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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Ich hatte indeß einen guten Schritt vorwärts
gethan, und da ich die Universität nach wie vor im
Auge behielt, so blieb nun weiter nichts übrig, als den
Privatunterricht fortzusetzen, welches denn auch mit aller
Lust und Liebe geschah.

Nach der überstandenen Last des Winters verlebte
ich einen desto heiteren Frühling und Sommer; ich
war viel in der freyen Natur, die dieses Jahr mit
besonderer Innigkeit zu meinem Herzen sprach, und es
entstanden viele Gedichte, wobey besonders die jugend¬
lichen Lieder von Goethe mir als hohe Muster vor
Augen schwebten.

Mit eintretendem Winter fing ich an ernstlich darauf
zu denken, wie ich es möglich mache wenigstens binnen
Jahresfrist die Universität zu beziehen. In der lateini¬
schen Sprache war ich so weit vorgeschritten, daß es
mir gelang von den Oden des Horaz, von den Hirten¬
gedichten des Virgil, so wie von den Metamorphosen
des Ovid einige mich besonders ansprechende Stücke me¬
trisch zu übersetzen, so wie die Reden des Cicero und
die Kriegesgeschichten des Julius Cäsar mit einiger Leich¬
tigkeit zu lesen. Hiemit konnte ich mich zwar noch kei¬
neswegs als für academische Studien gehörig vorbereitet
betrachten, allein ich dachte innerhalb eines Jahres noch
sehr weit zu kommen und sodann das Fehlende auf der
Universität selber nachzuholen.

Unter den höheren Personen der Residenz hatte ich

Ich hatte indeß einen guten Schritt vorwaͤrts
gethan, und da ich die Univerſitaͤt nach wie vor im
Auge behielt, ſo blieb nun weiter nichts uͤbrig, als den
Privatunterricht fortzuſetzen, welches denn auch mit aller
Luſt und Liebe geſchah.

Nach der uͤberſtandenen Laſt des Winters verlebte
ich einen deſto heiteren Fruͤhling und Sommer; ich
war viel in der freyen Natur, die dieſes Jahr mit
beſonderer Innigkeit zu meinem Herzen ſprach, und es
entſtanden viele Gedichte, wobey beſonders die jugend¬
lichen Lieder von Goethe mir als hohe Muſter vor
Augen ſchwebten.

Mit eintretendem Winter fing ich an ernſtlich darauf
zu denken, wie ich es moͤglich mache wenigſtens binnen
Jahresfriſt die Univerſitaͤt zu beziehen. In der lateini¬
ſchen Sprache war ich ſo weit vorgeſchritten, daß es
mir gelang von den Oden des Horaz, von den Hirten¬
gedichten des Virgil, ſo wie von den Metamorphoſen
des Ovid einige mich beſonders anſprechende Stuͤcke me¬
triſch zu uͤberſetzen, ſo wie die Reden des Cicero und
die Kriegesgeſchichten des Julius Caͤſar mit einiger Leich¬
tigkeit zu leſen. Hiemit konnte ich mich zwar noch kei¬
neswegs als fuͤr academiſche Studien gehoͤrig vorbereitet
betrachten, allein ich dachte innerhalb eines Jahres noch
ſehr weit zu kommen und ſodann das Fehlende auf der
Univerſitaͤt ſelber nachzuholen.

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[25/0045] Ich hatte indeß einen guten Schritt vorwaͤrts gethan, und da ich die Univerſitaͤt nach wie vor im Auge behielt, ſo blieb nun weiter nichts uͤbrig, als den Privatunterricht fortzuſetzen, welches denn auch mit aller Luſt und Liebe geſchah. Nach der uͤberſtandenen Laſt des Winters verlebte ich einen deſto heiteren Fruͤhling und Sommer; ich war viel in der freyen Natur, die dieſes Jahr mit beſonderer Innigkeit zu meinem Herzen ſprach, und es entſtanden viele Gedichte, wobey beſonders die jugend¬ lichen Lieder von Goethe mir als hohe Muſter vor Augen ſchwebten. Mit eintretendem Winter fing ich an ernſtlich darauf zu denken, wie ich es moͤglich mache wenigſtens binnen Jahresfriſt die Univerſitaͤt zu beziehen. In der lateini¬ ſchen Sprache war ich ſo weit vorgeſchritten, daß es mir gelang von den Oden des Horaz, von den Hirten¬ gedichten des Virgil, ſo wie von den Metamorphoſen des Ovid einige mich beſonders anſprechende Stuͤcke me¬ triſch zu uͤberſetzen, ſo wie die Reden des Cicero und die Kriegesgeſchichten des Julius Caͤſar mit einiger Leich¬ tigkeit zu leſen. Hiemit konnte ich mich zwar noch kei¬ neswegs als fuͤr academiſche Studien gehoͤrig vorbereitet betrachten, allein ich dachte innerhalb eines Jahres noch ſehr weit zu kommen und ſodann das Fehlende auf der Univerſitaͤt ſelber nachzuholen. Unter den hoͤheren Perſonen der Reſidenz hatte ich

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/45>, abgerufen am 21.11.2024.