Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.ihm äufstieg, verfinsterten schwarze Gedanken von Neuem "Jch hoffe und glaube es!" "Vielleicht werde ich Tachot am Throne des Osiris "Dein Vater und Deine Mutter erwarten Dich! "Jch verstehe Dich nicht." "Fluche denen, Mädchen, welche Dir Eltern, Thron Nitetis schaute den Zürnenden ängstlich an und lis- "Fluche denen, die Deinen Erzeugern Thron und "Denen, die meinen Erzeugern Thron und Leben Entkräftet sank sie auf das Lager zurück. Nebenchari beugte sich über die Leidende, drückte, ehe ihm äufſtieg, verfinſterten ſchwarze Gedanken von Neuem „Jch hoffe und glaube es!“ „Vielleicht werde ich Tachot am Throne des Oſiris „Dein Vater und Deine Mutter erwarten Dich! „Jch verſtehe Dich nicht.“ „Fluche denen, Mädchen, welche Dir Eltern, Thron Nitetis ſchaute den Zürnenden ängſtlich an und lis- „Fluche denen, die Deinen Erzeugern Thron und „Denen, die meinen Erzeugern Thron und Leben Entkräftet ſank ſie auf das Lager zurück. Nebenchari beugte ſich über die Leidende, drückte, ehe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0045" n="35"/> ihm äufſtieg, verfinſterten ſchwarze Gedanken von Neuem<lb/> ſeine Seele. — Nitetis, welche eine Zeit lang ſchweigend<lb/> dagelegen hatte, wandte ſich wiederum freundlich lächelnd<lb/> ihrem neuen Freunde zu und fragte: „Nicht wahr, ich<lb/> werde vor den Todtenrichtern Gnade finden?“</p><lb/> <p>„Jch hoffe und glaube es!“</p><lb/> <p>„Vielleicht werde ich Tachot am Throne des Oſiris<lb/> finden, und mein Vater —“</p><lb/> <p>„Dein Vater und Deine Mutter erwarten Dich!<lb/> Segne in Deiner letzten Stunde diejenigen, welche Dich<lb/> erzeugten, und fluche denen, welche Dir Eltern, Thron und<lb/> Leben raubten.“</p><lb/> <p>„Jch verſtehe Dich nicht.“</p><lb/> <p>„Fluche denen, Mädchen, welche Dir Eltern, Thron<lb/> und Leben raubten!“ rief der Arzt zum andern Male, ſich<lb/> hoch aufrichtend und mit tiefen Athemzügen auf die Ster-<lb/> bende herniederſchauend. „Fluche den Böſen, Mädchen,<lb/> denn dieſer Fluch wird Dir höhere Gnade vor den Todten-<lb/> richtern verſchaffen, als tauſend gute Werke!“ Der Arzt<lb/> griff, indem er dieſe Worte ausrief, nach der Hand der<lb/> Kranken und drückte dieſelbe mit Heftigkeit.</p><lb/> <p>Nitetis ſchaute den Zürnenden ängſtlich an und lis-<lb/> pelte in blindem Gehorſam: „Jch fluche!“</p><lb/> <p>„Fluche denen, die Deinen Erzeugern Thron und<lb/> Leben raubten!“</p><lb/> <p>„Denen, die meinen Erzeugern Thron und Leben<lb/> raubten! O — ach — mein Herz!“ —</p><lb/> <p>Entkräftet ſank ſie auf das Lager zurück.</p><lb/> <p>Nebenchari beugte ſich über die Leidende, drückte, ehe<lb/> die Aerzte des Königs das Zimmer betreten konnten, einen<lb/> leiſen Kuß auf die Stirn’ der Sterbenden und murmelte:<lb/> „Sie ſtirbt als meine Bundesgenoſſin. Die Götter ver-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
ihm äufſtieg, verfinſterten ſchwarze Gedanken von Neuem
ſeine Seele. — Nitetis, welche eine Zeit lang ſchweigend
dagelegen hatte, wandte ſich wiederum freundlich lächelnd
ihrem neuen Freunde zu und fragte: „Nicht wahr, ich
werde vor den Todtenrichtern Gnade finden?“
„Jch hoffe und glaube es!“
„Vielleicht werde ich Tachot am Throne des Oſiris
finden, und mein Vater —“
„Dein Vater und Deine Mutter erwarten Dich!
Segne in Deiner letzten Stunde diejenigen, welche Dich
erzeugten, und fluche denen, welche Dir Eltern, Thron und
Leben raubten.“
„Jch verſtehe Dich nicht.“
„Fluche denen, Mädchen, welche Dir Eltern, Thron
und Leben raubten!“ rief der Arzt zum andern Male, ſich
hoch aufrichtend und mit tiefen Athemzügen auf die Ster-
bende herniederſchauend. „Fluche den Böſen, Mädchen,
denn dieſer Fluch wird Dir höhere Gnade vor den Todten-
richtern verſchaffen, als tauſend gute Werke!“ Der Arzt
griff, indem er dieſe Worte ausrief, nach der Hand der
Kranken und drückte dieſelbe mit Heftigkeit.
Nitetis ſchaute den Zürnenden ängſtlich an und lis-
pelte in blindem Gehorſam: „Jch fluche!“
„Fluche denen, die Deinen Erzeugern Thron und
Leben raubten!“
„Denen, die meinen Erzeugern Thron und Leben
raubten! O — ach — mein Herz!“ —
Entkräftet ſank ſie auf das Lager zurück.
Nebenchari beugte ſich über die Leidende, drückte, ehe
die Aerzte des Königs das Zimmer betreten konnten, einen
leiſen Kuß auf die Stirn’ der Sterbenden und murmelte:
„Sie ſtirbt als meine Bundesgenoſſin. Die Götter ver-
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