grünen Baum gekettet waren und, mit den Flügeln schla- gend, ein fröhliches Schauspiel darboten.
Diese Geschenke galten als Tribute der unterjochten Stämme. -- Nachdem dieselben dem Könige gezeigt wor- den waren, wurden sie von den Schatzmeistern und Schrei- bern gewogen, geprüft, und entweder für genügend befun- den oder, als zu gering, zurückgewiesen.
Der Zug gelangte ohne Aufenthalt an die Pforten des Reichspalastes, denn die Peitschenträger und Soldaten, welche zu beiden Seiten der Straßen ein Spalier bildeten, hielten den Weg von der drängenden Masse des Vol- kes frei.
Wenn die Fahrt des Königs zur Opferstelle prächtig gewesen war (fünfhundert reichgeschmückte Rosse hatte man hinter seinem Wagen hergeführt) und 53) der Aufzug der Gesandten glänzend genannt werden mußte, so war der Anblick des großen Thronsaales blendend und zauberhaft.
Jm Hintergrunde desselben stand auf sechs Stufen, deren jede von zwei goldnen Hunden gleichsam bewacht wurde, der güldne Thron, über welchem sich ein purpur- ner, von vier goldnen mit Edelsteinen besetzten Säulen getragner Baldachin breitete, dessen Dach zwei geflügelte Scheiben, die Feruer 54) des Königs, trug.
Hinter dem Throne standen Wedel- und Fächerträger, vornehme Hofbeamten; zu beiden Seiten desselben die Tischgenossen, Verwandten und Freunde des Königs, die Würdenträger des Reichs, die vornehmsten Priester und Eunuchen.
Die Wände und die Decke des ganzen Saales waren
grünen Baum gekettet waren und, mit den Flügeln ſchla- gend, ein fröhliches Schauſpiel darboten.
Dieſe Geſchenke galten als Tribute der unterjochten Stämme. — Nachdem dieſelben dem Könige gezeigt wor- den waren, wurden ſie von den Schatzmeiſtern und Schrei- bern gewogen, geprüft, und entweder für genügend befun- den oder, als zu gering, zurückgewieſen.
Der Zug gelangte ohne Aufenthalt an die Pforten des Reichspalaſtes, denn die Peitſchenträger und Soldaten, welche zu beiden Seiten der Straßen ein Spalier bildeten, hielten den Weg von der drängenden Maſſe des Vol- kes frei.
Wenn die Fahrt des Königs zur Opferſtelle prächtig geweſen war (fünfhundert reichgeſchmückte Roſſe hatte man hinter ſeinem Wagen hergeführt) und 53) der Aufzug der Geſandten glänzend genannt werden mußte, ſo war der Anblick des großen Thronſaales blendend und zauberhaft.
Jm Hintergrunde deſſelben ſtand auf ſechs Stufen, deren jede von zwei goldnen Hunden gleichſam bewacht wurde, der güldne Thron, über welchem ſich ein purpur- ner, von vier goldnen mit Edelſteinen beſetzten Säulen getragner Baldachin breitete, deſſen Dach zwei geflügelte Scheiben, die Feruer 54) des Königs, trug.
Hinter dem Throne ſtanden Wedel- und Fächerträger, vornehme Hofbeamten; zu beiden Seiten deſſelben die Tiſchgenoſſen, Verwandten und Freunde des Königs, die Würdenträger des Reichs, die vornehmſten Prieſter und Eunuchen.
Die Wände und die Decke des ganzen Saales waren
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grünen Baum gekettet waren und, mit den Flügeln ſchla-
gend, ein fröhliches Schauſpiel darboten.
Dieſe Geſchenke galten als Tribute der unterjochten
Stämme. — Nachdem dieſelben dem Könige gezeigt wor-
den waren, wurden ſie von den Schatzmeiſtern und Schrei-
bern gewogen, geprüft, und entweder für genügend befun-
den oder, als zu gering, zurückgewieſen.
Jn letzterem Falle mußten die kargen Geber doppelte
Nachzahlungen leiſten 52).
Der Zug gelangte ohne Aufenthalt an die Pforten des
Reichspalaſtes, denn die Peitſchenträger und Soldaten,
welche zu beiden Seiten der Straßen ein Spalier bildeten,
hielten den Weg von der drängenden Maſſe des Vol-
kes frei.
Wenn die Fahrt des Königs zur Opferſtelle prächtig
geweſen war (fünfhundert reichgeſchmückte Roſſe hatte
man hinter ſeinem Wagen hergeführt) und 53) der Aufzug
der Geſandten glänzend genannt werden mußte, ſo
war der Anblick des großen Thronſaales blendend und
zauberhaft.
Jm Hintergrunde deſſelben ſtand auf ſechs Stufen,
deren jede von zwei goldnen Hunden gleichſam bewacht
wurde, der güldne Thron, über welchem ſich ein purpur-
ner, von vier goldnen mit Edelſteinen beſetzten Säulen
getragner Baldachin breitete, deſſen Dach zwei geflügelte
Scheiben, die Feruer 54) des Königs, trug.
Hinter dem Throne ſtanden Wedel- und Fächerträger,
vornehme Hofbeamten; zu beiden Seiten deſſelben die
Tiſchgenoſſen, Verwandten und Freunde des Königs, die
Würdenträger des Reichs, die vornehmſten Prieſter und
Eunuchen.
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/68>, abgerufen am 16.02.2025.
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