Als ich zu ihm hineintrat, fand ich einen Stuhl bereits in seine Nähe gesetzt; er reichte mir seine Hand entgegen und war äußerst liebevoll und gut. Er fing sogleich an, über meine kleine Recension zu reden. "Ich habe mich sehr darüber gefreut, sagte er, Sie haben eine schöne Gabe. Ich will Ihnen etwas sagen, fuhr er dann fort, wenn Ihnen vielleicht von andern Orten her literarische Anträge gemacht werden sollten, so lehnen Sie solche ab oder sagen es mir wenigstens zuvor; denn da Sie einmal mit mir verbunden sind, so möchte ich nicht gerne, daß Sie auch zu Anderen ein Verhältniß hätten."
Ich antwortete, daß ich mich bloß zu ihm halten wolle und daß es mir auch vor der Hand um ander¬ weitige Verbindungen durchaus nicht zu thun sey.
Das war ihm lieb, und er sagte darauf, daß wir diesen Winter noch manche hübsche Arbeit mit einander machen wollten.
Wir kamen dann auf die Ghaselen selbst zu sprechen und Goethe freute sich über die Vollendung dieser Ge¬ dichte, und daß unsere neueste Literatur doch manches Tüchtige hervorbringe.
"Ihnen, fuhr er dann fort, möchte ich unsere neue¬ sten Talente zu einem besonderen Studium und Augen¬ merk empfehlen. Ich möchte, daß Sie sich von allem, was in unserer Literatur Bedeutendes hervortritt, in Kenntniß setzten und mir das Verdienstliche vor Augen brächten, da¬ mit wir in den Heften von Kunst und Alterthum darüber
Als ich zu ihm hineintrat, fand ich einen Stuhl bereits in ſeine Naͤhe geſetzt; er reichte mir ſeine Hand entgegen und war aͤußerſt liebevoll und gut. Er fing ſogleich an, uͤber meine kleine Recenſion zu reden. „Ich habe mich ſehr daruͤber gefreut, ſagte er, Sie haben eine ſchoͤne Gabe. Ich will Ihnen etwas ſagen, fuhr er dann fort, wenn Ihnen vielleicht von andern Orten her literariſche Antraͤge gemacht werden ſollten, ſo lehnen Sie ſolche ab oder ſagen es mir wenigſtens zuvor; denn da Sie einmal mit mir verbunden ſind, ſo moͤchte ich nicht gerne, daß Sie auch zu Anderen ein Verhaͤltniß haͤtten.“
Ich antwortete, daß ich mich bloß zu ihm halten wolle und daß es mir auch vor der Hand um ander¬ weitige Verbindungen durchaus nicht zu thun ſey.
Das war ihm lieb, und er ſagte darauf, daß wir dieſen Winter noch manche huͤbſche Arbeit mit einander machen wollten.
Wir kamen dann auf die Ghaſelen ſelbſt zu ſprechen und Goethe freute ſich uͤber die Vollendung dieſer Ge¬ dichte, und daß unſere neueſte Literatur doch manches Tuͤchtige hervorbringe.
„Ihnen, fuhr er dann fort, moͤchte ich unſere neue¬ ſten Talente zu einem beſonderen Studium und Augen¬ merk empfehlen. Ich moͤchte, daß Sie ſich von allem, was in unſerer Literatur Bedeutendes hervortritt, in Kenntniß ſetzten und mir das Verdienſtliche vor Augen braͤchten, da¬ mit wir in den Heften von Kunſt und Alterthum daruͤber
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Als ich zu ihm hineintrat, fand ich einen Stuhl bereits in
ſeine Naͤhe geſetzt; er reichte mir ſeine Hand entgegen und
war aͤußerſt liebevoll und gut. Er fing ſogleich an,
uͤber meine kleine Recenſion zu reden. „Ich habe mich
ſehr daruͤber gefreut, ſagte er, Sie haben eine ſchoͤne
Gabe. Ich will Ihnen etwas ſagen, fuhr er dann fort,
wenn Ihnen vielleicht von andern Orten her literariſche
Antraͤge gemacht werden ſollten, ſo lehnen Sie ſolche
ab oder ſagen es mir wenigſtens zuvor; denn da Sie
einmal mit mir verbunden ſind, ſo moͤchte ich nicht
gerne, daß Sie auch zu Anderen ein Verhaͤltniß haͤtten.“
Ich antwortete, daß ich mich bloß zu ihm halten
wolle und daß es mir auch vor der Hand um ander¬
weitige Verbindungen durchaus nicht zu thun ſey.
Das war ihm lieb, und er ſagte darauf, daß wir
dieſen Winter noch manche huͤbſche Arbeit mit einander
machen wollten.
Wir kamen dann auf die Ghaſelen ſelbſt zu ſprechen
und Goethe freute ſich uͤber die Vollendung dieſer Ge¬
dichte, und daß unſere neueſte Literatur doch manches
Tuͤchtige hervorbringe.
„Ihnen, fuhr er dann fort, moͤchte ich unſere neue¬
ſten Talente zu einem beſonderen Studium und Augen¬
merk empfehlen. Ich moͤchte, daß Sie ſich von allem, was
in unſerer Literatur Bedeutendes hervortritt, in Kenntniß
ſetzten und mir das Verdienſtliche vor Augen braͤchten, da¬
mit wir in den Heften von Kunſt und Alterthum daruͤber
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/116>, abgerufen am 26.11.2024.
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