Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.Weimar, Dienstag den 10. Juny 1823. Vor wenigen Tagen bin ich hier angekommen, heute Er hatte mir gestern, als ich anfragen ließ, diesen Das Innere des Hauses machte auf mich einen sehr Weimar, Dienſtag den 10. Juny 1823. Vor wenigen Tagen bin ich hier angekommen, heute Er hatte mir geſtern, als ich anfragen ließ, dieſen Das Innere des Hauſes machte auf mich einen ſehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0057"/> <div n="2"> <dateline rendition="#right">Weimar, Dienſtag den 10. Juny 1823.<lb/></dateline> <p><hi rendition="#in">V</hi>or wenigen Tagen bin ich hier angekommen, heute<lb/> war ich zuerſt bey <hi rendition="#g">Goethe</hi>. Der Empfang ſeiner Seits<lb/> war uͤberaus herzlich und der Eindruck ſeiner Perſon<lb/> auf mich der Art, daß ich dieſen Tag zu den gluͤcklich¬<lb/> ſten meines Lebens rechne.</p><lb/> <p>Er hatte mir geſtern, als ich anfragen ließ, dieſen<lb/> Mittag zwoͤlf Uhr als die Zeit beſtimmt, wo ich ihm<lb/> willkommen <choice><sic>ſevn</sic><corr>ſeyn</corr></choice> wuͤrde. Ich ging alſo zur gedachten<lb/> Stunde hin und fand den Bedienten auch bereits meiner<lb/> wartend und ſich anſchickend mich hinaufzufuͤhren.</p><lb/> <p>Das Innere des Hauſes machte auf mich einen ſehr<lb/> angenehmen Eindruck; ohne glaͤnzend zu ſeyn war al¬<lb/> les hoͤchſt edel und einfach; auch deuteten verſchiedene<lb/> an der Treppe ſtehende Abguͤſſe antiker Statuen auf<lb/> Goethe's beſondere Neigung zur bildenden Kunſt und<lb/> dem griechiſchen Alterthum. Ich ſah verſchiedene Frauen¬<lb/> zimmer, die unten im Hauſe geſchaͤftig hin und wieder<lb/> gingen; auch einen der ſchoͤnen Knaben Ottiliens, der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
Weimar, Dienſtag den 10. Juny 1823.
Vor wenigen Tagen bin ich hier angekommen, heute
war ich zuerſt bey Goethe. Der Empfang ſeiner Seits
war uͤberaus herzlich und der Eindruck ſeiner Perſon
auf mich der Art, daß ich dieſen Tag zu den gluͤcklich¬
ſten meines Lebens rechne.
Er hatte mir geſtern, als ich anfragen ließ, dieſen
Mittag zwoͤlf Uhr als die Zeit beſtimmt, wo ich ihm
willkommen ſeyn wuͤrde. Ich ging alſo zur gedachten
Stunde hin und fand den Bedienten auch bereits meiner
wartend und ſich anſchickend mich hinaufzufuͤhren.
Das Innere des Hauſes machte auf mich einen ſehr
angenehmen Eindruck; ohne glaͤnzend zu ſeyn war al¬
les hoͤchſt edel und einfach; auch deuteten verſchiedene
an der Treppe ſtehende Abguͤſſe antiker Statuen auf
Goethe's beſondere Neigung zur bildenden Kunſt und
dem griechiſchen Alterthum. Ich ſah verſchiedene Frauen¬
zimmer, die unten im Hauſe geſchaͤftig hin und wieder
gingen; auch einen der ſchoͤnen Knaben Ottiliens, der
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