Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.dem Hause, welches sie bewohnte, treten. Sie erkannte "Die Aegypterin schläft noch," sagte der Eunuch, "So antworte schnell," sprach die Perserin. "Meinst "Ganz gewiß, mein Püppchen." "Was bringt Dich auf diese Vermuthung?" "Das neue Weib braucht nicht meinen, sondern nur "Jst das Alles?" "Nein, mein Schätzchen; ich kenne aber den König "So müssen wir sie verderben!" "Das ist leicht gesagt und schwer gethan, mein "Laß mich los, Du Unverschämter!" "Nun, nun, wir sind ja ungesehen, und Du wirst "Meinetwegen; aber sage schnell, was zu thun ist?" "Dank' mein süßes Herzchen Phädyme! -- Ja also, für's Ebers, Eine ägyptische Königstochter. II. 3
dem Hauſe, welches ſie bewohnte, treten. Sie erkannte „Die Aegypterin ſchläft noch,“ ſagte der Eunuch, „So antworte ſchnell,“ ſprach die Perſerin. „Meinſt „Ganz gewiß, mein Püppchen.“ „Was bringt Dich auf dieſe Vermuthung?“ „Das neue Weib braucht nicht meinen, ſondern nur „Jſt das Alles?“ „Nein, mein Schätzchen; ich kenne aber den König „So müſſen wir ſie verderben!“ „Das iſt leicht geſagt und ſchwer gethan, mein „Laß mich los, Du Unverſchämter!“ „Nun, nun, wir ſind ja ungeſehen, und Du wirſt „Meinetwegen; aber ſage ſchnell, was zu thun iſt?“ „Dank’ mein ſüßes Herzchen Phädyme! — Ja alſo, für’s Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. II. 3
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dem Hauſe, welches ſie bewohnte, treten. Sie erkannte
den Eunuchen Boges, welcher mit einem ſchönen, nach-
läſſig gekleideten perſiſchen Weibe redete. Die Beiden
näherten ſich ihrem Fenſter. Nitetis verſteckte ſich hinter
die halb geöffneten Laden und lauſchte, denn es war ihr,
als habe ſie ihren Namen vernommen.
„Die Aegypterin ſchläft noch,“ ſagte der Eunuch,
„ſie muß von der Reiſe ſchwer ermüdet ſein; auch iſt ihr
eines Fenſter feſt verſchloſſen.“
„So antworte ſchnell,“ ſprach die Perſerin. „Meinſt
Du wirklich, daß mir von dieſer Fremden Gefahr drohen
kann?“
„Ganz gewiß, mein Püppchen.“
„Was bringt Dich auf dieſe Vermuthung?“
„Das neue Weib braucht nicht meinen, ſondern nur
den Befehlen des Königs zu gehorchen.“
„Jſt das Alles?“
„Nein, mein Schätzchen; ich kenne aber den König
und leſe in ſeinen Zügen, wie ein Magier in den heiligen
Büchern.“
„So müſſen wir ſie verderben!“
„Das iſt leicht geſagt und ſchwer gethan, mein
Täubchen.“
„Laß mich los, Du Unverſchämter!“
„Nun, nun, wir ſind ja ungeſehen, und Du wirſt
mich nöthig haben.“
„Meinetwegen; aber ſage ſchnell, was zu thun iſt?“
„Dank’ mein ſüßes Herzchen Phädyme! — Ja alſo, für’s
Erſte müſſen wir uns ruhig verhalten und auf eine Ge-
legenheit warten. Wenn Kröſus, der ſich der Aegypterin
anzunehmen ſcheint, fort iſt, dann gilt es eine Schlinge
zu ſtellen ...“
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. II. 3
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