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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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hatte den Ausbruch der in mir schlummernden Krank¬
heit zu beschleunigen, so trat sie jetzt, da ich wegen
meiner Wiederherstellung bedeutende Ausgaben vor mir
sah, mit ihrer ganzen Gewalt hervor.

In solcher Zeit äußerer und innerer Bedrängniß
eröffnete sich mir die Aussicht zu einer Anstellung bey
einer mit der Kriegs-Canzley in Verbindung stehenden
Commission, die das Montirungswesen der hannöveri¬
schen Armee zum Gegenstand ihrer Geschäfte hatte, und
es war daher wohl nicht zu verwundern, daß ich dem
Drange der Umstände nachgab und, auf die künstle¬
rische Bahn Verzicht leistend, mich um die Stelle be¬
warb und sie mit Freuden annahm.

Meine Genesung erfolgte rasch und es kehrte ein
Wohlbefinden und eine Heiterkeit zurück, wie ich sie
lange nicht genossen. Ich sah mich in dem Fall, mei¬
nem Freunde einigermaßen wieder zu vergüten was
er so großmüthig an mir gethan. Die Neuheit des
Dienstes, in welchen ich mich einzuarbeiten hatte, gab
meinem Geiste Beschäftigung. Meine Obern erschienen
mir als Männer von der edelsten Denkungsart, und
mit meinen Collegen, von denen einige mit mir in dem¬
selbigen Corps den Feldzug gemacht, stand ich sehr
bald auf dem Fuß eines innigen Vertrauens.

In dieser gesicherten Lage fing ich nun erst an, in
der manches Gute enthaltenden Residenz mit einiger
Freyheit umherzublicken, so wie ich auch in Stunden

hatte den Ausbruch der in mir ſchlummernden Krank¬
heit zu beſchleunigen, ſo trat ſie jetzt, da ich wegen
meiner Wiederherſtellung bedeutende Ausgaben vor mir
ſah, mit ihrer ganzen Gewalt hervor.

In ſolcher Zeit aͤußerer und innerer Bedraͤngniß
eroͤffnete ſich mir die Ausſicht zu einer Anſtellung bey
einer mit der Kriegs-Canzley in Verbindung ſtehenden
Commiſſion, die das Montirungsweſen der hannoͤveri¬
ſchen Armee zum Gegenſtand ihrer Geſchaͤfte hatte, und
es war daher wohl nicht zu verwundern, daß ich dem
Drange der Umſtaͤnde nachgab und, auf die kuͤnſtle¬
riſche Bahn Verzicht leiſtend, mich um die Stelle be¬
warb und ſie mit Freuden annahm.

Meine Geneſung erfolgte raſch und es kehrte ein
Wohlbefinden und eine Heiterkeit zuruͤck, wie ich ſie
lange nicht genoſſen. Ich ſah mich in dem Fall, mei¬
nem Freunde einigermaßen wieder zu verguͤten was
er ſo großmuͤthig an mir gethan. Die Neuheit des
Dienſtes, in welchen ich mich einzuarbeiten hatte, gab
meinem Geiſte Beſchaͤftigung. Meine Obern erſchienen
mir als Maͤnner von der edelſten Denkungsart, und
mit meinen Collegen, von denen einige mit mir in dem¬
ſelbigen Corps den Feldzug gemacht, ſtand ich ſehr
bald auf dem Fuß eines innigen Vertrauens.

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der manches Gute enthaltenden Reſidenz mit einiger
Freyheit umherzublicken, ſo wie ich auch in Stunden

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[15/0035] hatte den Ausbruch der in mir ſchlummernden Krank¬ heit zu beſchleunigen, ſo trat ſie jetzt, da ich wegen meiner Wiederherſtellung bedeutende Ausgaben vor mir ſah, mit ihrer ganzen Gewalt hervor. In ſolcher Zeit aͤußerer und innerer Bedraͤngniß eroͤffnete ſich mir die Ausſicht zu einer Anſtellung bey einer mit der Kriegs-Canzley in Verbindung ſtehenden Commiſſion, die das Montirungsweſen der hannoͤveri¬ ſchen Armee zum Gegenſtand ihrer Geſchaͤfte hatte, und es war daher wohl nicht zu verwundern, daß ich dem Drange der Umſtaͤnde nachgab und, auf die kuͤnſtle¬ riſche Bahn Verzicht leiſtend, mich um die Stelle be¬ warb und ſie mit Freuden annahm. Meine Geneſung erfolgte raſch und es kehrte ein Wohlbefinden und eine Heiterkeit zuruͤck, wie ich ſie lange nicht genoſſen. Ich ſah mich in dem Fall, mei¬ nem Freunde einigermaßen wieder zu verguͤten was er ſo großmuͤthig an mir gethan. Die Neuheit des Dienſtes, in welchen ich mich einzuarbeiten hatte, gab meinem Geiſte Beſchaͤftigung. Meine Obern erſchienen mir als Maͤnner von der edelſten Denkungsart, und mit meinen Collegen, von denen einige mit mir in dem¬ ſelbigen Corps den Feldzug gemacht, ſtand ich ſehr bald auf dem Fuß eines innigen Vertrauens. In dieſer geſicherten Lage fing ich nun erſt an, in der manches Gute enthaltenden Reſidenz mit einiger Freyheit umherzublicken, ſo wie ich auch in Stunden

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/35>, abgerufen am 23.11.2024.