Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.zu brennen begann, da fühlte sich Nitetis in Babylon wie Das Ansehen des Eunuchen-Obersten Boges sank be- Phädyme, das ungeduldige, nach Rache lechzende, Endlich, nach vielen Wochen, kam er voller Freude Bei diesen Worten rieb der ewig lächelnde Halbmann zu brennen begann, da fühlte ſich Nitetis in Babylon wie Das Anſehen des Eunuchen-Oberſten Boges ſank be- Phädyme, das ungeduldige, nach Rache lechzende, Endlich, nach vielen Wochen, kam er voller Freude Bei dieſen Worten rieb der ewig lächelnde Halbmann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="55"/> zu brennen begann, da fühlte ſich Nitetis in Babylon wie<lb/> zu Hauſe und alle Perſer wußten, daß die junge Aegyp-<lb/> terin Phädyme, die Tochter des Otanes, aus der Gunſt<lb/> des Königs verdrängt und ſichre Ausſicht habe, die erſte,<lb/> bevorzugte Gemahlin des Kambyſes zu werden.</p><lb/> <p>Das Anſehen des Eunuchen-Oberſten Boges ſank be-<lb/> deutend, denn man wußte, daß der König das Harem<lb/> nicht mehr betrete und der Verſchnittene ſeinen Einfluß<lb/> nur den Weibern verdanke, welche, was er ſelbſt für ſich<lb/> oder Andere begehrte, dem Kambyſes abſchmeicheln mußten.<lb/> — Täglich beſprach ſich der gekränkte Mann mit der ge-<lb/> ſtürzten Favoritin Phädyme, wie man die Aegypterin ver-<lb/> derben könne; aber ihre feinſten Ränke und Liſten ſchei-<lb/> terten an der Liebe des Kambyſes und dem makelloſen<lb/> Wandel der Königsbraut.</p><lb/> <p>Phädyme, das ungeduldige, nach Rache lechzende,<lb/> gedemüthigte Weib drängte fort und fort den vorſichtigen<lb/> Boges zu einer entſcheidenden That; dieſer aber mahnte<lb/> zum Abwarten und zur Geduld.</p><lb/> <p>Endlich, nach vielen Wochen, kam er voller Freude<lb/> zu ihr und rief: „Wenn Bartja heimgekehrt iſt, mein<lb/> Schätzchen, dann iſt unſre Stunde gekommen. — Jch<lb/> habe ein Plänchen erſonnen, das der Aegypterin ſo ſicher<lb/> den Hals bricht, als ich Boges heiße.“</p><lb/> <p>Bei dieſen Worten rieb der ewig lächelnde Halbmann<lb/> ſeine glatten, fleiſchigen Hände und ſchaute ſo fröhlich drein,<lb/> als ſei ihm das größeſte Glück widerfahren. Uebrigens<lb/> machte er Phädyme nicht einmal andeutungsweiſe mit ſei-<lb/> nem ‚Plänchen‘ bekannt und antwortete auf die dringen-<lb/> den Fragen derſelben: „Lieber möcht ich mein Haupt in<lb/> den Rachen eines Löwen, als mein Geheimniß in das Ohr<lb/> eines Weibes legen. Wohl ſchätze ich Deinen Muth; aber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0057]
zu brennen begann, da fühlte ſich Nitetis in Babylon wie
zu Hauſe und alle Perſer wußten, daß die junge Aegyp-
terin Phädyme, die Tochter des Otanes, aus der Gunſt
des Königs verdrängt und ſichre Ausſicht habe, die erſte,
bevorzugte Gemahlin des Kambyſes zu werden.
Das Anſehen des Eunuchen-Oberſten Boges ſank be-
deutend, denn man wußte, daß der König das Harem
nicht mehr betrete und der Verſchnittene ſeinen Einfluß
nur den Weibern verdanke, welche, was er ſelbſt für ſich
oder Andere begehrte, dem Kambyſes abſchmeicheln mußten.
— Täglich beſprach ſich der gekränkte Mann mit der ge-
ſtürzten Favoritin Phädyme, wie man die Aegypterin ver-
derben könne; aber ihre feinſten Ränke und Liſten ſchei-
terten an der Liebe des Kambyſes und dem makelloſen
Wandel der Königsbraut.
Phädyme, das ungeduldige, nach Rache lechzende,
gedemüthigte Weib drängte fort und fort den vorſichtigen
Boges zu einer entſcheidenden That; dieſer aber mahnte
zum Abwarten und zur Geduld.
Endlich, nach vielen Wochen, kam er voller Freude
zu ihr und rief: „Wenn Bartja heimgekehrt iſt, mein
Schätzchen, dann iſt unſre Stunde gekommen. — Jch
habe ein Plänchen erſonnen, das der Aegypterin ſo ſicher
den Hals bricht, als ich Boges heiße.“
Bei dieſen Worten rieb der ewig lächelnde Halbmann
ſeine glatten, fleiſchigen Hände und ſchaute ſo fröhlich drein,
als ſei ihm das größeſte Glück widerfahren. Uebrigens
machte er Phädyme nicht einmal andeutungsweiſe mit ſei-
nem ‚Plänchen‘ bekannt und antwortete auf die dringen-
den Fragen derſelben: „Lieber möcht ich mein Haupt in
den Rachen eines Löwen, als mein Geheimniß in das Ohr
eines Weibes legen. Wohl ſchätze ich Deinen Muth; aber
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