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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Heute bey Tisch sprachen wir über Cannings treffliche
Rede für Portugal.

"Es gibt Leute, sagte Goethe, die diese Rede grob
nennen; aber diese Leute wissen nicht, was sie wollen,
es liegt in ihnen eine Sucht, alles Große zu frondiren.
Es ist keine Opposition, sondern eine bloße Frondation.
Sie müssen etwas Großes haben, das sie hassen kön¬
nen. Als Napoleon noch in der Welt war, haßten sie
den, und sie hatten an ihm eine gute Ableitung. So¬
dann als es mit diesem aus war, frondirten sie die
heilige Allianz, und doch ist nie etwas Größeres und
für die Menschheit Wohlthätigeres erfunden worden.
Jetzt kommt die Reihe an Canning. Seine Rede für
Portugal ist das Product eines großen Bewußtseyns.
Er fühlt sehr gut den Umfang seiner Gewalt und die
Größe seiner Stellung und er hat Recht, daß er spricht,
wie er sich empfindet. Aber das können diese Sans¬
cülotten nicht begreifen und was uns andern groß er¬

Heute bey Tiſch ſprachen wir uͤber Cannings treffliche
Rede fuͤr Portugal.

„Es gibt Leute, ſagte Goethe, die dieſe Rede grob
nennen; aber dieſe Leute wiſſen nicht, was ſie wollen,
es liegt in ihnen eine Sucht, alles Große zu frondiren.
Es iſt keine Oppoſition, ſondern eine bloße Frondation.
Sie muͤſſen etwas Großes haben, das ſie haſſen koͤn¬
nen. Als Napoleon noch in der Welt war, haßten ſie
den, und ſie hatten an ihm eine gute Ableitung. So¬
dann als es mit dieſem aus war, frondirten ſie die
heilige Allianz, und doch iſt nie etwas Groͤßeres und
fuͤr die Menſchheit Wohlthaͤtigeres erfunden worden.
Jetzt kommt die Reihe an Canning. Seine Rede fuͤr
Portugal iſt das Product eines großen Bewußtſeyns.
Er fuͤhlt ſehr gut den Umfang ſeiner Gewalt und die
Groͤße ſeiner Stellung und er hat Recht, daß er ſpricht,
wie er ſich empfindet. Aber das koͤnnen dieſe Sans¬
cuͤlotten nicht begreifen und was uns andern groß er¬

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[[277]/0297] Mittwoch den 3. Januar 1827. Heute bey Tiſch ſprachen wir uͤber Cannings treffliche Rede fuͤr Portugal. „Es gibt Leute, ſagte Goethe, die dieſe Rede grob nennen; aber dieſe Leute wiſſen nicht, was ſie wollen, es liegt in ihnen eine Sucht, alles Große zu frondiren. Es iſt keine Oppoſition, ſondern eine bloße Frondation. Sie muͤſſen etwas Großes haben, das ſie haſſen koͤn¬ nen. Als Napoleon noch in der Welt war, haßten ſie den, und ſie hatten an ihm eine gute Ableitung. So¬ dann als es mit dieſem aus war, frondirten ſie die heilige Allianz, und doch iſt nie etwas Groͤßeres und fuͤr die Menſchheit Wohlthaͤtigeres erfunden worden. Jetzt kommt die Reihe an Canning. Seine Rede fuͤr Portugal iſt das Product eines großen Bewußtſeyns. Er fuͤhlt ſehr gut den Umfang ſeiner Gewalt und die Groͤße ſeiner Stellung und er hat Recht, daß er ſpricht, wie er ſich empfindet. Aber das koͤnnen dieſe Sans¬ cuͤlotten nicht begreifen und was uns andern groß er¬

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. [277]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/297>, abgerufen am 24.11.2024.