dem Säckel unsrer leichtblütigen Söhne gelockt haben! Bei den Blumenmädchen halten sich die Herrlein zur Zeit des Marktes am liebsten auf, und was dort verhandelt wird, das pflegt in stiller Nacht mit mehr als einem Goldstücke bezahlt zu werden. Für ein freundliches Wort und ein paar Rosen ist man aber weniger freigebig, als ihr! Die Mädchen haben sich mit euren Geschenken ge- brüstet und ihren kargeren Bewerbern die glänzenden Goldstücke gezeigt. Das Gerücht ist eine Göttin, welche arg zu übertreiben und aus der Eidechse ein Krokodil zu machen pflegt. So kam denn dem ägyptischen Hauptmanne, der, seitdem Psamtik regiert, den Markt bewacht, die Nachricht zu Ohren, drei eben angekommene lydische Krie- ger hätten Gold unter die Kranzwinderinnen ausgestreut. Das erregte Verdacht und veranlaßte den Toparchen *), einen Beamten hierher zu schicken, der sich nach eurer Her- kunft und dem Zwecke eurer Reise nach Aegypten er- kundigen soll. Da habe ich denn eine List gebrauchen und dem Kundschafter etwas weismachen müssen. -- Jch handelte nach eurem Willen und gab euch für reiche Jüng- linge von Sardes aus, die dem Groll des Satrapen ent- flohen sind .... Aber da kommt der Beamte mit dem Schreiber, der euch einen Paß ausstellen wird, damit ihr unangefochten am Nil verbleiben könnt. Jch habe dem- selben eine reiche Belohnung versprochen, wenn er euch zum Eintritt in die Söldnerschaar des Königs behülflich sein will. Er ist in die Falle gegangen und glaubt mir. Wegen eurer Jugend traut man euch keine geheime Sen- dung zu."
Der gesprächige Hellene hatte kaum ausgeredet, als
*)I. Theil. Anmerk. 137.
dem Säckel unſrer leichtblütigen Söhne gelockt haben! Bei den Blumenmädchen halten ſich die Herrlein zur Zeit des Marktes am liebſten auf, und was dort verhandelt wird, das pflegt in ſtiller Nacht mit mehr als einem Goldſtücke bezahlt zu werden. Für ein freundliches Wort und ein paar Roſen iſt man aber weniger freigebig, als ihr! Die Mädchen haben ſich mit euren Geſchenken ge- brüſtet und ihren kargeren Bewerbern die glänzenden Goldſtücke gezeigt. Das Gerücht iſt eine Göttin, welche arg zu übertreiben und aus der Eidechſe ein Krokodil zu machen pflegt. So kam denn dem ägyptiſchen Hauptmanne, der, ſeitdem Pſamtik regiert, den Markt bewacht, die Nachricht zu Ohren, drei eben angekommene lydiſche Krie- ger hätten Gold unter die Kranzwinderinnen ausgeſtreut. Das erregte Verdacht und veranlaßte den Toparchen *), einen Beamten hierher zu ſchicken, der ſich nach eurer Her- kunft und dem Zwecke eurer Reiſe nach Aegypten er- kundigen ſoll. Da habe ich denn eine Liſt gebrauchen und dem Kundſchafter etwas weismachen müſſen. — Jch handelte nach eurem Willen und gab euch für reiche Jüng- linge von Sardes aus, die dem Groll des Satrapen ent- flohen ſind .... Aber da kommt der Beamte mit dem Schreiber, der euch einen Paß ausſtellen wird, damit ihr unangefochten am Nil verbleiben könnt. Jch habe dem- ſelben eine reiche Belohnung verſprochen, wenn er euch zum Eintritt in die Söldnerſchaar des Königs behülflich ſein will. Er iſt in die Falle gegangen und glaubt mir. Wegen eurer Jugend traut man euch keine geheime Sen- dung zu.“
Der geſprächige Hellene hatte kaum ausgeredet, als
*)I. Theil. Anmerk. 137.
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dem Säckel unſrer leichtblütigen Söhne gelockt haben!
Bei den Blumenmädchen halten ſich die Herrlein zur Zeit
des Marktes am liebſten auf, und was dort verhandelt
wird, das pflegt in ſtiller Nacht mit mehr als einem
Goldſtücke bezahlt zu werden. Für ein freundliches Wort
und ein paar Roſen iſt man aber weniger freigebig, als
ihr! Die Mädchen haben ſich mit euren Geſchenken ge-
brüſtet und ihren kargeren Bewerbern die glänzenden
Goldſtücke gezeigt. Das Gerücht iſt eine Göttin, welche
arg zu übertreiben und aus der Eidechſe ein Krokodil zu
machen pflegt. So kam denn dem ägyptiſchen Hauptmanne,
der, ſeitdem Pſamtik regiert, den Markt bewacht, die
Nachricht zu Ohren, drei eben angekommene lydiſche Krie-
ger hätten Gold unter die Kranzwinderinnen ausgeſtreut.
Das erregte Verdacht und veranlaßte den Toparchen *),
einen Beamten hierher zu ſchicken, der ſich nach eurer Her-
kunft und dem Zwecke eurer Reiſe nach Aegypten er-
kundigen ſoll. Da habe ich denn eine Liſt gebrauchen
und dem Kundſchafter etwas weismachen müſſen. — Jch
handelte nach eurem Willen und gab euch für reiche Jüng-
linge von Sardes aus, die dem Groll des Satrapen ent-
flohen ſind .... Aber da kommt der Beamte mit dem
Schreiber, der euch einen Paß ausſtellen wird, damit ihr
unangefochten am Nil verbleiben könnt. Jch habe dem-
ſelben eine reiche Belohnung verſprochen, wenn er euch
zum Eintritt in die Söldnerſchaar des Königs behülflich
ſein will. Er iſt in die Falle gegangen und glaubt mir.
Wegen eurer Jugend traut man euch keine geheime Sen-
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Der geſprächige Hellene hatte kaum ausgeredet, als
*) I. Theil. Anmerk. 137.
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/99>, abgerufen am 27.11.2024.
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