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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Zelter lachend, es läßt sich darin viel lernen und ver¬
lernen."

Wir setzten uns und führten allerley Gespräche. Ich
fragte nach Schubarth. "Er besucht mich wenigstens
alle acht Tage, sagte Zelter. Er hat sich verheirathet,
ist aber ohne Anstellung, weil er es in Berlin mit den
Philologen verdorben."

Zelter fragte mich darauf, ob ich Immermann
kenne. Seinen Namen, sagte ich, habe ich bereits sehr
oft nennen hören, doch von seinen Schriften kenne ich
bis jetzt nichts. "Ich habe seine Bekanntschaft zu
Münster gemacht, sagte Zelter; es ist ein sehr hoff¬
nungsvoller junger Mann und es wäre ihm zu wünschen,
daß seine Anstellung ihm für seine Kunst mehr Zeit
ließe." Goethe lobte gleichfalls sein Talent. "Wir
wollen sehen, sagte er, wie er sich entwickelt; ob er sich
bequemen mag, seinen Geschmack zu reinigen und hin¬
sichtlich der Form die anerkannt besten Muster zur
Richtschnur zu nehmen. Sein originelles Streben hat
zwar sein Gutes, allein es führt gar zu leicht in die
Irre."

Der kleine Walter kam gesprungen und machte
sich an Zelter und seinen Großpapa mit vielen Fragen.
"Wenn Du kommst, unruhiger Geist, sagte Goethe,
so verdirbst Du gleich jedes Gespräch." Übrigens liebte
er den Knaben und war unermüdet ihm alles zu Willen
zu thun.

Zelter lachend, es laͤßt ſich darin viel lernen und ver¬
lernen.“

Wir ſetzten uns und fuͤhrten allerley Geſpraͤche. Ich
fragte nach Schubarth. „Er beſucht mich wenigſtens
alle acht Tage, ſagte Zelter. Er hat ſich verheirathet,
iſt aber ohne Anſtellung, weil er es in Berlin mit den
Philologen verdorben.“

Zelter fragte mich darauf, ob ich Immermann
kenne. Seinen Namen, ſagte ich, habe ich bereits ſehr
oft nennen hoͤren, doch von ſeinen Schriften kenne ich
bis jetzt nichts. „Ich habe ſeine Bekanntſchaft zu
Muͤnſter gemacht, ſagte Zelter; es iſt ein ſehr hoff¬
nungsvoller junger Mann und es waͤre ihm zu wuͤnſchen,
daß ſeine Anſtellung ihm fuͤr ſeine Kunſt mehr Zeit
ließe.“ Goethe lobte gleichfalls ſein Talent. „Wir
wollen ſehen, ſagte er, wie er ſich entwickelt; ob er ſich
bequemen mag, ſeinen Geſchmack zu reinigen und hin¬
ſichtlich der Form die anerkannt beſten Muſter zur
Richtſchnur zu nehmen. Sein originelles Streben hat
zwar ſein Gutes, allein es fuͤhrt gar zu leicht in die
Irre.“

Der kleine Walter kam geſprungen und machte
ſich an Zelter und ſeinen Großpapa mit vielen Fragen.
„Wenn Du kommſt, unruhiger Geiſt, ſagte Goethe,
ſo verdirbſt Du gleich jedes Geſpraͤch.“ Übrigens liebte
er den Knaben und war unermuͤdet ihm alles zu Willen
zu thun.

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[98/0118] Zelter lachend, es laͤßt ſich darin viel lernen und ver¬ lernen.“ Wir ſetzten uns und fuͤhrten allerley Geſpraͤche. Ich fragte nach Schubarth. „Er beſucht mich wenigſtens alle acht Tage, ſagte Zelter. Er hat ſich verheirathet, iſt aber ohne Anſtellung, weil er es in Berlin mit den Philologen verdorben.“ Zelter fragte mich darauf, ob ich Immermann kenne. Seinen Namen, ſagte ich, habe ich bereits ſehr oft nennen hoͤren, doch von ſeinen Schriften kenne ich bis jetzt nichts. „Ich habe ſeine Bekanntſchaft zu Muͤnſter gemacht, ſagte Zelter; es iſt ein ſehr hoff¬ nungsvoller junger Mann und es waͤre ihm zu wuͤnſchen, daß ſeine Anſtellung ihm fuͤr ſeine Kunſt mehr Zeit ließe.“ Goethe lobte gleichfalls ſein Talent. „Wir wollen ſehen, ſagte er, wie er ſich entwickelt; ob er ſich bequemen mag, ſeinen Geſchmack zu reinigen und hin¬ ſichtlich der Form die anerkannt beſten Muſter zur Richtſchnur zu nehmen. Sein originelles Streben hat zwar ſein Gutes, allein es fuͤhrt gar zu leicht in die Irre.“ Der kleine Walter kam geſprungen und machte ſich an Zelter und ſeinen Großpapa mit vielen Fragen. „Wenn Du kommſt, unruhiger Geiſt, ſagte Goethe, ſo verdirbſt Du gleich jedes Geſpraͤch.“ Übrigens liebte er den Knaben und war unermuͤdet ihm alles zu Willen zu thun.

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/118>, abgerufen am 26.11.2024.