lebte. Seine
Fragmente haben wir schon oben angeführt.
39. (S. 50.) Jn Persien gilt das Ballspiel heute noch für ein
Vergnügen der Männer. Ein Spieler treibt dem andern, wie bei un-
serem Sauball, hölzerne Kugeln zu. Chardin, Voyage en Perse. III.
p.
226, sah das Spiel von 300 Theilnehmern spielen. Näheres in
Hyde de ludis orientalium.
34. (S. 44.) Mimneros, Fragm. ed. Bergk. 6. Solon, Fragm.
ex ejd. ed.
20.
35. (S. 46.) Die Seelen der Aegypter mußten ſich in der Unter-
welt vor den Todtenrichtern rechtfertigen, und verſicherten denſelben zu
dieſem Behufe, die 42 Todſünden, welche ſie aufzählten, nicht begangen
zu haben. Siehe Champollion lettres p. 242, wo die Seele Ramſes V.
verſichert, „ihr Herz nicht verzehrt zu haben“. Dieſelbe „negative Recht-
fertigung“ findet ſich in den Todtenbüchern. S. Charles Lenormands
Ueberſetzung in der Revue orientale 28. 1861, Brugſch u. a. a. O.
Uhlemann und Birch bei Bunſen haben gerade dieſen Satz anders über-
ſetzt. Dieſe Rechtfertigung iſt darum doppelt intereſſant, weil ſich in
derſelben faſt das ganze moſaiſche Sittengeſetz wiederfindet. Für die
Richtigkeit der Champollion- und Brug’ſchen Ueberſetzung ſpricht der
Umſtand, daß auch Pythagoras, welcher den Aegyptern Vieles entlehnt
zu haben ſcheint, „ſein Herz nicht zu verzehren“, d. h. ſich vor der
Reue zu bewahren, gebot.
36. (S. 47.) Von der Zeit an, wo das Kind der Parſen den Gürtel
„Koſti“ trägt, muß es ſich einen Schutzpatron unter den Yazatas und
einen geiſtlichen Rathgeber unter den Deſtûrs (Prieſtern) ausſuchen. Wie
Bater und Mutter die leiblichen Eltern des Kindes ſind, ſo iſt dieſer
geiſtliche Rathgeber der geiſtige Vater. Spiegel Aveſta. II. Einl. XXII.
37. (S. 48.) Anahita oder Ardî-çûra hieß die Göttin der Quellen,
welche auch, und zwar nicht mit Unrecht, mit der griechiſchen Aphro-
dite verglichen worden iſt. Aus der Quelle Anahita floſſen alle Waſ-
ſer und ſie hatte unbedingte Reinigungskraft. Vendidad. VII. 37—40.
Jhr vertraute auch Zoroaſter den Samen an aus welchem ſeine nach-
geborenen Söhne vor dem jüngſten Gerichte erwachſen ſollten. Anquetil
Zend-Aveſta. II. p. 43.
38. (S. 48.) Ein berühmter Freigeiſt, welcher wegen ſeiner Spöt-
tereien auf die homeriſche Götterwelt viel Tadel und Verfolgung dulden
mußte. Derſelbe blühte ſchon zur Zeit unſerer Erzählung, wurde aber
ſo alt, daß er noch bis tief in’s 5. Jahrhundert hinein lebte. Seine
Fragmente haben wir ſchon oben angeführt.
39. (S. 50.) Jn Perſien gilt das Ballſpiel heute noch für ein
Vergnügen der Männer. Ein Spieler treibt dem andern, wie bei un-
ſerem Sauball, hölzerne Kugeln zu. Chardin, Voyage en Perse. III.
p.
226, ſah das Spiel von 300 Theilnehmern ſpielen. Näheres in
Hyde de ludis orientalium.
