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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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beruhigen, allein er ließ sich seine Furcht nicht aus¬
reden.


Als ich diesen Abend ins Theater kam, drängten
viele Personen sich mir entgegen und erkundigten sich
sehr ängstlich nach Goethe's Befinden. Sein Zustand
mußte sich in der Stadt schnell verbreitet haben und viel¬
leicht ärger gemacht worden seyn, als er wirklich war.
Einige sagten mir, er habe die Brustwassersucht. Ich
war betrübt den ganzen Abend.


Gestern ging ich in Sorgen umher. Es ward außer
seiner Familie niemand zu ihm gelassen.

Heute gegen Abend ging ich hin und wurde auch
angenommen. Ich fand ihn noch in seinem Lehnstuhl
sitzen, er schien dem Äußern nach noch ganz wie ich ihn
am Sonntag verlassen, doch war er heiteren Geistes.

Wir sprachen besonders über Zauper und die sehr
ungleichen Wirkungen, die aus dem Studium der Lite¬
ratur der Alten hervorgehen.


beruhigen, allein er ließ ſich ſeine Furcht nicht aus¬
reden.


Als ich dieſen Abend ins Theater kam, draͤngten
viele Perſonen ſich mir entgegen und erkundigten ſich
ſehr aͤngſtlich nach Goethe's Befinden. Sein Zuſtand
mußte ſich in der Stadt ſchnell verbreitet haben und viel¬
leicht aͤrger gemacht worden ſeyn, als er wirklich war.
Einige ſagten mir, er habe die Bruſtwaſſerſucht. Ich
war betruͤbt den ganzen Abend.


Geſtern ging ich in Sorgen umher. Es ward außer
ſeiner Familie niemand zu ihm gelaſſen.

Heute gegen Abend ging ich hin und wurde auch
angenommen. Ich fand ihn noch in ſeinem Lehnſtuhl
ſitzen, er ſchien dem Äußern nach noch ganz wie ich ihn
am Sonntag verlaſſen, doch war er heiteren Geiſtes.

Wir ſprachen beſonders uͤber Zauper und die ſehr
ungleichen Wirkungen, die aus dem Studium der Lite¬
ratur der Alten hervorgehen.


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[94/0114] beruhigen, allein er ließ ſich ſeine Furcht nicht aus¬ reden. Montag den 17. November 1823. Als ich dieſen Abend ins Theater kam, draͤngten viele Perſonen ſich mir entgegen und erkundigten ſich ſehr aͤngſtlich nach Goethe's Befinden. Sein Zuſtand mußte ſich in der Stadt ſchnell verbreitet haben und viel¬ leicht aͤrger gemacht worden ſeyn, als er wirklich war. Einige ſagten mir, er habe die Bruſtwaſſerſucht. Ich war betruͤbt den ganzen Abend. Mittwoch den 19. November 1823. Geſtern ging ich in Sorgen umher. Es ward außer ſeiner Familie niemand zu ihm gelaſſen. Heute gegen Abend ging ich hin und wurde auch angenommen. Ich fand ihn noch in ſeinem Lehnſtuhl ſitzen, er ſchien dem Äußern nach noch ganz wie ich ihn am Sonntag verlaſſen, doch war er heiteren Geiſtes. Wir ſprachen beſonders uͤber Zauper und die ſehr ungleichen Wirkungen, die aus dem Studium der Lite¬ ratur der Alten hervorgehen.

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/114>, abgerufen am 25.11.2024.