trug an einem Weibe zu rächen, und hatte als Perser zu viel Ehrfurcht vor einer Mutter, besonders aber vor der Mutter eines Königs, um der Wittwe des Amasis ein Leid anzuthun.
Psamtik verweilte, in fürstlichen Räumen und fürst- lich bedient, unter strenger Bewachung im Palaste der Phara- onen, bis Megabyzus von seinem Zuge nach Sais zurückkehrte.
Der alte Feldherr hatte diese Residenz nach kurzer Belagerung genommen und brachte viele vornehme Aegyp- ter, welche das Volk zum Widerstande aufgereizt hatten, als Gefangene nach Memphis. Unter denselben befand sich auch Neithoteph, der Oberpriester der Göttin Neith.
Megabyzus beklagte sich bitter über die Störrigkeit des ägyptischen Volkes, welches sein Loos verschlimmere, indem es sich an seinen Ueberwindern durch kleinlich feind- seliges Wesen zu rächen suche. "Zu Sais," so erzählte der Greis, "sind mehrere kleine Abtheilungen medischer Fußsoldaten, welche sich des Abends im Viertel der Hand- werker harmlos ergingen, meuchlings ermordet worden. Die Verkäufer von Lebensmitteln haben ihre Vorräthe in den Hain der Göttin getragen und dort verbrannt, die Weinhändler den edlen Reben- und Gerstensaft in den Nil gegossen oder vergiftet, um uns denselben zu entziehen. Sobald sich nur einer meiner Leute zeigte, murrten die Männer, während die Frauen schreiend und kreischend die Flucht ergriffen. Die Feindseligkeit dieser Menschen läßt sich am besten daraus erkennen, daß selbst die Weiber unsern Soldaten mit Haß begegnen. Mein schönster Lyder klagte, daß ihn die Männer anschauten, als wenn sie ihn erdrosseln wollten; die Frauen aber, als ob er den Aus- satz hätte. Solche Feindseligkeit artet, wenn sie nicht von Furcht darniedergehalten wird, gar leicht in Gewaltthaten
trug an einem Weibe zu rächen, und hatte als Perſer zu viel Ehrfurcht vor einer Mutter, beſonders aber vor der Mutter eines Königs, um der Wittwe des Amaſis ein Leid anzuthun.
Pſamtik verweilte, in fürſtlichen Räumen und fürſt- lich bedient, unter ſtrenger Bewachung im Palaſte der Phara- onen, bis Megabyzus von ſeinem Zuge nach Sais zurückkehrte.
Der alte Feldherr hatte dieſe Reſidenz nach kurzer Belagerung genommen und brachte viele vornehme Aegyp- ter, welche das Volk zum Widerſtande aufgereizt hatten, als Gefangene nach Memphis. Unter denſelben befand ſich auch Neithoteph, der Oberprieſter der Göttin Neith.
Megabyzus beklagte ſich bitter über die Störrigkeit des ägyptiſchen Volkes, welches ſein Loos verſchlimmere, indem es ſich an ſeinen Ueberwindern durch kleinlich feind- ſeliges Weſen zu rächen ſuche. „Zu Sais,“ ſo erzählte der Greis, „ſind mehrere kleine Abtheilungen mediſcher Fußſoldaten, welche ſich des Abends im Viertel der Hand- werker harmlos ergingen, meuchlings ermordet worden. Die Verkäufer von Lebensmitteln haben ihre Vorräthe in den Hain der Göttin getragen und dort verbrannt, die Weinhändler den edlen Reben- und Gerſtenſaft in den Nil gegoſſen oder vergiftet, um uns denſelben zu entziehen. Sobald ſich nur einer meiner Leute zeigte, murrten die Männer, während die Frauen ſchreiend und kreiſchend die Flucht ergriffen. Die Feindſeligkeit dieſer Menſchen läßt ſich am beſten daraus erkennen, daß ſelbſt die Weiber unſern Soldaten mit Haß begegnen. Mein ſchönſter Lyder klagte, daß ihn die Männer anſchauten, als wenn ſie ihn erdroſſeln wollten; die Frauen aber, als ob er den Aus- ſatz hätte. Solche Feindſeligkeit artet, wenn ſie nicht von Furcht darniedergehalten wird, gar leicht in Gewaltthaten
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trug an einem Weibe zu rächen, und hatte als Perſer zu
viel Ehrfurcht vor einer Mutter, beſonders aber vor der
Mutter eines Königs, um der Wittwe des Amaſis ein
Leid anzuthun.
Pſamtik verweilte, in fürſtlichen Räumen und fürſt-
lich bedient, unter ſtrenger Bewachung im Palaſte der Phara-
onen, bis Megabyzus von ſeinem Zuge nach Sais zurückkehrte.
Der alte Feldherr hatte dieſe Reſidenz nach kurzer
Belagerung genommen und brachte viele vornehme Aegyp-
ter, welche das Volk zum Widerſtande aufgereizt hatten,
als Gefangene nach Memphis. Unter denſelben befand
ſich auch Neithoteph, der Oberprieſter der Göttin Neith.
Megabyzus beklagte ſich bitter über die Störrigkeit
des ägyptiſchen Volkes, welches ſein Loos verſchlimmere,
indem es ſich an ſeinen Ueberwindern durch kleinlich feind-
ſeliges Weſen zu rächen ſuche. „Zu Sais,“ ſo erzählte
der Greis, „ſind mehrere kleine Abtheilungen mediſcher
Fußſoldaten, welche ſich des Abends im Viertel der Hand-
werker harmlos ergingen, meuchlings ermordet worden.
Die Verkäufer von Lebensmitteln haben ihre Vorräthe in
den Hain der Göttin getragen und dort verbrannt, die
Weinhändler den edlen Reben- und Gerſtenſaft in den Nil
gegoſſen oder vergiftet, um uns denſelben zu entziehen.
Sobald ſich nur einer meiner Leute zeigte, murrten die
Männer, während die Frauen ſchreiend und kreiſchend die
Flucht ergriffen. Die Feindſeligkeit dieſer Menſchen läßt
ſich am beſten daraus erkennen, daß ſelbſt die Weiber
unſern Soldaten mit Haß begegnen. Mein ſchönſter Lyder
klagte, daß ihn die Männer anſchauten, als wenn ſie ihn
erdroſſeln wollten; die Frauen aber, als ob er den Aus-
ſatz hätte. Solche Feindſeligkeit artet, wenn ſie nicht von
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/172>, abgerufen am 17.06.2024.
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