Sand wollte nicht Stich halten, die Erdmassen fielen von beyden Seiten immer wieder zusammen."
Montag den 22. März 1824.
Mit Goethe vor Tisch nach seinem Garten gefahren.
Die Lage dieses Gartens, jenseits der Ilm, in der Nähe des Parks, an dem westlichen Abhange eines Hügelzuges, hat etwas sehr Trauliches. Vor Nord- und Ostwinden geschützt, ist er den erwärmenden und belebenden Einwirkungen des südlichen und westlichen Himmels offen, welches ihn, besonders im Herbst und Frühling, zu einem höchst angenehmen Aufenthalte macht.
Der in nordwestlicher Richtung liegenden Stadt ist man so nahe, daß man in wenigen Minuten dort seyn kann, und doch, wenn man umherblickt, sieht man nir¬ gend ein Gebäude oder eine Thurmspitze ragen, die an eine solche städtische Nähe erinnern könnte; die hohen dichten Bäume des Parks verhüllen alle Aussicht nach jener Seite. Sie ziehen sich links, nach Norden zu, unter dem Namen des Sternes, ganz nahe an den Fahrweg heran, der unmittelbar vor dem Garten vorüberführt.
Gegen Westen und Südwesten blickt man frey über eine geräumige Wiese hin, durch welche, in der Ent¬ fernung eines guten Pfeilschusses, die Ilm in stillen Windungen vorbeygeht. Jenseits des Flusses erhebt sich
Sand wollte nicht Stich halten, die Erdmaſſen fielen von beyden Seiten immer wieder zuſammen.“
Montag den 22. Maͤrz 1824.
Mit Goethe vor Tiſch nach ſeinem Garten gefahren.
Die Lage dieſes Gartens, jenſeits der Ilm, in der Naͤhe des Parks, an dem weſtlichen Abhange eines Huͤgelzuges, hat etwas ſehr Trauliches. Vor Nord- und Oſtwinden geſchuͤtzt, iſt er den erwaͤrmenden und belebenden Einwirkungen des ſuͤdlichen und weſtlichen Himmels offen, welches ihn, beſonders im Herbſt und Fruͤhling, zu einem hoͤchſt angenehmen Aufenthalte macht.
Der in nordweſtlicher Richtung liegenden Stadt iſt man ſo nahe, daß man in wenigen Minuten dort ſeyn kann, und doch, wenn man umherblickt, ſieht man nir¬ gend ein Gebaͤude oder eine Thurmſpitze ragen, die an eine ſolche ſtaͤdtiſche Naͤhe erinnern koͤnnte; die hohen dichten Baͤume des Parks verhuͤllen alle Ausſicht nach jener Seite. Sie ziehen ſich links, nach Norden zu, unter dem Namen des Sternes, ganz nahe an den Fahrweg heran, der unmittelbar vor dem Garten voruͤberfuͤhrt.
Gegen Weſten und Suͤdweſten blickt man frey uͤber eine geraͤumige Wieſe hin, durch welche, in der Ent¬ fernung eines guten Pfeilſchuſſes, die Ilm in ſtillen Windungen vorbeygeht. Jenſeits des Fluſſes erhebt ſich
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Sand wollte nicht Stich halten, die Erdmaſſen fielen
von beyden Seiten immer wieder zuſammen.“
Montag den 22. Maͤrz 1824.
Mit Goethe vor Tiſch nach ſeinem Garten gefahren.
Die Lage dieſes Gartens, jenſeits der Ilm, in der
Naͤhe des Parks, an dem weſtlichen Abhange eines
Huͤgelzuges, hat etwas ſehr Trauliches. Vor Nord-
und Oſtwinden geſchuͤtzt, iſt er den erwaͤrmenden und
belebenden Einwirkungen des ſuͤdlichen und weſtlichen
Himmels offen, welches ihn, beſonders im Herbſt und
Fruͤhling, zu einem hoͤchſt angenehmen Aufenthalte macht.
Der in nordweſtlicher Richtung liegenden Stadt iſt
man ſo nahe, daß man in wenigen Minuten dort ſeyn
kann, und doch, wenn man umherblickt, ſieht man nir¬
gend ein Gebaͤude oder eine Thurmſpitze ragen, die an
eine ſolche ſtaͤdtiſche Naͤhe erinnern koͤnnte; die hohen
dichten Baͤume des Parks verhuͤllen alle Ausſicht nach
jener Seite. Sie ziehen ſich links, nach Norden zu, unter
dem Namen des Sternes, ganz nahe an den Fahrweg
heran, der unmittelbar vor dem Garten voruͤberfuͤhrt.
Gegen Weſten und Suͤdweſten blickt man frey uͤber
eine geraͤumige Wieſe hin, durch welche, in der Ent¬
fernung eines guten Pfeilſchuſſes, die Ilm in ſtillen
Windungen vorbeygeht. Jenſeits des Fluſſes erhebt ſich
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/153>, abgerufen am 27.11.2024.
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