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0244" n="242"/>
        <list>
          <item><hi rendition="#b">34.</hi> (S. 44.) Mimneros, <hi rendition="#aq">Fragm. ed. Bergk.</hi> 6. Solon, <hi rendition="#aq">Fragm.<lb/>
ex ejd. ed.</hi> 20.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#b">35.</hi> (S. 46.) Die Seelen der Aegypter mußten &#x017F;ich in der Unter-<lb/>
welt vor den Todtenrichtern rechtfertigen, und ver&#x017F;icherten den&#x017F;elben zu<lb/>
die&#x017F;em Behufe, die 42 Tod&#x017F;ünden, welche &#x017F;ie aufzählten, nicht begangen<lb/>
zu haben. Siehe <hi rendition="#aq">Champollion lettres p.</hi> 242, wo die Seele Ram&#x017F;es <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
ver&#x017F;ichert, &#x201E;ihr Herz nicht verzehrt zu haben&#x201C;. Die&#x017F;elbe &#x201E;negative Recht-<lb/>
fertigung&#x201C; findet &#x017F;ich in den Todtenbüchern. S. Charles Lenormands<lb/>
Ueber&#x017F;etzung in der <hi rendition="#aq">Revue orientale</hi> 28. 1861, Brug&#x017F;ch u. a. a. O.<lb/>
Uhlemann und Birch bei Bun&#x017F;en haben gerade die&#x017F;en Satz anders über-<lb/>
&#x017F;etzt. Die&#x017F;e Rechtfertigung i&#x017F;t darum doppelt intere&#x017F;&#x017F;ant, weil &#x017F;ich in<lb/>
der&#x017F;elben fa&#x017F;t das ganze mo&#x017F;ai&#x017F;che Sittenge&#x017F;etz wiederfindet. Für die<lb/>
Richtigkeit der Champollion- und Brug&#x2019;&#x017F;chen Ueber&#x017F;etzung &#x017F;pricht der<lb/>
Um&#x017F;tand, daß auch Pythagoras, welcher den Aegyptern Vieles entlehnt<lb/>
zu haben &#x017F;cheint, &#x201E;&#x017F;ein Herz nicht zu verzehren&#x201C;, d. h. &#x017F;ich vor der<lb/>
Reue zu bewahren, gebot.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#b">36.</hi> (S. 47.) Von der Zeit an, wo das Kind der Par&#x017F;en den Gürtel<lb/>
&#x201E;Ko&#x017F;ti&#x201C; trägt, muß es &#x017F;ich einen Schutzpatron unter den Yazatas und<lb/>
einen gei&#x017F;tlichen Rathgeber unter den De&#x017F;t<hi rendition="#aq">û</hi>rs (Prie&#x017F;tern) aus&#x017F;uchen. Wie<lb/>
Bater und Mutter die leiblichen Eltern des Kindes &#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;er<lb/>
gei&#x017F;tliche Rathgeber der gei&#x017F;tige Vater. Spiegel Ave&#x017F;ta. <hi rendition="#aq">II.</hi> Einl. <hi rendition="#aq">XXII.</hi></item><lb/>
          <item><hi rendition="#b">37.</hi> (S. 48.) Anahita oder <hi rendition="#aq">Ardî-çûra</hi> hieß die Göttin der Quellen,<lb/>
welche auch, und zwar nicht mit Unrecht, mit der griechi&#x017F;chen Aphro-<lb/>
dite verglichen worden i&#x017F;t. Aus der Quelle Anahita flo&#x017F;&#x017F;en alle Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und &#x017F;ie hatte unbedingte Reinigungskraft. <hi rendition="#aq">Vendidad. VII.</hi> 37&#x2014;40.<lb/>
Jhr vertraute auch Zoroa&#x017F;ter den Samen an aus welchem &#x017F;eine nach-<lb/>
geborenen Söhne vor dem jüng&#x017F;ten Gerichte erwach&#x017F;en &#x017F;ollten. Anquetil<lb/>
Zend-Ave&#x017F;ta. <hi rendition="#aq">II. p.</hi> 43.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#b">38.</hi> (S. 48.) Ein berühmter Freigei&#x017F;t, welcher wegen &#x017F;einer Spöt-<lb/>
tereien auf die homeri&#x017F;che Götterwelt viel Tadel und Verfolgung dulden<lb/>
