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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Herr Delacroix meine eigene Vorstellung bey Scenen
übertroffen hat, die ich selber gemacht habe, um wie
viel mehr werden nicht die Leser alles lebendig und
über ihre Imagination hinausgehend finden!"


Ich fand Goethe in einer sehr heiter aufgeregten
Stimmung. "Alexander von Humboldt ist diesen
Morgen einige Stunden bey mir gewesen, sagte er mir
sehr belebt entgegen. Was ist das für ein Mann! --
Ich kenne ihn so lange und doch bin ich von neuem
über ihn in Erstaunen. Man kann sagen, er hat an
Kenntnissen und lebendigem Wissen nicht seines Gleichen.
Und eine Vielseitigkeit, wie sie mir gleichfalls noch nicht
vorgekommen ist! Wohin man rührt, er ist überall zu
Hause und überschüttet uns mit geistigen Schätzen. Er
gleicht einem Brunnen mit vielen Röhren, wo man
überall nur Gefäße unterzuhalten braucht und wo es
uns immer erquicklich und unerschöpflich entgegenströmt.
Er wird einige Tage hier bleiben und ich fühle schon,
es wird mir seyn, als hätte ich Jahre verlebt."


Herr Delacroix meine eigene Vorſtellung bey Scenen
uͤbertroffen hat, die ich ſelber gemacht habe, um wie
viel mehr werden nicht die Leſer alles lebendig und
uͤber ihre Imagination hinausgehend finden!“


Ich fand Goethe in einer ſehr heiter aufgeregten
Stimmung. „Alexander von Humboldt iſt dieſen
Morgen einige Stunden bey mir geweſen, ſagte er mir
ſehr belebt entgegen. Was iſt das fuͤr ein Mann! —
Ich kenne ihn ſo lange und doch bin ich von neuem
uͤber ihn in Erſtaunen. Man kann ſagen, er hat an
Kenntniſſen und lebendigem Wiſſen nicht ſeines Gleichen.
Und eine Vielſeitigkeit, wie ſie mir gleichfalls noch nicht
vorgekommen iſt! Wohin man ruͤhrt, er iſt uͤberall zu
Hauſe und uͤberſchuͤttet uns mit geiſtigen Schaͤtzen. Er
gleicht einem Brunnen mit vielen Roͤhren, wo man
uͤberall nur Gefaͤße unterzuhalten braucht und wo es
uns immer erquicklich und unerſchoͤpflich entgegenſtroͤmt.
Er wird einige Tage hier bleiben und ich fuͤhle ſchon,
es wird mir ſeyn, als haͤtte ich Jahre verlebt.“


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[260/0280] Herr Delacroix meine eigene Vorſtellung bey Scenen uͤbertroffen hat, die ich ſelber gemacht habe, um wie viel mehr werden nicht die Leſer alles lebendig und uͤber ihre Imagination hinausgehend finden!“ Montag den 11. December 1826. Ich fand Goethe in einer ſehr heiter aufgeregten Stimmung. „Alexander von Humboldt iſt dieſen Morgen einige Stunden bey mir geweſen, ſagte er mir ſehr belebt entgegen. Was iſt das fuͤr ein Mann! — Ich kenne ihn ſo lange und doch bin ich von neuem uͤber ihn in Erſtaunen. Man kann ſagen, er hat an Kenntniſſen und lebendigem Wiſſen nicht ſeines Gleichen. Und eine Vielſeitigkeit, wie ſie mir gleichfalls noch nicht vorgekommen iſt! Wohin man ruͤhrt, er iſt uͤberall zu Hauſe und uͤberſchuͤttet uns mit geiſtigen Schaͤtzen. Er gleicht einem Brunnen mit vielen Roͤhren, wo man uͤberall nur Gefaͤße unterzuhalten braucht und wo es uns immer erquicklich und unerſchoͤpflich entgegenſtroͤmt. Er wird einige Tage hier bleiben und ich fuͤhle ſchon, es wird mir ſeyn, als haͤtte ich Jahre verlebt.“

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/280>, abgerufen am 24.11.2024.