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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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ein fröhliches Hochzeitsmahl. Theopompos stellt den Chor
der Jünglinge dar, indessen ich den Fackelträger 89) spiele,
eine Würde, die mir ohnedem zukommt. Du mußt wissen,
Bartja, daß meine Familie das erbliche Recht besitzt, die
Fackeln bei den Mysterien von Eleusis zu tragen, --
weßwegen man uns Daduchen oder Fackelträger nennt *).
Heda, Sklav'! Sorge für Kränze an der Thür der An-
dronitis und befiehl Deinen Genossen, daß sie uns bei
unserm Eintritt mit Zuckerwerk bewerfen 90)! Ei, sieh'
da, Melitta, wie hast Du die schönen Braut- und Bräuti-
gams-Kronen von Veilchen und Myrten so schnell be-
schaffen können **)? -- Der Regen fließt stromweis durch
die Oeffnung im Dache! -- Aha, -- Hymen hat Zeus
überredet, daß er euch zu allen Gebräuchen der Ver-
mählungsfeier verhelfe. Da ihr das Bad, welches Braut
und Bräutigam, nach alter Sitte, am Hochzeitsmorgen zu
nehmen pflegen ***), nicht haben könnt, -- so müßt ihr
einen Augenblick hierher treten und das Naß des Zeus
für geheiligtes Quellwasser gelten lassen!"

Jn diesem Augenblicke strahlte das Licht eines Blitzes,
dem ein heftiger Donnerschlag folgte, durch die Oeffnung
im Dache, unter welche der muntere Kallias das junge
Paar geführt hatte. "Seht ihr?" rief derselbe, seine Hand
gen Himmel erhebend, "Zeus selbst schwingt die Hochzeits-
fackel und singt den Hymenäos für seine Lieblinge!"



Als der nächste Morgen graute, traten Bartja und
Sappho aus dem Brautgemach in den Garten, welcher

*) Siehe I. Theil. Anmerk. 69.
**) Siehe I. Theil. Anmerk. 208.
***) Siehe III. Theil. Anmerk. 88.

ein fröhliches Hochzeitsmahl. Theopompos ſtellt den Chor
der Jünglinge dar, indeſſen ich den Fackelträger 89) ſpiele,
eine Würde, die mir ohnedem zukommt. Du mußt wiſſen,
Bartja, daß meine Familie das erbliche Recht beſitzt, die
Fackeln bei den Myſterien von Eleuſis zu tragen, —
weßwegen man uns Daduchen oder Fackelträger nennt *).
Heda, Sklav’! Sorge für Kränze an der Thür der An-
dronitis und befiehl Deinen Genoſſen, daß ſie uns bei
unſerm Eintritt mit Zuckerwerk bewerfen 90)! Ei, ſieh’
da, Melitta, wie haſt Du die ſchönen Braut- und Bräuti-
gams-Kronen von Veilchen und Myrten ſo ſchnell be-
ſchaffen können **)? — Der Regen fließt ſtromweis durch
die Oeffnung im Dache! — Aha, — Hymen hat Zeus
überredet, daß er euch zu allen Gebräuchen der Ver-
mählungsfeier verhelfe. Da ihr das Bad, welches Braut
und Bräutigam, nach alter Sitte, am Hochzeitsmorgen zu
nehmen pflegen ***), nicht haben könnt, — ſo müßt ihr
einen Augenblick hierher treten und das Naß des Zeus
für geheiligtes Quellwaſſer gelten laſſen!“

Jn dieſem Augenblicke ſtrahlte das Licht eines Blitzes,
dem ein heftiger Donnerſchlag folgte, durch die Oeffnung
im Dache, unter welche der muntere Kallias das junge
Paar geführt hatte. „Seht ihr?“ rief derſelbe, ſeine Hand
gen Himmel erhebend, „Zeus ſelbſt ſchwingt die Hochzeits-
fackel und ſingt den Hymenäos für ſeine Lieblinge!“



Als der nächſte Morgen graute, traten Bartja und
Sappho aus dem Brautgemach in den Garten, welcher

*) Siehe I. Theil. Anmerk. 69.
**) Siehe I. Theil. Anmerk. 208.
***) Siehe III. Theil. Anmerk. 88.
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[136/0146] ein fröhliches Hochzeitsmahl. Theopompos ſtellt den Chor der Jünglinge dar, indeſſen ich den Fackelträger 89) ſpiele, eine Würde, die mir ohnedem zukommt. Du mußt wiſſen, Bartja, daß meine Familie das erbliche Recht beſitzt, die Fackeln bei den Myſterien von Eleuſis zu tragen, — weßwegen man uns Daduchen oder Fackelträger nennt *). Heda, Sklav’! Sorge für Kränze an der Thür der An- dronitis und befiehl Deinen Genoſſen, daß ſie uns bei unſerm Eintritt mit Zuckerwerk bewerfen 90)! Ei, ſieh’ da, Melitta, wie haſt Du die ſchönen Braut- und Bräuti- gams-Kronen von Veilchen und Myrten ſo ſchnell be- ſchaffen können **)? — Der Regen fließt ſtromweis durch die Oeffnung im Dache! — Aha, — Hymen hat Zeus überredet, daß er euch zu allen Gebräuchen der Ver- mählungsfeier verhelfe. Da ihr das Bad, welches Braut und Bräutigam, nach alter Sitte, am Hochzeitsmorgen zu nehmen pflegen ***), nicht haben könnt, — ſo müßt ihr einen Augenblick hierher treten und das Naß des Zeus für geheiligtes Quellwaſſer gelten laſſen!“ Jn dieſem Augenblicke ſtrahlte das Licht eines Blitzes, dem ein heftiger Donnerſchlag folgte, durch die Oeffnung im Dache, unter welche der muntere Kallias das junge Paar geführt hatte. „Seht ihr?“ rief derſelbe, ſeine Hand gen Himmel erhebend, „Zeus ſelbſt ſchwingt die Hochzeits- fackel und ſingt den Hymenäos für ſeine Lieblinge!“ Als der nächſte Morgen graute, traten Bartja und Sappho aus dem Brautgemach in den Garten, welcher *) Siehe I. Theil. Anmerk. 69. **) Siehe I. Theil. Anmerk. 208. ***) Siehe III. Theil. Anmerk. 88.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/146>, abgerufen am 27.11.2024.