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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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ten. Sie werden zugeben, daß dieß ein Gegenstand
der allerschwierigsten Sorte ist, der bey einem ande¬
ren Künstler die reiflichste Überlegung würde erfordert
haben. Ich hatte aber kaum das Wort ausgesprochen,
als Ramberg schon an zu zeichnen fing, und zwar
mußte ich bewundern, wie er den Gegenstand sogleich
richtig auffaßte. Ich kann nicht läugnen, ich möchte
einige Blätter von Rambergs Hand besitzen."

Wir sprachen sodann über andere Künstler, die in
ihren Werken leichtsinnig verfahren und zuletzt in Ma¬
nier zu Grunde gehen.

"Die Manier, sagte Goethe, will immer fertig seyn
und hat keinen Genuß an der Arbeit. Das echte, wahr¬
haft große Talent aber findet sein höchstes Glück in der
Ausführung. Roos ist unermüdlich in emsiger Zeich¬
nung der Haare und Wolle seiner Ziegen und Schafe,
und man sieht an dem unendlichen Detail, daß er
während der Arbeit die reinste Seligkeit genoß und
nicht daran dachte fertig zu werden."

"Geringeren Talenten genügt nicht die Kunst als
solche; sie haben während der Ausführung immer nur
den Gewinn vor Augen, den sie durch ein fertiges
Werk zu erreichen hoffen. Bey so weltlichen Zwecken
und Richtungen aber kann nichts Großes zu Stande
kommen."


ten. Sie werden zugeben, daß dieß ein Gegenſtand
der allerſchwierigſten Sorte iſt, der bey einem ande¬
ren Kuͤnſtler die reiflichſte Überlegung wuͤrde erfordert
haben. Ich hatte aber kaum das Wort ausgeſprochen,
als Ramberg ſchon an zu zeichnen fing, und zwar
mußte ich bewundern, wie er den Gegenſtand ſogleich
richtig auffaßte. Ich kann nicht laͤugnen, ich moͤchte
einige Blaͤtter von Rambergs Hand beſitzen.“

Wir ſprachen ſodann uͤber andere Kuͤnſtler, die in
ihren Werken leichtſinnig verfahren und zuletzt in Ma¬
nier zu Grunde gehen.

„Die Manier, ſagte Goethe, will immer fertig ſeyn
und hat keinen Genuß an der Arbeit. Das echte, wahr¬
haft große Talent aber findet ſein hoͤchſtes Gluͤck in der
Ausfuͤhrung. Roos iſt unermuͤdlich in emſiger Zeich¬
nung der Haare und Wolle ſeiner Ziegen und Schafe,
und man ſieht an dem unendlichen Detail, daß er
waͤhrend der Arbeit die reinſte Seligkeit genoß und
nicht daran dachte fertig zu werden.“

„Geringeren Talenten genuͤgt nicht die Kunſt als
ſolche; ſie haben waͤhrend der Ausfuͤhrung immer nur
den Gewinn vor Augen, den ſie durch ein fertiges
Werk zu erreichen hoffen. Bey ſo weltlichen Zwecken
und Richtungen aber kann nichts Großes zu Stande
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[130/0150] ten. Sie werden zugeben, daß dieß ein Gegenſtand der allerſchwierigſten Sorte iſt, der bey einem ande¬ ren Kuͤnſtler die reiflichſte Überlegung wuͤrde erfordert haben. Ich hatte aber kaum das Wort ausgeſprochen, als Ramberg ſchon an zu zeichnen fing, und zwar mußte ich bewundern, wie er den Gegenſtand ſogleich richtig auffaßte. Ich kann nicht laͤugnen, ich moͤchte einige Blaͤtter von Rambergs Hand beſitzen.“ Wir ſprachen ſodann uͤber andere Kuͤnſtler, die in ihren Werken leichtſinnig verfahren und zuletzt in Ma¬ nier zu Grunde gehen. „Die Manier, ſagte Goethe, will immer fertig ſeyn und hat keinen Genuß an der Arbeit. Das echte, wahr¬ haft große Talent aber findet ſein hoͤchſtes Gluͤck in der Ausfuͤhrung. Roos iſt unermuͤdlich in emſiger Zeich¬ nung der Haare und Wolle ſeiner Ziegen und Schafe, und man ſieht an dem unendlichen Detail, daß er waͤhrend der Arbeit die reinſte Seligkeit genoß und nicht daran dachte fertig zu werden.“ „Geringeren Talenten genuͤgt nicht die Kunſt als ſolche; ſie haben waͤhrend der Ausfuͤhrung immer nur den Gewinn vor Augen, den ſie durch ein fertiges Werk zu erreichen hoffen. Bey ſo weltlichen Zwecken und Richtungen aber kann nichts Großes zu Stande kommen.“

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/150>, abgerufen am 27.11.2024.