mußte. Der&#x017F;elbe blühte &#x017F;chon zur Zeit un&#x017F;erer Erzählung, wurde aber<lb/>
&#x017F;o alt, daß er noch bis tief in&#x2019;s 5. Jahrhundert hinein lebte. Seine<lb/>
Fragmente haben wir &#x017F;chon oben angeführt.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#b">39.</hi> (S. 50.) Jn Per&#x017F;ien gilt das Ball&#x017F;piel heute noch für ein<lb/>
Vergnügen der Männer. Ein Spieler treibt dem andern, wie bei un-<lb/>
&#x017F;erem Sauball, hölzerne Kugeln zu. Chardin, <hi rendition="#aq">Voyage en Perse. III.<lb/>
p.</hi> 226, &#x017F;ah das Spiel von 300 Theilnehmern &#x017F;pielen. Näheres in<lb/><hi rendition="#aq">Hyde de ludis orientalium.</hi></item>
        </list><lb/>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[242/0244] 34. (S. 44.) Mimneros, Fragm. ed. Bergk. 6. Solon, Fragm. ex ejd. ed. 20. 35. (S. 46.) Die Seelen der Aegypter mußten ſich in der Unter- welt vor den Todtenrichtern rechtfertigen, und verſicherten denſelben zu dieſem Behufe, die 42 Todſünden, welche ſie aufzählten, nicht begangen zu haben. Siehe Champollion lettres p. 242, wo die Seele Ramſes V. verſichert, „ihr Herz nicht verzehrt zu haben“. Dieſelbe „negative Recht- fertigung“ findet ſich in den Todtenbüchern. S. Charles Lenormands Ueberſetzung in der Revue orientale 28. 1861, Brugſch u. a. a. O. Uhlemann und Birch bei Bunſen haben gerade dieſen Satz anders über- ſetzt. Dieſe Rechtfertigung iſt darum doppelt intereſſant, weil ſich in derſelben faſt das ganze moſaiſche Sittengeſetz wiederfindet. Für die Richtigkeit der Champollion- und Brug’ſchen Ueberſetzung ſpricht der Umſtand, daß auch Pythagoras, welcher den Aegyptern Vieles entlehnt zu haben ſcheint, „ſein Herz nicht zu verzehren“, d. h. ſich vor der Reue zu bewahren, gebot. 36. (S. 47.) Von der Zeit an, wo das Kind der Parſen den Gürtel „Koſti“ trägt, muß es ſich einen Schutzpatron unter den Yazatas und einen geiſtlichen Rathgeber unter den Deſtûrs (Prieſtern) ausſuchen. Wie Bater und Mutter die leiblichen Eltern des Kindes ſind, ſo iſt dieſer geiſtliche Rathgeber der geiſtige Vater. Spiegel Aveſta. II. Einl. XXII. 37. (S. 48.) Anahita oder Ardî-çûra hieß die Göttin der Quellen, welche auch, und zwar nicht mit Unrecht, mit der griechiſchen Aphro- dite verglichen worden iſt. Aus der Quelle Anahita floſſen alle Waſ- ſer und ſie hatte unbedingte Reinigungskraft. Vendidad. VII. 37—40. Jhr vertraute auch Zoroaſter den Samen an aus welchem ſeine nach- geborenen Söhne vor dem jüngſten Gerichte erwachſen ſollten. Anquetil Zend-Aveſta. II. p. 43. 38. (S. 48.) Ein berühmter Freigeiſt, welcher wegen ſeiner Spöt- tereien auf die homeriſche Götterwelt viel Tadel und Verfolgung dulden mußte. Derſelbe blühte ſchon zur Zeit unſerer Erzählung, wurde aber ſo alt, daß er noch bis tief in’s 5. Jahrhundert hinein lebte. Seine Fragmente haben wir ſchon oben angeführt. 39. (S. 50.) Jn Perſien gilt das Ballſpiel heute noch für ein Vergnügen der Männer. Ein Spieler treibt dem andern, wie bei un- ſerem Sauball, hölzerne Kugeln zu. Chardin, Voyage en Perse. III. p. 226, ſah das Spiel von 300 Theilnehmern ſpielen. Näheres in Hyde de ludis orientalium.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/244
Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/244>, abgerufen am 04.12.2024.